Köln | Am Montag stellte die Verwaltung der Stadt Köln ihre ÖPNV-Roadmap vor. [report-k berichtete >] Roland Schüler, der sich selbst als Verkehrsexperte bezeichnet, fasste dazu seine Anmerkungen zusammen und macht darauf aufmerksam, dass die Pläne der städtischen Verwaltung nicht sonderlich neu sind. Report-K veröffentlicht die umfangreiche Zusammenstellung von Roland Schüler im Wortlaut (kursiv gesetzt).

„Presseinformation zur Vorstellung von Maßnahmen für den Stadtbahnausbau und -neubau – Von Roland Schüler“

Der Name ist Programm. Wer seine Maßnahmen überschreibt mit ÖPNV-STRASSEN-Plan (ÖPNV-Roadmap), der darf sich nicht wundern, wenn es nicht ernst genommen werden kann. Was ist neu an der Mitteilung 2018 der ÖPNV Roadmap Maßnahmen für den Stadtbahnausbau – und –neubau?

Erschreckend wenig:

– Alles war schon im Plan Netzerweiterung vorhanden aus 10/2015


– Das Alles (und viel mehr) ist schon im Plan Stadtbahnnetz vom 05.07.1999

– Gesamtverkehrskonzept der Stadt Köln von 1992

Seit 28 Jahren Pläne – aber warum wurde bei keinem einzigen diese Maßnahmen der Aufstellung bisher keine Gleise verlegt oder ein Bahnsteig gebaut? Auch nach dieser Mitteilung geht es nicht los mit, sondern es folgen viele Arbeitsschritte.

Und wer soll es nun machen? KVB und Stadtverwaltung teilen sich jetzt die Projekte auf. Doch die Erfahrung mit beiden Akteuren ist denkbar schlecht:

Seit 10 Jahren versucht die Verwaltung der Stadt Köln 700m Gleise + 1 Bahnsteig für die Verlängerung der Linie 3 nach Bocklemünd/Mengenich zu bauen: Nix passierte. Im Sommer 2018 sollte der Betrieb aufgenommen werden, doch nun wird schon von September 2018 geredet.

Seit 18 Jahren liegen ausgearbeitete Pläne für eine Stadtbahnanbindung nach Widdersdorf vor (Machbarkeitsstudie). Die Verwaltung hat bisher der Politik keine Vorlage zu einer Entscheidung ob Linie 1 oder Linie 4 verlängert wird vorgelegt. Daher ist diese Strecke unter weitere Projekte gerutscht und der schwarze Peter wird der Politik zugeschoben.

Seit über 40 Jahren soll die Straßenbahn Linie 7 nach Zündorf Süd mit knapp 2km und 2 Haltestellen gebaut werden. Nach jahrelangem Nichtbearbeiten durch die Verwaltung wird diese kurze Strecke – trotz des wichtigen Wohnungsbaus – nicht vorrangig bearbeitet.

In der Kosten-Nutzen-Rechnung für die Nord-Süd-Stadtbahn war der Ausbau der Gürtelstrecke Linie 13 absolut notwendig, um erfolgreich zu sein. Danach hat die KVB als Projektträger Nord-Süd-Stadtbahn den Ausbau des Gürtels fallen gelassen.

Nun fangen die Akteure mit der schwersten Herausforderung an, der Unterquerung der Eisenbahn mit dem Neubau einer S-Bahn-Haltestelle. Sinnvoller und schneller ist die oberirdische Strecke von der Bonner Straße bis zur Eisenbahn zu machen. Zudem liegen seit 2014 Konzeptskizzen für den Klettenberggürtel bei Erhalt des Wochenmarktes vor.

Seit Bau der Siedlung Neu-Brück in den 60er Jahren des letzten Jahrtausends soll es eine Straßenbahnanbindung geben. Nach jahrzehntelangem Nichtstun durch die Verwaltung wird dieses Projekt erst nach Ertüchtigung der Ost-West-Achse möglich. Damit dies zügig machbar ist, darf die Ost-West-Achse kein zeitraubendes Tunnelprojekt beinhalten.

Barrierefreiheit wird nur am Rande erwähnt und der Neubau von zwei Haltestellen auf der Gürtelstrecke gar nicht.

Positiv anzumerken ist die Dynamik bei zwei Projekten:

Seit 2015 stellte die Initiative Rechtsrheinische Straßenbahn eine neue rechtsrheinische Straßenbahn öffentlich vor: die Straßenbahn Köln-Deutz – Mülheim-Süd nach Stammheim/Flittard. Diese Straßenbahn ist in den Maßnahmen aufgegriffen – ein großer Erfolgt. Hier soll der Bau in zwei Losen erfolgen.

Dicker Wermutstropfen: Die rechtsrheinische Ringstrecke über die Frankfurter Straße verschwindet in der Versenkung. Seit über 50 Jahren ist diese wichtige Rechtsrheinische Strecke – heute mit den höchsten Fahrgastzahlen bei den KVB-Buslinien – ein Projekt und wird es die nächsten 50 Jahre auch bleiben. Wenn es nach diesem Papier geht.

Ebenfalls positiv anzumerken ist die Stadtbahnverbindung Rondorf/Meschenich in hoher Priorität. Diese Forderung stammt auch aus der Zeit der ersten Überlegungen zur Nord-Süd-Stadtbahn und wurde damals von KVB und Verwaltung verworfen. Selbst beim jetzt statt findenden Ausbau der Stadtbahn auf der Bonner Str. wurde diese Projekt nicht beachtet. Stattdessen werde Bäume gefällt für ein Parkhaus

Es fehlen Straßenbahnen, die schon 1999 in Pläne eingezeichnet wurden:
Esch/Pesch/Auweiler, Sürther Feld und, wie schon erwähnt, die rechtsrheinische Ringstrecke.

Es fehlen Straßenbahnen, die im Jahre 2018 und nicht in den alten Plänen stehen:
Poll – Deutzer Hafen – Bahnhof Deutz
Straßenbahn in Porz
Straßenbahn Humbolt-Gremberg
Parkstadt-Süd-Straßenbahn
Linksrheinische Straßenbahn auf der HGK-Güterbahn

Diese Mitteilung ist sowas von Vorgestern und zeigt auf, dass in der Zukunft erst die Vergangenheit abgearbeitet wird, bevor wirklich neue Maßnahmen angegangen werden.“

Autor: ag