Die Bremer Band Versengold kommt mit ihrem neuen Album „Nordlicht“ gleich zweimal zu Konzerten nach Köln.

Köln | Am 3. August sind Versengold zu Gast beim Mittelalterlich Phantasie Spectaculum am Fühlinger See. Am 12. Oktober kommt die Bremer Band in die Live Music Hall in Ehrenfeld. Report-K sprach mit Sänger Malte Hoyer.

„Nordlicht“ ist das neunte Studioalbum von Versengold. Wie hat sich Ihre Musik verändert?

Malte Hoyer: Wir haben uns bei jedem Album etwas weiterentwickelt. Angefangen hat alles mit einem Lagerfeuer- und Theaterprojekt. Aus der Zeit bin ich der einzige, der übriggeblieben ist. Wir haben damals ganz minimal begonnen, ganz ohne kommerzielle Ambitionen. Dann konnten wir uns das Studio finanzieren und seit einigen Jahren auch unser Leben. Musiker sind gegangen und bessere sind gekommen, die ihre neuen Einflüsse mitgebracht haben. So konnten wir uns stark professionalisieren. Mit den letzten drei Alben sind wir da hingekommen, wo wir hin wollten.

 

„Funkenflug“ war mit dem Chartseinstieg auf Platz 2 das bislang erfolgreichste Album. Hat das den Druck beim neuen Album erhöht?

Hoyer: Nein, wir haben uns natürlich über den zweiten Platz gefreut. Der ist aber ziemlich relativ. Das aktuelle Album ist noch erfolgreicher, aber es konnte „nur“ auf Platz 4 einsteigen. Das lag an der starken Konkurrenz mit Rammstein und Sarah Connor. Manche Bands kalkulieren diese Konkurrenz bei der Veröffentlichung mit ein. Wir lassen es einfach drauf ankommen.

 

Wie waren die Reaktionen bei den Fans?

Hoyer: Bei der Kultur der sozialen Netzwerke ist man es eigentlich gewönnt, auch viel negatives Feedback zu bekommen. Das war bei „Nordlicht“ kaum der Fall. Die neuen Songs sind durchweg gut angekommen und das, obwohl es mehr ruhigere Stücke gibt und wir viel experimentiert haben.

 

Wie entstehen die neuen Songs?

Hoyer: Ich bin der Texter und schreibe eigentlich alle Songs. Dieses Mal gab es eine Ausnahme, bei der ich mit geschrieben haben – eine Premiere in der Versengold-Geschichte. Bei der Musik sind neben mir vor allem unser Gitarrist und unser Geiger beteiligt. Aber auch unser junger Bassist engagiert sich hier immer mehr. In der Regel ist so die gesamte Band involviert. Die gemeinsame Arbeit ist oft sehr anstrengend und bringt Konflikte mit sich – die lohnen sich aber, wenn am Ende gute Songs dabei herauskommen. Wir sind eine richtig gewachsene Band, bei der es nicht nur einen Frontmann gibt und der Rest ist austauschbar. Bei uns hat jeder seine, wichtige Rolle.

 

Was macht den Sound von Versengold aus?

Hoyer: Der ist ziemlich einzigartig – vor allem durch die Streichinstrumente, kombiniert mit Rock und deutschen Texten. Bei den Genres sind wir schwer festlegbar. Wir bleiben unserem Ursprung, dem historischen Genre treu. Es gibt aber auch Folkrock, popige Stücke und Metal-Einflüsse. Dazu sind wir auch noch kompatibel für Schlager. Wir können in Wacken genauso auftreten wie im Fernsehgarten. Unsere Fans sind zwischen sechs und 88. Wir komponieren auch einfach das, auf das wir Lust haben, und sehen dann, was dabei rauskommt.

 

Wo finden Sie die Themen für die Songs?

Hoyer: Es gibt ein übergreifendes Thema wie jetzt den Norden – das bedeutet aber nicht, dass es keine abweichenden Themen geben darf. Es sind Dinge, die uns oder auch nur mich gerade bewegen – die ganz persönliche Erfahrungswelt. Es gibt aber auch Songs, die sich an historischen Ereignissen oder Sagen orientieren. Dazu kommen aktuelle politische Themen, zu denen wir musikalisch Stellung beziehen. Es wäre schön, wenn das alle so machen würden.

 

Was bewegt Sie da gerade?

Hoyer: Die Sorge um die Welt und das Land, wenn der Rechtspopulismus immer mehr um sich greift und rückgratlose Menschen sich mit Hass und Niederträchtigkeit beeinflussen lassen. Wir sind entschieden gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – so zum Beispiel im Song „Braune Pfeifen“.

 

Das neue Album heißt „Nordlicht“. Was bedeutet für Sie Heimat?

Hoyer: Wir sind fast allein Bremen geboren und in einem Gebiet aufgewachsen, das den Namen Teufelsmoor trägt. Heimat ist uns da schon wichtig, wir wohnen ja auch noch alle im Norden. Irgendwie brauchen wir das flache Land und die weite Sicht, um klar denken zu können. Ich mag auch die Berge, aber nur im Urlaub für ein paar Tage oder Wochen. Meist ist aber die Straße unsere wahre Heimat, da wir sehr viel mit dem Tourbus unterwegs sind.

 

Sie kommen Anfang August zum Mittelalterlich Phantasie Spectaculum nach Köln und sind im November in der Ehrenfelder Live Music Hall zu Gast. Welche Beziehung haben Sie zu der Stadt am Rhein?

Hoyer: Eine sehr gute – unsere letzte Tour haben wir hier gestartet, weil wir viele Fans in Köln haben. Der Fühlinger See mit seinem Spectaculum ist eine schöne Sache – auch weil man nach dem Auftritt direkt baden gehen kann.

Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: Christian Barz