Neue Sonderausstellung zeigt die Maltechniken der großen Künstler
Köln | Wer heute ehrfürchtig vor den großen Meisterwerken von Rembrandt, Cranach oder Monet steht, geht ganz selbstverständlich davon aus, dass diese genialen Künstler in ihrer Arbeit einfach perfekt und unfehlbar waren. Dass dies durchaus nicht immer der Fall sein muss, zeigt die neue Sonderausstellung „Entdeckt! Maltechniken von Martini bis Monet“ im Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Diese ist von morgen bis zum 13. Februar zu sehen.
Der Rundgang führt den Besucher durch den gesamten Entstehungsprozess eines Kunstwerks und lässt ihn so hinter die Kulissen der großen Meister blicken. Das beginnt mit dem Bildträger, der nicht immer eine Leinwand sein muss. Gemalt wurde auch auf Pappe, Holz und Metall. Selbst Steinplatten wurden für die Kunstwerke verwendet. Das gilt zum Beispiel für „Die Marter des heiligen Laurentius“, bei der der unbekannte Künstler auf der Rückseite eine Vertiefung für die Illumination durch eine Kerze eingearbeitet hat.
Der Malprozess der Alten Meister
Der nächste Schritt war die Grundierung, die auch Einfluss auf die spätere Gestaltung des Werks nehmen konnte. So diente eine graue Grundierungsschicht beim Gemälde der berühmten französischen Malerbrüder La Nain „Drei Männer und ein Junge“ als Mittelton, um bei anschließenden Malprozess Lichter als auch Schatten schnell erzeugen zu können. Entdeckt wurde dies, nachdem man das Gemälde von nachträglichen Übermalungen befreit hatte. Darunter erschienen die Porträts drei Brüder im unvollendeten Zustand.
Detektivarbeit für Wallraf Chefrestauratorin Iris Schaefer
Die Detektivarbeit bei solchen Entdeckungen leisten im Wallraf Chefrestauratorin Iris Schaefer und ihr Team. Immer wieder kommt dabei auch moderne Technik zum Einsatz. Sie bringt die geheimen Tricks großer Maler zum Vorschein. So werden durch die Infrarotreflektografie Unterzeichnungen bei Gemälden wieder sichtbar, mit denen auch Künstler wie Vincent van Gogh gearbeitet haben. Das bringt interessante Erkenntnisse wie bei „Die Beweinung Christi“ des niederländischen Malers Maarten van Heemskerck. Bei diesem Werk erkennen die Experten, dass die Zeichnung nicht vom Maler selbst stammt, sondern nur von diesem später übernommen wurde.
Farbauftrag und Malweise großer Künstler
Weitere Stationen im Entstehungsprozess eines Kunstwerks waren der Farbauftrag und die Malweise sowie später vorgenommene Korrekturen. Hier hilft es den Kunstdetektiven, wenn sie ein Gemälde röntgen. Die Aufnahme zeigt, was sich hinter der Oberfläche eines Gemäldes verbirgt. Das gilt zum Beispiel für „Trocknende Wäsche“ von Max Liebermann, ein Gemälde, das 1884 bei einer Ausstellung im Pariser Salon zunächst von den Kritikern zerrissen wurde. Das hat den Maler veranlasst, nachträglich Figuren aus dem Werk zu entfernen, um so der Landschaft mehr Raum zu geben. So ist eines der Hauptwerke Liebermanns entstanden. Bei einem Selbstbildnis von Rembrandt aus den Jahren 1662/63ist dagegen unklar, ob dieser selbst oder ein anderer Maler die im Röntgenbild sichtbaren Veränderungen vorgenommen hat.
Die Firnis
Auch beim letzten Schritt des Malprozesses, dem Auftrag der Firnis konnten die Künstler noch Effekte aus ihrem Werk herausholen. Das zeigt sich beim „Selbstbildnis des Malers mit seiner Frau“ von Wilhelm August Theodor Steinhaus aus den Jahren 1892/83. Er verzichtete beim Hintergrund auf den Auftrag von Firnis und erzielte so bei seinen Figuren einen plastischen Effekt. Besucher, die vor Ort ihre eigenen Tricks und Maltechniken ausprobieren wollen, können dies im eigens dafür eingerichteten Atelier, wo Staffeleien und Modelle bereitstehen.