Köln | Das Wallraf Richartz Museum & Fondation Corboud soll einen Erweiterungsbau erhalten – dafür hat sich gestern der Betriebsausschuss des Museums ausgesprochen. Eine Entscheidung dazu soll morgen der Kölner Stadtrat treffen.

Der Neubau soll auf dem Grundstück Martinstr. 34 – 42 entstehen, dem Nachbargrundstück des heutigen Museums Wallraf. Präsentiert werden sollen hier Wechselausstellungen. Das Haus soll eine Ausstellungsfläche von insgesamt 1.000 Quadratmetern erhalten. Zudem sollen Flächen für die Anlieferung der Kunstwerke, ein Raum für den Registrat und ein Depot mit 200 streckenden Metern Hängemöglichkeit für Gemälde sowie ein Lager entstehen. Insgesamt soll das Haus drei Geschosse mit Satteldach erhalten. Für die Entwicklung soll zunächst ein europaweiter Architekten-Wettbewerb durchgeführt werden. Der Stifterrat des Museums hat bereits angekündigt, den Wettbewerb mit 450.000 Euro zu unterstützen. Für den Bau selbst will die Stadt einen Investor in öffentlich privater Partnerschaft finden.

Mit dem Erweiterungsbau des Wallraf Richartz-Museums würde sich die Stadt ein weiteres kulturelles Großprojekt aufbürden – und das in schwierigen Haushaltszeiten. Eine genaue Finanzierung für den Erweiterungsbau will die Verwaltung dem Kölner Stadtrat im Rahmen der Planung zur Realisierung des Projektes vorlegen – also nachdem die Ergebnisse des Architekten- und Investorenwettbewerbs vorliegen. Schon jetzt empfiehlt die Verwaltung den Betriebskostenzuschuss für das Museum jährlich um rund 870.000 Euro zu erhöhen. Für 2012 ist im Haushaltsplan-Entwurf ein Zuschuss in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro vorgesehen. Mit diesem können laut Verwaltung jedoch schon die Kosten für das jetzige Gebäude nicht bezahlt werden. So prognostiziert die Verwaltung, dass bis 2015 ein Verlust von einer Millionen Euro auflaufen wird. Dieser müsste dann aus der Rücklage des Museums oder aus dem allgemeinen Haushalt beglichen werden.

Neubau schon 2015?

Morgen soll nun der Kölner Stadtrat darüber entscheiden, ob ein Architekten- und Investoren-Wettbewerb ausgelobt wird. Dieser könnte im kommenden Jahr veröffentlicht werden, sodass Ende 2013 ein Ergebnis vorliegt. Während die Bezirksvertretung Innenstadt in ihrer Sitzung die Vorlage der Verwaltung beschlossen hat, wurde sie in der gestrigen Sitzung des Betriebsausschusses auf Wunsch der SPD ohne Votum in den Rat verschoben. Auf Kritik stieß nicht nur bei der Kölner CDU. Ralph Elster (CDU) merkte an, dass extra für diese Vorlage eine Sondersitzung des Ausschusses einberufen wurde.

Andreas Blühm begrüßte die Vorlage zum Erweiterungsbau, auch wenn er den Bau des Hauses nicht mehr begleiten wird, da er Köln noch in diesem Jahr verlassen wird. Blühm appellierte noch einmal an die Kölner Politik, für den Erweiterungsbau zu stimmen, auch wenn die finanzielle Lage der Stadt derzeit schwierig sei. Auch für die Folgekosten solle die Stadt sich daher um private Investoren bemühen. Unklar ist derzeit noch, wann das neue Gebäude eröffnet werden könnte. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters hatte noch im Januar 2012 angekündigt, den Neubau noch vor Ostern 2015 eröffnen zu wollen. Denn am 18. Mai 2015 wird Stifter Corboud 90 Jahre alt. Ihm gab die Stadt vor Jahren die Zusage für eine Erweiterung auf dem Nachbargrundstück. Die Sammlung Corbouds soll nach dem Erweiterungsbau in der dritten Etage des heutigen Museums wesentlich umfangreicher ausgestellt werden. Derzeit müssen die Bilder eng gehängt werden, um die mit Corboud vereinbarte Menge von 60 Werken zeigen zu können. Künftig will das Museum Wallraf rund 120 Arbeiten präsentieren.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Symbolfoto