Einen Vertrag über ein DSL-Paket abgeschlossen, obwohl man gar keinen Computer besitzt: Im vergangenen Jahr meldeten sich viele Senioren bei der Verbraucherzentrale Köln, die so etwas erlebt hatten. „Häufig war den Senioren gar nicht bewusst, dass sie einen Vertag abgeschlossen haben. Manchmal haben sich die Verkäufer derartiger Produkte auch als Telekom-Mitarbeiter ausgegeben, obwohl sie es gar nicht waren“, berichtet Susanne Bauer-Jautz, Leiterin der Kölner Verbraucherzentrale. Nicht selten wussten  die Geschädigten auch nicht, dass sie telefonisch einen Vertrag abgeschlossen hatten. Als dann die Bestätigung per Post oder per E-Mail kam, landeten die im Müll weil sie für Werbung hielten.

Unseriöses Vorgehen kein Einzelfall
 „Wir empfehlen, nie persönliche Daten wie Adressen oder Kontonummern am Telefon mitzuteilen. Zudem sollte man immer die Post überfliegen, weil sich ja doch ein Vertrag darunter verbergen könnte.“ Ungewöhnlich sei die Strategie der Telekommunikationsanbieter nicht: „In der Branche wird wegen des großen Preiskampfs mit harten Bandagen gekämpft. Man kann nicht sagen, dass es nur einzelne Unternehmen sind“, sagt Bauer Jautz.

Beratungen nur noch per E-Mail vereinbaren
Genau 42.081 Anfragen verzeichnet die Kölner Verbraucherzentrale in ihrem Geschäftsbericht für das vergangene Jahr, der heute vorgestellt wurde. Im Vergleich zu 2006 waren das rund 1.000 weniger. „Der Verlust kam daher zustande, weil wir weniger Veranstaltungen besucht haben, bei denen wir Beratungen angeboten haben“, so Bauer-Jautz. Aufgrund des Andrangs werden künftig Beratungen nur noch nach einer vorherigen Terminvereinbarung über das Telefon oder per E-Mail odmöglich sein.

Musterbrief gegen Abzocker
Zu den weiteren Schwerpunkten in 2007 gehört auch die Abzocke durch Anbieter von unseriösen Internetseiten,  wie etwa
www.lebenserwartung.de, www.hausaufgaben.de oder www.free-sms.de Dort gab es im vorigen Jahr 1.540 Anfragen. Das Problem: Bei solchen Anbietern sei die Preisangabe ganz unten auf der Seite angegeben. In vielen Fällen handele es sich um Zweijahresabonnements für 198 Euro. „So etwas ist jedoch wegen Täuschung anfechtbar, die Preisangabe muss vor dem Startbutton zu sehen sein“, erklärt Bauer-Jautz. Wehren können sich Geschädigte mit einem Musterbrief, der kostenlos auf www.verbraucherzentrale.nrw.de zum Runterladen ist. Dennoch warnt die Leiterin der Zentrale: Selbst nach Verschicken des Musterbriefs würden in manchen Fällen vorgetäuschte Mahnbriefe oder Schreiben von Inkassobüros kommen. „Dann muss man prüfen, ob die Briefe echt oder fingiert sind“, so Bauer-Jautz, die auch rät, vermeintlich entfallene Beträge nicht zu zahlen.

Überrascht hat hingegen Bauer Jautz, dass sehr viele Senioren den Stromanbieter wechseln wollten. Zwischen August und Dezember 29007 zählte die Zentrale insgesamt 712 solcher Wünsche. Dies wirkte sich auch auf die Energieberatung aus. Dort gab es mit 436 Anfragen 92 mehr als in 2006.

Energiespar-Tipps für Häuslebauer
Hohe Energiepreise stehen auch im Zusammenhang mit dem Energieausweis. Hausbesitzer haben bis zum 1. September dieses Jahres die Wahl zwischen dem Bedarfsausweis und dem Verbrauchsausweis. Daher erwarten die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Köln eine stärkere Nachfrage nach Beratung in diesem Bereich. „Wenn bald sowieso etwas am Wohngebäude verändert werden soll, empfehlen wir den Verbrauchsausweis“, sagt Energieberater Hans-Dieter Meyer. Der sei zwar in der Erfassung und Analyse der Datenmenge aufwändiger, aber dafür sei auch klarer, wie der Energiebedarf zu reduzieren sei. Allerdings werden die Energie-Experten, die das Gebäude untersuchen, nicht nach ihren Qualifikationen überprüft. Hilfreiche Internetseiten seien dazu die der Deutschen Netzagentur,
www.dena.de oder www.bafa.de, die unabhängige Fachleute in ganz Deutschland auflistet.

In diesem Jahr will sich die Verbraucherzentrale Köln darauf konzentrieren, Anbieter von „Essen auf Rädern“ zu untersuchen. Zudem erwartet sie  vermehrt Anfragen zum Urheberrecht, wenn etwa Schüler illegal Musiktitel aus dem Internet runterladen.

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Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: Rainer Sturm/www.pixelio.de