13 so genannte „Veeedelsentdecker“ mit und ohne Behinderung haben sich 2011 auf den Weg gemacht, ihr Viertel zu erkunden. In einem Heft stellen sie nun in einfacher Sprache Orte für Freizeit, Spaß und das tägliche Leben vor. Zunächst erschienen sind Broschüren für die Veedel Ehrenfeld, Mülheim und Kalk.

Veeldesentdecker unterwegs

Hella Lennartz ist ein wahres Ehrenfelder Urgestein. Die 50-Jährige lebt seit fast 49 Jahren im Veedel. Lange Jahre hatte sie in verschiedenen Heimen und Wohnungsgruppen für geistig Beeinträchtigte gelebt. Seit zwei Jahren wohnt sie nun in ihrer eigenen Wohnung in Ehrenfeld. Auch zuvor bummelte Lennartz alleine durch ihr Veedel – am liebsten auf der Venloer Straße oder der Landsmannstraße. Denn dort gibt es neben vielen Geschäften auch gemütliche Cafes. Zusammen mit der Beratungsstelle KoKoBe und weiteren Erwachsenen mit und ohne Behinderung war sie im Sommer und Herbst nun als „Veedelsentdeckerin“ unterwegs. Zusammen suchten sie zehn Orte für die Freizeit und das tägliche Leben auf – von der Polizei über Einkaufsorten bis hin zu Cafes und dem Kino. Selbst Hella Lennartz entdeckte dabei einen Ort in Ehrenfeld, den sie noch nicht kannte: Die Minigolfanlage am Fernsehturm. Weil die im Winter geschlossen ist, will sie die in diesem Jahr gerne noch besuchen.

Als Ergebnis dieser Touren ist nun eine Entdecker-Broschüre für Ehrfenfeld entstanden. In einfacher Sprache werden darin die Orte im Veedel vorgestellt, die von den Entdeckern selbst besucht und hinsichtlich ihrer Besonderheit und Barrierefreiheit begutachtet wurden. Neben ersten Impressionen enthalten die Texte übersichtliche Informationen zu Öffnungszeiten, Ansprechpartnern, Barrierefreiheit und der Anreise. In Ehrenfeld werden etwa das Bürgerzentrum, der Takupark, die Kletterfabrik, das Cinenova, das Cafe Franck, die Bücherei und ebendiese Minigolfanlage vorgestellt. Darüber hinaus werden auch die Polizei, das St. Franziskus Krankenhaus und die Venloer Straße präsentiert. Ziel der Hefte ist es, die „Veedelsentdecker“ selbst an der Gesellschaft teilhaben zu lassen, aber auch anderen Menschen mit Behinderung und Sprach-Schwierigkeiten in das jeweilige Veedel einzuführen, damit sie sich dort noch mehr Zuhause fühlen.

„Wir wollen versuchen, möglich zu machen, was geht“

Neben der Broschüre in Ehrenfeld sind auch Hefte für Mülheim und Kalk erstellt worden. Weitere Hefte für die Kölner Südstadt sowie ein gemeinsames Heft für Weiß, Rodenkirchen und Sürth sollen folgen. Ermöglicht werden können sie jedoch nur durch die finanzielle Unterstützung der Stadt. „Wir wollen versuchen, möglich zu machen, was geht“, erklärte heute Kölns Sozialdezernentin Henriette Reker. Sie zeigte sich von dem Projekt höchst angetan und wünschte sich weitere „Veedelsentdecker“ für andere Kölner Viertel. Finanzielle Zusagen konnte sie heute jedoch noch nicht machen.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Die Veedelsentdecker Rainer Strack und Hella Lennartz mit der Diplom-Sozialarbeiterin Silke Breker (r.)