Anhänger in Form eines Drachen aus Jade - entstanden in China im 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr. Foto: Rheinisches Bildarchiv/Marion Mennicken

Köln Von 1920 bis 1933 war Alfred Salmony für das Kölner Museum für ostasiatische Kunst tätig, ab 1925 als dessen stellvertretender Direktor. 1933 musste der aus einer deutsch-jüdischen Familie stammende Kunsthistoriker vor der NS-Diktatur nach Frankreich und später in die USA fliehen, wo er in New York bis zu seinem Tod 1958 am renommierten Institute of Fine Arts forschte und lehrte.

Während er sich in der neuen Heimat als Wissenschaftler und Spezialist für ostasiatische Kunst einen großen Namen erarbeitete, geriet er in Deutschland zunehmend in Vergessenheit. Dies will das Museum für ostasiatische Kunst im 111. Jahr seines Bestehens mit der Sonderausstellung “Kunst ist das Programm” ändern. Zu sehen ist dort auch eine Lithografie von Otto Dix, die Salmony zeigt – eine Leihgabe des Museums Kunstpalast in Düsseldorf.

Die von Petra Rösch kuratierte Schau zeigt das Wirken des Kunsthistorikers während der Weimarer Republik unter anderem in Form einiger seiner Ankäufe und beleuchtet so auch die Sammlungsgeschichte des Hauses sowie die Ankaufsgeschichte und den Kunstmarkt in dieser Zeit. Als stellvertretender Direktor pflegte er Kontakte zu Kunsthändlern wie Andreas Becker in Köln, Edgar Worch und Edgar Gutmann in Berlin sowie Léon Wannieck und C.T. Loo in Paris.

Blick in die neue Sonderausstellung im Museum für ostasiatische Kunst. Foto: Eppinger

Salmony interessierte sich besonders für den Bereich der damals neu entdeckten chinesischen, archäologischen Kunst und vor allem für Jade. Er gilt als Pionier auf dem Gebiet chinesischer Jade und der “sino-sibirischen” Kunst. Während seiner Tätigkeit in Köln begann er, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, und baute später in den USA seine Forschungen weiter aus.

Jade besitzt in China seit Jahrtausenden eine große Bedeutung, die bis heute ungebrochen ist. Dabei ist Jade ein Werkstoff in der Kunst, dessen Bearbeitung äußerst aufwendig ist. In der Schau sind bis zu 4000 Jahre alte Jadeobjekte zu entdecken, die teilweise erstmals öffentlich gezeigt werden. Zu sehen sind beispielsweise ein Anhänger in Form eines Drachens oder ein Ornament in Form einer Zikade. Dazu kommen mehrere Objekte aus Bronze wie ein chinesischer Tigerkopf aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. sowie Metallobjekte der “sino-sibirischen Kunst” wie Applikationen und Gürtelschnallen.

Ostasiatische Kunst steht gleichberechtigt neben der europäischen Kunst

Salmony war einer der wenigen deutschsprachigen Kunstwissenschaftler, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der ostasiatischen Kunstgeschichte widmeten. Getragen vom westlichen Kunstbegriff, der, anders als in China, die religiöse Skulptur neben der Malerei zu den hohen Künsten der Kultur zählte, erarbeitete Salmony 1922 den ersten Ausstellungskatalog für sein Kölner Museum unter dem Titel “Das chinesische Steinwerk”. Dieser umfasst von den Museumsgründern Frieda und Adolf Fischer angekaufte buddhistische und aus Gräber stammende Skulpturen, die neben weiteren Funden wie Keramiken und Bronzegefäßen ebenfalls in der aktuellen Schau gezeigt werden.

Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich einer Vergleichswerteausstellung Salmonys aus den Jahren 1921/22. Die Anerkennung der ostasiatischen Künste waren ihm genauso wie den beiden Museumsgründern ähnlich wichtig wie die Gleichstellung der außereuropäischen mit den europäischen Künsten. Darum geht es Salmony in der von ihm kuratierten Schau, bei der die Kölner Museen Exponate zur Verfügung stellten, die Objekten aus dem Museum für ostasiatische Kunst formal vergleichend gegenüber gestellt wurden. Sie sollten den Betrachter anregen, Parallelen zu entdecken.

Service: Sonderausstellung “Kunst ist das Programm” bis zum 3. November im Museum für ostasiatische Kunst, Universitätsstraße 100. Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr; Eintritt: 9,50 (ermäßigt 5,50) Euro. Führungen: sonntags 12 Uhr sowie an jedem ersten Donnerstag im Monat jeweils um 17.30 Uhr.

www.mok.koeln