Köln | „Denn wenn et Trömmelche jeiht, dann stonn mer all parat Un mer trecke durch de Stadt,“ so lauten die ersten drei Zeilen der Räuber-Hymne, die 1993 zum ersten Mal in einer Session gesungen wurde. Karneval vor rund 30 Jahren bedeutete: kostümieren und mit Freunden durch die Stadt ziehen, sich treiben lassen von der Südstadt ins Alcazar oder retour. 2024 bedeutet Weiberfastnacht: Glasverbot, Sperrkonzept, Sicherheitskonzept und vor allem Eintrittskarten in jeder Menge Kneipen. Dennoch wirbt Köln-Tourismus noch mit der Zeile „Von Kneipe zu Kneipe – unter freiem Himmel“.

Das Besondere am Kneipenkarneval war, dass niemand wusste wo sie oder er am Ende landete. Es war die Idee des Herumvagabundierens, hier ein paar Kölsch, da ein paar Kölsch, hier tanzen und dort tanzen. Man zog von Veedel von Veedel und durch die Stadt und die Kneipen. Das ist heute schwieriger bis fast gar nicht mehr möglich. Wo ist aber gesperrt und wo wird gefeiert.

Kölner Altstadt

Auf dem Alter Markt findet im Schatten des Rathauses die traditionelle Eröffnung des Straßenkarnevals mit Dreigestirn und Oberbürgermeisterin um 11.11 Uhr statt. Vor der Bühne und auf den Tribünen müssen Jecke Karten haben. In der Kölner Altstadt gilt ein Glasverbot. Dieses wird an den Einlassstellen zur Kölner Altstadt kontrolliert. Wer Glas mitbringt muss es an den Sperrstellen entsorgen.

Zülpicher Straße, Uni-Viertel, Quartier Lateng

Das Glasverbot gilt auch im Bereich der Zülpicher Straße zwischen Roonstraße und Universitätsstraße. Gefeiert werden kann nur entlang der Zülpicher Straße und der Kyffhäuserstraße. Alle Bereiche darum herum sind für Feiernde gesperrt. An der Zülpicher Straße muss man die entsprechenden Sperrstellen passieren. Hier wird auch das Glasverbot kontrolliert. Ist die Zülpicher Straße zu voll, werden die Feiernden auf die Uniwiese umgeleitet. Diese hat die Stadt Köln mit Platten belegt und bietet dort unter anderem Musik an. Der Zugang erfolgt dabei vor allem über zwei Bereiche, einmal hinter der Uni-Mensa und auf der südlichen Seite über die Luxemburger Straße.

Auf dem Hohenstaufenring veranstaltet die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ eine Karnevalsparty bei freiem Eintritt. Hier ist Platz für rund 7.500 Menschen. Bands und DJs werden an drei Eventflächen performen.

Südstadt

Ein weiteres Glasverbot betrifft die Kölner Südstadt. Rund um die Severinstorburg und in einem Teilbereich der Severinsstraße und dem unmittelbar daran angrenzenden Areal gilt ebenfalls ein Glasverbot.

Wo feiern Kölnerinnen und Kölner

Viele Kölnerinnen und Kölner feiern natürlich in den Kneipen und haben sich im Vorfeld mit Karten eingedeckt. Denn mittlerweile verkaufen viele Kneipen Karten und regulieren so den Einlass. Das gilt zwar nicht für alle Kneipen, aber es werden zunehmend mehr. Daher sollte man sich gut überlegen, ob der Zug durch die Gemeinde wie Köln-Tourismus es beschreibt von Kneipe zu Kneipe heute noch eine so gute Idee ist. Viele Kölnerinnen feiern Weiberfastnacht in den Unternehmen, in denen sie arbeiten. Fast alle größeren Unternehmen, Organisationen oder die Behörden feiern intern. Daneben gibt es große Partys in den Hotels, wie etwa die Karnevalsgesellschaft Große Braunsfelder den „Ball Raderdoll“ im Pullmann Hotel. Der ist aber schon ausverkauft.

Zwei Umzüge an Weiberfastnacht

Es gibt zwei Umzüge an Weiberfastnacht in Köln. Einer beginnt schon frühmorgens und nennt sich „Bellejeckzug“. Den veranstaltet die Große Allgemeine Karnevalsgesellschaft. Hier treffen sich Kölner Karnevalistinnen und Karnevalisten frühmorgens gegen 7.45 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz des Kölner Hauptbahnhofes. Sie versammeln sich hinter dem Bellejeck oder Schellennarr genannt auch Citoyen Bellegeck. Er trägt eine Schelle und eine Narrenkappe in der Form des Till Eulenspiegels und macht sich auf den Weg die Jecken in der Stadt zu wecken. Unter anderem zieht der Zug vor die Kölsche Hofburg, das Dorint Hotel in der Pippinstraße und weckt dort das Kölner Dreigestirn mit den Worten „opstonn, opstonn…“. Also Aufstehen. Im übrigen werden beim Bellejeckzug keine Kamelle geworfen und es stehen keine Menschen am Straßenrand. Es gilt die Aufforderung, sich hinter dem Bellejeck einzureihen und einfach mit durch die Stadt zu laufen.

Wer sich nicht ganz so früh aufmachen will, der kann den zweiten Kölner Zug an Weiberfastnacht in der Kölner Südstadt erleben. Dort führt das Reiterkorps Jan von Werth seit Jahren vor der Severinstorburg auf dem Kölner Chlodwigplatz das Spiel um Jan un Griet auf, also um die Legende des Reitergenerals Jan von Werth. Nach der szenischen Aufführung zieht ein kleiner Zug, bei dem Kamelle und Strüßjer geworfen werden, von der Severinstorburg an den Kölner Altermarkt. Das Spiel beginnt gegen 13.45 Uhr. Anschließend geht es zum Altermarkt. Dort soll die Spitze des Zuges gegen 16.00 Uhr eintreffen.

Ball im Gürzenich

Am Abend gibt es das Fest in Blau der Blauen Funken im Kölner Gürzenich. Manchmal gibt es dort an der Abendkasse noch ein Restkontingent an Karten. Hier wird bis tief in die Nacht gefeiert.

Also so wie die Räuber es besingen mit dem durch die Stadt ziehen, so einfach dürfte es im Jahr 2024 nicht mehr sein und mehr Legende als der Wahrheit entsprechen, zumindest an Weiberfastnacht. Oftmals leeren sich die Kneipen aber auch in den Abendstunden wieder und es gibt dann doch wieder die Möglichkeit in die ein oder andere Kneipe reinzukommen und Kneipenhopping zu betreiben.

| ag |