„Das Thema ist noch nicht vorbei“
„Das Thema ist noch nicht vorbei“, betonte heute Elfi Scho-Antwerpes, Kölner Bürgermeisterin und im Vorstand der Aidshilfe Köln e.V. Denn auch in diesem Jahr werden sich nach Schätzungen der Aidshilfe Köln allein in der Domstadt rund 150 Menschen neu mit HIV infiziert haben. Das bedeutet, dass sich jeden zweiten Tag ein Kölner infiziert. Insgesamt leben in der Domstadt derzeit 5.000 HIV-Infizierte. Zwar gibt es heute Medikamente, die die Krankheit manchmal über Jahre hinweg in Schach halten, doch eine Heilung ist auch heute noch nicht möglich. „Viele Schüler unterschätzen heute die Gefahr von HIV“, so Kölns Schul- und Jugenddezernentin Dr. Agnes Klein. Ihnen sei nicht klar, dass HIV und Aids „nach wie vor zu den gefährlichsten Krankheiten gehören, die wir kennen“, betonte Klein. Gerade wer sich schon in jungen Jahren infiziere, könne manchmal nicht berufstätig werden und sei dann auf staatliche Hilfen angewiesen. „Die Rente für HIV-Infizierte ist jedoch minimal“ ergänzte Scho-Antwerpes. Neben de Erkrankung drohe daher oft auch die Armut.

Um verstärkt in Schulen auf das Thema aufmerksam zu machen, hat Klein in diesem Jahr die Schirmherrschaft für die Welt-Aids-Tag Aktion übernommen. Über 400 Schüler werden am 1. Dezember 2010 in Köln auf der Straße Passanten über HIV und Aids informieren und Spenden sammeln. „So viele haben noch nie mitgemacht“, freute sich heute Michael Schuhmacher von der Aidshilfe Köln. Unterstützt werden die Schüler dabei von Mitarbeitern der Stadtverwaltung und Kölner Prominenten – wie etwa den „Verbotene Liebe“-Schauspielern Lutz Marquardt, Thore Schölermann, Marcel Spang und Jo Weil.

„Ich würde mich nur outen, wen ich wüsste, dass ich unterstützt werde“
Zum 22. Welt-Aids-Tag eröffnet zudem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ihre neue Kampagne „positiv zusammen leben“. Denn auch heute noch trauen sich viele HIV-Infizierte nicht in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld ihre Krankheit zu offenbaren. Zwar bestünde in Deutschland eine recht stabile Norm gegen Diskriminierung, „in der Praxis gerade bei HIV-Infizierten sieht das jedoch anders aus“, so Dr. Marita Völker-Albert, Sprechern des BZgA. Die neue Kampagne versteht sich daher als Anti-Diskriminierungs-Projekt. Drei junge Männer haben sich dafür zur Verfügung gestellt. Auf Plakaten, die bundesweit aufgehängt werden sollen, erzählen sie ihre ganz persönliche Lebensgeschichte.

Alle drei hatten Glück. Denn in ihrem Umfeld – sowohl beruflich wie auch privat – gab es Freunde, die zu ihnen standen. Gerade im beruflichen Kollegium sei das nicht selbstverständlich. Dabei sind gut zwei Drittel der HIV-Infizierten berufstätig, so Völker-Albert, und fehlen auch nicht öfter als andere Kollegen. Dennoch rät selbst Schuhmacher Infizierten: „Ich würde mich nur outen, wen ich wüsste, dass ich unterstützt werde.“ Wer sich mit HIV infiziert hat und unsicher ist, ob er das seinem Arbeitgeber erzählen soll, findet seit diesem Jahr ein neues Beratungsangebot der Aidshilfe Köln: im Coaching für Berufstätige werden ganz praktische Tippe gegeben, aber auch psychologische Hilfen angeboten. Denn viele HIV-Infizierte setzten sich selbst nach der Infizierung unter Druck, berichtete Schuhmacher heute. „Sie denken, sie müssen jetzt noch mehr leisten als anderen“, so Schuhmacher. Zudem koste auch das Verstecken der Infektion eine Menge Kraft.


Foto:
Daniela (r.) musste Hella von Sinnen 2009 nicht lange bitten. Sie war sofort bereit, etwas für die Kölner Aidshilfe zu spenden.


Veranstaltungen rund um den Welt-Aids-Tag in Köln
Aidshilfe auf dem Weihnachtsmarkt
Am 24. und 25. November ist die Aidshilfe Köln mit einem eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Dom vertreten. Dort informiert der Verein über HIV und Aids und seine eigene Tätigkeit.

14. Nacht der Lichter
Am 27. November findet die Nacht der Lichter in der evangelischen Trinitatiskirche von 18 bis 24 Uhr statt. Sie bietet unter dem Leitgedanken „Dem Gedenken und der Hoffnung Raum geben“ Platz, um der Menschen zu gedenken, die an den Folgen von Aids gestorben sind.

Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Mit gleich mehreren Veranstaltungen rückt die Aidshilfe zusammen mit ihren Unterstützern das Thema am Welt-Aids-Tag in den Vordergrund. So werden zahlreiche Kölner an diesem Tag rote Schleifen auf den Straßen der Innenstadt verteilen und Spenden sammeln. Neben 400 Schülern, Mitarbeitern der Stadtverwaltung und prominenten Unterstützern sind auch Bürger zur Teilnahme eingeladen. Ein Infostand in der Schildergasse lädt zudem zu einem Quiz ein. Den Abschluss bildet um 18 Uhr ein erstmals ökumenischer Gottesdienst in der Antoniterkirche.

4. JugendFilmTage
Am 7. und 8. Dezember findet die vierten Kölner Jugend-Filmtage im Cinedom statt. Sie richten sich an Lehrer und Schüler ab der achten Klasse. Vor und nach den Filmen zu den Themen Sexualität, Freundschaft, HIV und Aids haben die Schüler die Gelegenheit, an Mitmach-Ständen spielerisch die Themen zu vertiefen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung