Analyse von Zellproteinen und Geschossen
Nach einem Jahr Bauzeit konnte das neu sanierte Gebäude am Melatengürtel wieder bezogen werden. Der Aufgabenbereich der Rechtsmedizin hat sich in den vergangen 20 Jahren erheblich vergrößert. Zum Beispiel die Identifizierung unbekannter Toter mittels DNA-Untersuchungen oder die Abstammungsbegutachtungen gab es in heutiger Form damals nicht, deshalb war die Sanierung notwendig.
Im obersten Stock residiert nun der Forschungsbereich Science I, hier werden neue Analysemöglichkeiten entwickelt. „Die Aufgabe der Rechtsmedizin in Köln erschöpft sich nicht allein in unserer Lehre und den Dienstleistungen, die wir für den Staat erbringen“, so Prof. Markus Rothschild, Direktor des Instituts. „Auch unsere Techniken und Methoden müssen sich weiterentwickeln.“ Unter seiner Leitung arbeiten Forscherteams zum Beispiel an der Nutzbarmachung von Zell-Proteinen. Diese Proteine sind im Gegensatz zur DNA dynamisch und verändern ihren Zustand je nach Zelltyp und Umweltbedingungen. Versteht man diese Zusammenhänge, könnte man mit einer Proteinanalyse zum Beispiel den Todeszeitpunkt genauer bestimmen als es heute mit der Körpertemperaturmessung möglich ist. Im Keller des Gebäudes wurde ein Schießkeller neu eingerichtet. Er ermöglicht Forschungsarbeiten zum Thema „Wundballistik“ von Prof. Rothschild, also dem Verhalten von Geschossen beim Eintreten in den Körper.

Ambulanz neu konzipiert
Völlig neu wurde auch die rechtsmedizinische Ambulanz konzipiert. In zwei neuen Untersuchungsräumen können von den Rechtsmedizinern Verletzte bei Verdachtsfällen von Kindesmisshandlung, häuslicher Gewalt und anderen Gewalteinwirkungen begutachtet und untersucht werden. Dazu laufen erste Forschungsprojekte, so zusammen mit dem LKA NRW unter der Fragestellung der : Welchen Einfluss hat die ärztliche Dokumentationsqualität für das juristische Verfahren und seinen Ausgang? „Die Rechtsmedizin ist mit ihren Forschungsschwerpunkten außergewöhnlich gut aufgestellt“, so Prof. Dr. med. Edgar Schömig, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln. Die Qualität der labortechnischen Untersuchungen, zum Beispiel in der Toxikologie, wird zudem ergänzt durch die Gutachtertätigkeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,  die sie unter anderem vor Gericht führt. Dadurch können die Laborergebnisse mit dem gesamten Geschehen abgeglichen werden. „Die hohe Qualität der praktischen Arbeit garantiert auch eine herausragende Lehre“, erläutert Prof. Schömig. Das Institut für Rechtsmedizin führt die Lehre im Fach Rechtsmedizin für die Medizinischen Fakultäten der Universität zu Köln sowie der RWTH Aachen durch. Die Lehre findet für beide Fakultäten im reformierten Modellstudiengängen statt – meist im Kleingruppenunterricht. Von beiden Fakultäten (Köln und Aachen) wurde die Lehre bereits ausgezeichnet. In Köln errang das Institut für Rechtsmedizin in den letzten fünf Jahren immer einen der ersten drei Plätzen, zwei Mal sogar den 1. Platz im Preis der Lehre. Im Institut werden regelmäßig Fortbildungen für die Fachhochschule für öffentliche  Verwaltung, die Bundespolizei, das Polizeifortbildungsinstitut Neuss und die Feuerwehr Köln angeboten.

[nh; Quelle: Uniklinik Köln]