Köln | Im Rahmen des „Stadtverschönerungsprogrammes“, einer gemeinsamen Initiative von Jobcenter Köln und Stadt Köln, wurde der Jüdische Friedhof im Kölner Stadtteil Deutz gesäubert und von Wildwuchs befreit. Mit dem Programm richten sich Jobcenter und Stadt an als schwer vermittelbar geltende Langzeitarbeitslose, um sie für die berufliche Reintegration vorzubereiten. Von Februar bis April 2013 und in den letzten beiden Juliwochen wurde dabei der rund 1,8 Hektar umfassende, ruhende Friedhof um mehrere Containerladungen Grünschnitt und Gehölz erleichtert, Grabsteine wieder freigelegt.

Das „Stadtverschönerungsprogramm“ solle Jobcenter-Kunden eine Arbeitsgelegenheit (AGH) mit individueller Qualifizierung anbieten und zugleich dazu beitragen, Köln zu verschönern, so Stefan Kulozik, Geschäftsführer des Jobcenters Köln. Man wolle Menschen die aufgrund ihrer langjährigen Arbeitslosigkeit nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelbar seien, eine sinnvolle Betätigung anbieten, die auch das Selbstwertgefühl der Teilnehmer stärke soll, so Kulozik.

„Der wirtschaftliche Aufschwung ist an Menschen über 50 Jahre, ohne Ausbildung oder mit Sprachschwierigkeiten fast spurlos vorbei gegangen“, erklärt Stefan Kulozik, Chef des Jobcenters Köln. Das große Problem sei, dass in Köln rund 20.000 HartzIV-Empfänger bereits langzeitarbeitslos und dadurch schwer vermittelbar seien. Um diese Menschen wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen und ihnen mehr gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, müsse man sie durch besondere Projekte gezielt fördern. Das Jobcenter Köln biete daher in diesem Jahr mehr als 2.200 Arbeitsgelegenheiten in unterschiedlichen Berufsfeldern an wie im Bereich Malerei, Näherei, Kinderbetreuung oder Gartenbau.  Die Dauer der Maßnahmen betrage in der Regel sechs Monate.

Aus „nah am Arbeitsmarkt“ wieder „im Arbeitsmarkt“ machen

Die Qualifizierung der Teilnehmer am „Stadtverschönerungsprogramm“ deren Ziel eine Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt ist, wird vom Konsortium Kölner Beschäftigtenträger (KKB) durchgeführt. Gudrun Kirch, Geschäftsführerin von KKB erklärte, man versuche, mit den begleitenden pädagogischen Maßnahmen dazu beizutragen aus „nahe am Arbeitsmarkt“ wieder „im Arbeitsmarkt“ zu machen. Dabei kümmern sich insgesamt rund 75 Angestellte um die 200 Plätze für Maßnahmen.   

Die gute Kooperation mit dem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen stellt der Amtsleiter Manfred Kaune heraus: „Es ist wunderbar, dass wir mit diesem außergewöhnlichen Projekt wiederum ein tolles Beispiel dafür haben, wie sinnvoll und wie erfolgreich solche Programme sein können. Jeder Beteiligte hat hiervon profitieren können und wir haben alle gemeinsam einen wichtigen Beitrag für eine gute Friedhofskultur in unserer Stadt geleistet.“ Anhand von Bildern, die vor dem großen Aufräumen aufgenommen wurden, dokumentiert er die Veränderung. „Ich bin wirklich überrascht, wie viel hier passiert ist“, so der Amtsleiter.

„Durch die tolle Unterstützung der Teilnehmer am Stadtverschönerungsprogramm erstrahlt der Jüdische Friedhof in Deutz jetzt wieder in neuem Glanz“, sagte Benzion Wieber,Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde in Köln, die den Friedhof in Deutz verwaltet. Er sprach allen an der Aktion Beteiligten seinen Dank aus. Wieber lobte auch die schnelle und unbürokratische Unterstützung durch das Grünflächenamt und die Arbeitsagentur. Ein Schreiben Wiebers mit der Bitte um Hilfe beim Aufräumen des knapp zwei Hektar großen Friedhofs an die Arbeitsagentur hatte das Auffrischen des ältesten existierenden jüdischen Friedhofs in Köln ins Rollen gebracht. Der Friedhof wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründet, die letzten Bestattungen dort fanden im Jahre 1942 statt. Seither handelt es sich bei der Begräbnisstätte um einen sogenannten „ruhenden Friedhof“. Während seiner rund 350-jährigen Nutzung fand dort einige Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe. So etwa Salomon Oppenheimer, der Begründer des Bankhauses Sal. Oppenheimer oder auch der Philosoph und Schriftsteller Moses Hess. Laut Synagogen-Gemeinde Köln wurden auf dem Jüdischen Friedhof Deutz rund 5.600 Menschen bestattet. Anders als katholische oder evangelische Friedhöfe sind jüdische Friedhöfe ewig, das heißt Gräber werden nicht nach einigen Jahrzehnten geräumt, es finden keine weiteren Bestattungen statt.

Dabei verfügt der Friedhof über eine eigene Vegetation, ist eine Art Biotop. Um diese Pflanzenvielfalt kümmert sich seit Jahren Dirk Reichert vom Amt für Landschaftspflege Grünflächen Köln mit besonderer Hingabe. Er gilt seit langem als die „gute Seele“ des Deutzer Friedhofs. Im Rahmen der jüngsten Maßnahmen, in die er auch involviert war, sprachen ihm alle Beteiligten ihren besonderen Dank aus.  

Autor: Daniel Deininger
Foto: Der Jüdische Friedhof in Deutz.