Eine Riesensauerei: Ganze Kasematten sind randvoll mit Müll

Faszinierende Entwicklung von militärischer Nutzung zu sozialem Grün
Das Fort VII liegt knapp hinter dem Kreuzungsbereich am Eifeltor, dem Oberen Komarweg und der Militärringstraße. Das Fort VII ist eines der wenigen Forts das nicht in städtischem Besitz ist, sondern der Deutschen Bundesbahn AG gehört. Das Fort steht unter Denkmalschutz. Versteckt und überwuchert von dichtem Grün ist das Fort fast nicht zu finden. Mit dem Bau des Forts wurde 1871 begonnen und 1883 war die Anlage fertiggestellt. Das Fort VII so Jung wurde nie zu militärischen Zwecken genutzt und sollte nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrages zerstört werden. Konrad Adenauer rettete die Anlagen vor der völligen Zerstörung, indem er die Forts einer neuen Nutzung zuführte und den äußeren Grüngürtel anlegen ließ. Dr. Bauer, vom städtischen Amt für Landschaftspflege und Grünflächen, der mit 12 Teilnehmer eine Radrundtour durchs Kölner Grün und die Forts machte würdigte ebenfalls diese besondere Leistung von Konrad Adenauer: "Der äußere und innere Grüngürtel habe in den Jahren von 1928 bis Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts eine faszinierende Entwicklung von militärischer Nutzung hin zu sozialem Grün genommen. Denkt man alleine an die vielen Sportmöglichkeiten in den Kölner Grüngürteln."

Faszinierende Treppenhäuser, lange Gänge und intakte Kasematten
Das Fort VII ist riesig. Wer hineingehen will benötigt unbedingt eine Taschenlampe, denn es ist stockfinster. Zwar hängen in den langen Gängen noch Drähte und Elektrokabel von den Decken und wer genau hinsieht findet auch noch Schalter, aber all das ist lange außer Betrieb. Überall liegen Mauerreste Steine und unsäglich viel Müll herum. Auch mussten die Rundgänger immer wieder Mauerreste überwinden, Treppenhäuser mit fehlenden Stufen besteigen und durch niedrige Gänge in gebückter Haltung gehen. Das Fort fasziniert, denn man erwartet von außen nicht, dass es noch einmal fünf Meter tiefer unter die Erde geht. Und dort herrscht dank ausgefeilter Lüftungstechnik heute noch extrem klare und gute Luft. Klar der Putz bröckelt und man spürt die Feuchtigkeit im Gemäuer, Salze blühen aus. In einem Gang kann man noch ein blaues Mäanderband bewundern und die Aufschrift "Telegraph". Die Kasematten – das sind die Zimmer in denen früher die Soldaten wohnten – sind im oberen Bereich mit Brettern oder Drahtgittern fest verschlossen. Im tiefergelegenen Geschoss, das einst frei lag, aber der Graben davor wurde verfüllt, kann man noch erahnen wie die Fensterfronten aussahen. Mit runden Bögen und zweigeteilt. Im unteren Bereich gibt es aber auch viele Kasematten die randvoll mit Müll verfüllt sind. Das ist aber nicht etwa Müll aus dem letzten Jahrhundert, sondern Müll der Neuzeit und das ist eine riesengroße Sauerei.

Riesensauerei: Ganz Kasematten mit Müll verfüllt
Hannelore Jung erklärt woher der Müll stammt. Aus der angrenzenden Schrebergartensiedlung. Dort haben einige Bewohner illegal feste Häuser errichtet und sogar der Postbote kommt vorbei. Allerdings ist die Siedlung nicht an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen noch dazu in einem Wasserschutzgebiet. Schwarze Schafe unter den Schrebergartensiedlern nutzen jetzt die Anlage immer wieder dafür um illegal ihren Müll zu entsorgen. Dabei scheuen sie auch nicht davor zurück Decken aufzubrechen und die denkmalgeschützte Anlage zu zerstören. Die Anlage übt dennoch einen unglaublichen Reiz aus, auch architektonisch. Große Treppenhäuser, die Kreuzbogenkonstruktionen der Kasematten, die langen hohen Gänge beflügeln die gestalterische Phantasie. Man kann von einmaliger Architektur sprechen.


Die Visualisierung aus dem Architekturbüro Jung zeigt eine mögliche Fassade des renovierten und umgenutzten Fort VII. (Illustration: Architekturbüro Jung)

Gute Idee: Hotel- und Wellness-Oase mitten im Grüngürtel
Das Denkmal darf nur gewerblich genutzt werden. Hannelore Jung hat mit ihrem Team einen interessanten Vorschlag erarbeitet. Ein Hotel mit angeschlossenem Wellnessbereich und großer Gastronomie mitten im Grünen. Die Architektin hat das Objekt vor 12 Jahren entdeckt, da sie für einen Schreiner eine denkmalgeschützte Anlage suchte. Leider ging der Schreinerbetrieb insolvent und so konnte trotz positiver Wertung auch von Seiten der Behörden das Projekt nicht realisiert werden. Aber auch für das Hotel gibt es aus dem Stadtentwicklungsausschuss positive Signale. Nur gegen eine Wohnbebauung stellt sich die Stadt quer, obwohl man dafür schneller einen Investor gewinnen könnte. Jetzt sucht man einen Investor der das rund 55 Millionen Euro teure, aber sicherlich einmalige Hotel-Projekt in Angriff nimmt. Zunächst müsste man allerdings wieder den fünf Meter tiefen Graben herstellen, damit das Gemäuer freigelegt wird und damit auch die Feuchtigkeit aus dem Bau austreten kann. 165 Hotelzimmer könnten entstehen auf einer Bruttogeschoßfläche von 68.000 Quadratmetern. Und die Gegend rund um das Eifeltor würde ein solcher Komplex durchaus aufwerten.

In den 50er Jahren noch hui und in den 60er Jahren begann der Verfall
Spannend auch, was ein Teilnehmer der Führung aus seinem eigenen Erleben erzählte. Der Mann war 1953 als Junge nach Köln gekommen und durchstreifte das Gebiet mit seinem Vater. Damals war alles in Ordnung, das Dach geteert und die Anlage total in Ordnung. Hannelore Jung erklärte, dass man unmittelbar nach dem Krieg Kölnerinnen und Kölner in Fort VII einquartiert hatte, die ausgebombt worden waren. Dann wurde das Gelände als Lager der Deutschen Bahn genutzt und ein Mann der Rasenmäher und Motorräder reparierte betrieb einen kleine Werkstatt. Schon in den 60er Jahren begann der Verfall, das Dach überwuchert von Grün und ein Teil eingestürzt. Erst kürzlich war die Anlage in die Schlagzeilen geraten, als eine Schieberbande dort ihr Lager für Autoreifen illegal untergebracht hatte.

Köln liebt seine preußische Vergangenheit nicht wirklich, das ist bekannt. Aber in den alten Festungsanlagen steckt Potential, vor allem weil sie so einmalig sind. Mit jedem Jahr in dem Verfall ein Stückchen weitergeht, rückt eine Sanierung in noch weitere Ferne. Zeit sich mit vereinten Kräften um neue Nutzungen und Investoren zu kümmern und private Initiativen, wie die von Hannelore Jung zu fördern.

Hinweis der Redaktion: Das Fort VII ist zu normalen Zeiten fest verschlossen und kann nicht individuell besichtigt werden. Eine Besichtigung ist nur im Rahmen des einmal im Jahr stattfindenden Tag des Forts mit einer Führung möglich.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung