Köln | Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und am Mittwoch beginnt für die Kölner Schüler das neue Schuljahr 2016/2017. Das Dezernat für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln hat heute Vormittag einen Ausblick auf die Entwicklungen und Herausforderungen im bevorstehenden Bildungsjahr gegeben: Die Versorgung von Flüchtlingskindern mit Kitaplätzen, die allgemeine Bedarfsdeckung in der Kinderbetreuung, Inklusion, offene Ganztagsschulen und Sprachförderung für Geflüchtete sind die Themen, die das Bildungsjahr 2016/2017 im Wesentlichen bestimmen.

Bedarf an Kitaplätzen steigt weiter an

Seit 2007 ist die Anzahl der Geburten in Köln insgesamt um circa 21 Prozent angestiegen.Damit besteht für Frau Dr. Agnes Klein, Leiterin des Dezernats für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln, im kommenden Bildungsjahr weiterhin ein steigender Bedarf an Kitaplätzen für unter 3 Jährige (U3) und 3-6 Jährige (Ü3). Zurzeit gibt es in Köln 660 Kitas. Im kommenden Kitajahr 2016/17 sollen weitere 16 Kitas hinzukommen. Damit gibt es ab deren Inbetriebnahme im Oktober 2016 für die U3 456 neue Plätze und für die Ü3 684 neue Plätze. Diese neuen Betreuungsplätze verteilen sich unterschiedlich auf die einzelnen Kölner Stadtviertel.

Insgesamt soll es am Ende des Kitajahres 2016/17, 13203 Betreuungsplätze (aktuell: 12871 Betreuungsplätze) für die U3 geben. Die Versorgungsquote läge dann – bezogen auf die 0 bis 3 Jährigen – bei rund 41 Prozent. Köln sei zwar damit bei der Versorgung von unter 3 Jährigen mit Betreuungsplätzen – im Wechsel mit Düsseldorf – Spitzenreiter in NRW. „Das reicht aber nicht. Man muss weitere Kitas errichten“, so Frau Dr. Klein. Bis 2020 soll die Versorgungsquote für die U3 auf 50 Prozent erhöht werden. Bei den Ü3 soll die Versorgungsquote bis Ende des Kitajahres 2016/17 mit 31306 Betreuungsplätzen (aktuell: 30793 Betreuungsplätze) von 97 Prozent (Stand: August/September 2016) auf 99 Prozent erhöht werden.

Für Eltern besteht die Möglichkeit ihr Kind mit Behinderung oder mit drohender Behinderung in einem Regelkindergarten oder in einer ehemaligen integrativen Kindertagesstätte unterzubringen. Im vergangenen Kitajahr wurden 700 Kinder – nach Wunsch oder Wahl der Eltern – in 134 städtischen Kindertagesstätten untergebracht.

Stufenkonzept „Kölner Modell“: Kindertagesbetreuung für Flüchtlingskinder in Köln

Einer der zentralen Herausforderungen sieht das Dezernat unter der Leitung von Frau Dr. Klein in der Integration von Flüchtlingskindern in Kindertagesstätten. Zurzeit sind circa 1.500 Flüchtlingskinder in Flüchtlingsunterkünften in Köln untergebracht. Davon werden zurzeit jedoch nur 33 Prozent in Kindertagesstätten betreut. Für Flüchtlingskinder, die ihren Aufenthaltsort in Deutschland haben, besteht genauso wie für deutsche Kinder bis zur Vollendung des ersten Lebensjahrs ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz.

Infolge der erhöhten Anzahl an Flüchtlingen und dem damit verbundenen Bedarf an Betreuung für Flüchtlingskinder entwarf die Jugendverwaltung das Stufenkonzept „Kölner Modell“ zur Integration und Förderung von Flüchtlingskindern. Dessen Ziel ist die Entwicklung von Brückenprojekten, die sofortige Ermittlung und Versorgung aller Kinder mit einem Rechtsanspruch und der Aufbau eines Netzwerkes zwischen beteiligten Dienststellen, freien Trägern und sonstigen Stellen. Vorrang haben vor allem die Brückenprojekte und Schnupperkurse. Sie sollen Flüchtlingsfamilien einen erleichterten Zugang zu dem – ihnen teilweise noch unbekannten – System der Kindertagesbetreuung in Deutschland verschaffen.

