Berlin | Deutschland liegt bei der Elektrifizierung seiner Bahnstrecken im europäischen Vergleich deutlich hinten: Nach Analysen des Lobbyverbandes „Allianz pro Schiene“, über die die „Welt“ (Dienstag) berichtet, sind nur 60 Prozent des deutschen Schienennetzes in Händen des Bundes elektrifiziert. Die Unterschiede sind dabei je nach Bundesland enorm, wie die „Allianz pro Schiene“ ausgewertet hat: In Schleswig-Holstein sind demnach immer noch 71 Prozent der Strecken nur für Dieselzüge ausgelegt, verfügen also über keine durchgehenden Stromleitungen. In Bremen sind dagegen 96 Prozent der Strecken elektrifiziert, im Saarland und in Hessen 81 beziehungsweise 67 Prozent. Auch in NRW und Köln betreibt die Deutsche Bahn das sogenannte Dieselnetz „vareo“ mit insgesamt sieben Linien.

In Baden-Württemberg und Brandenburg sind es 63 beziehungsweise 61 Prozent. Neben Schleswig-Holstein und Thüringen liegen Rheinland-Pfalz mit nur 42 Prozent und Sachsen mit 41 Prozent aller Strecken, die elektrifiziert sind, hinten. In der Schweiz stehen alle Schienenwege unter Strom, in Österreich sind es 70 Prozent.

Aber auch Länder wie Spanien, Polen, Schweden oder die Niederlande sind deutlich weiter beim Ausbau ihres Oberleitungsnetzes als Deutschland. „Allianz pro Schiene“ fordert nun einen zügigen Ausbau der stromgeführten Trassen. „Schon allein für die nötigen Alternativstrecken für Fälle wie Rastatt brauchen wir den Ausbau von stromführenden Strecken“, sagte „Allianz pro Schiene“-Chef Dirk Flege.

Von der neuen Bundesregierung fordere man ein „Sonderprogramm Elektrifizierung“ und eine Elektrifizierungsquote von 70 Prozent bis 2025.

Auch in der Kölner Region sind viele Strecken nicht elektrifiziert

Im Jahr 2013 übernahm die Bahntochter DB Regio für 20 Jahre den Betrieb des „vareo“-Netzes, also einen nichtelektrifizierten Zugverkehr und dies im dichtbesiedelten Rheinland. Der vareo ist ein gemeinsames Angebot des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) sowie der Zweckverbände Westfalen-Lippe (NWL) und Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord). Der Markenname „vareo – Der Zug für die Region“ setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Regionen zusammen in denen er fährt: Voreifel, Ahrtal, Rhein, Eifel und Oberbergisches Land. Und so betreibt man zwei Regionalexpress und fünf Regionalbahnlinien an der Ahr, am Rhein, in der Eifel, Voreifel und im Oberbergischen Land und Oberen Volmetal mit Dieselzügen. Und man hat auch hier noch kräftig in den letzten Jahren investiert und etwa 2016 neun Fahrzeuge des Typs Coradia LINT 54 umgebaut. DB-Regio schreibt die Verlängerung der Züge sei aufwändig gewesen, die jetzt zwischen Köln und Trier und Köln und Meinerzhagen im Dieselbetrieb pendeln und damit natürlich auch mitten durch die Kölner Umweltzone fahren.

Im Dieselbetrieb befinden sich die Strecken „vareo“-Voreifel mit den Linien S 23 und RB 23, von Bonn über Euskirchen nach Bad Münstereifel. Auch die Strecke Bonn nach Ahrbrück, also der RB 30 und RB 39 fahren mit Diesel. Die Strecken Köln über Gerolstein nach Trier, der RE 12, RE 22/RB 22 und RB 24 sowie der „vareo“-Oberbergisches Land RB 25 von Köln nach Meinerzhagen sind nicht elektrifiziert. Seit 2013 wurden viele Bahnhöfe des „vareo“-Netzes ausgebaut darunter auch die Haltepunkte des „vareo“ Eifel, wie Köln-West, Erftstadt, Weilerswist, Nettersheim, Jünkerath und andere.

Die im Kölner Dieselnetz eingesetzten Züge verfügen nicht über einen Rußpartikelfilter, dafür aber über eine AdBlue-Technik, also Harnstoffeinspritzung.

Umweltbundesamt fordert Einbau von Filtern in Dieselloks

Im Jahr 2014 fordert die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA) Maria Krautzberger die Umweltzonen weiterzuentwickeln: „Wir favorisieren eine Ausweitung der Umweltzone auf Baumaschinen, Binnenschiffe oder Dieselloks und auch auf weitere Verkehrswege. Da in vielen Kommunen die europäischen Grenzwerte für Luftschadstoffe noch überschritten werden, empfehlen wir neben der Einrichtung von Umweltzonen, den Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehr in ambitionierter Weise zu fördern.“ Am 15. Juni forderte das UBA den Einbau von Partikelfiltern in Dieselloks, um deren Schadstoffausstoß zu verringern.

Autor: dts, ag