Das Land NRW fördert seit dem 01. August 2015 verschiedener solcher Angebote. Bisher gibt es 17 Projekte mit 177 Kindern, die insgesamt mit 511800 Euro gefördert werden. Beispielsweise gibt das mobile Kita Fahrzeug von Step Kids. Klaus-Peter Völlmecke. stellvertretender Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familie, erachtet gerade diese Brückenprojekte als „sinnvoll, da sie vertrauensbildende Maßnahmen darstellen“.

Darüber hinaus fördert die Stadt Köln seit 2015 Freizeitangebote verschiedener anerkannter Träger der Jugendhilfe für geflüchtete Kinder und Jugendliche.

Weniger Schulen, weniger Schüler aber mehr Plätze an offenen Ganztagsschulen

Im Schuljahr 2016/17 gibt es vier Schulen weniger als im vergangenen Schuljahr. Drei Hauptschulen (HS Dellbrücker Mauspfad, HS Nürnberger Straße, HS Ostlandstraße), drei Realschulen (RS Dellbrücker Mauspfad, RS Severinswall, RS Frankstraße) sowie die Förderschule Vietorstraße und die Förderschule Kolkrabenweg wurden zum Schuljahr 2016/17 geschlossen. Der Gemeinschaftsgrundschulzweig der Kardinal-Frings-Schule ist nun Teil eines gemeinsamen Grundschulverbunds KGS Vogelsanger Straße. Die Zahl der Schüler an städtischen Schulen ging im Vergleich zum Vorjahr (134834 Schüler) auf 134703 Schüler zurück.

Im Bereich der offenen Ganztagsschulen hat der Rat der Stadt Köln bereits am 10.05.2016 die Anzahl an Plätzen an offenen Ganztagsschulen um 1000 Plätze erhöht. Insgesamt gibt es in Köln damit 28900 Plätze an 152 offenen Ganztagsschulen.

Mehr Schüler im „Gemeinsamen Lernen“

Im Bereich der Inklusionsentwicklung an Kölner Schulen zeigt sich ein positiver Aufwärtstrend. Im Schuljahr 2015/16 befanden sich rund 3000 Schüler (Schuljahr 2014/15: 2600 Schüler) im sogenannten „Gemeinsamen Lernen“. „Gemeinsames Lernen“ umschreibt all jene allgemeine Schulen, an denen die Förderungsschwerpunkte Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache angeboten werden.

Kölner Volkshochschule weitet Sprachförderprogramm für Geflüchtete weiter aus

Bis Mitte 2015 erhielten Flüchtlinge keinen Zugang zu Integrationskurse und berufsbezogenen Sprachmaßnahmen. Anfang 2016 wurden diese erstmalig für Flüchtlinge geöffnet. Bundesweit rief der Bund am 01.07.2016 das von ihm entwickelte „Gesamtprogramm Sprache“ (GPS) ins Leben. Dieses setzt sich aus Integrationskursen und berufsfördernden Sprachkursen zusammen. Im lokalen Zusammenhang bedeutet das GPS, dass die Kölner Volkshochschule ihr Sprachförderprogramm weiter ausweiten wird: Ab 2017 gibt es 120 zusätzliche Integrationskurse (insgesamt: 384) sowie 40 zusätzliche Kurse zur berufsbezogenen Sprachförderung. Bis 2019 ist ein Angebot von 100 Kursen zur berufsbezogenen Sprachförderung mit 2000 Teilnehmerplätzen geplant.

Autor: Louis Goral-Wood