AWB will mehr Salz einlagern
Der harte Winter 2010/ 2011 sorgte in Köln für Chaos auf den Straßen. Das soll im kommenden Winter verhindert werden. Dafür will sich die AWB besser vorbereiten. Dazu lud die AWB heute zusammen mit dem Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-
Management (INFA) zu einem Symposium nach Köln ein. Schon heute Mittag zeichneten sich dabei erste neue Ziele ab. So will die AWB vor dem Winter deutlich mehr Salz lagern als in den vergangenen Jahren. Insgesamt 6.000 Tonnen Streusalz sollen gekauft werden. Bislang wurden lediglich 2.000 Tonnen gespeichert. Im vergangenen Winter sorgte jedoch gerade der Salzmangel für rutschige Straßen in Köln. Verbraucht wurden insgesamt 4.100 Tonnen Streusalz in Köln. „Das war jedoch zu wenig“, räumte heute Herbert Winkelhog, Geschäftsführer der AWB, ein.

Stattdessen versuchte man in Köln die Straßen durch den Einsatz von Split sicherer zu machen. „Split ist in unseren Regionen jedoch ungeeignet“, betonte Winkelhog. Geeignet sei das nur für Bergregionen mit festen Schneedecken. Denn in Köln würde die Schneeschicht täglich antauen, dadurch würde sich der Split in die Schneedecke eindrücken. „Danach ist die Straße genauso glatt wie zuvor“, so Winkelhog. Zudem müsse der Split von der AWB wieder eingesammelt werden. Um alle 2010/ 2011 verbrauchten 5.500 Tonnen Split einzusammeln, bräuchte die AWB jedoch 23 volle Arbeitstage.

Salzindustrie kann Nachlieferungen nicht versprechen
Nachdem die gelagerten Vorräte an Streusalz aufgebraucht waren, verwuchte die AWB bei der deutschen Salzindustrie weitere Nachfuhren zu bestellen. „Wir wurden auch beliefert, jedoch nicht mit den gewünschten Mengen“, erklärte Winkelhog heute. Um in den kommenden Jahren eine bessere Nachlieferung zu gewährleisten, will die AWB mit der Salzindustrie neue Verträge abschließen. Ein Vertreter der Industrie verkündete laut Winkelhog heute jedoch, dass die Industrie nicht versprechen könne, dass alle Nachlieferungen erfolgen könnten.

„Die Kommunen und selbst die Kommunen-Verbände sind zu klein“, so Winkelhog. Denn die Salzindustrie beliefert vor allem Autobahnmeistereien und die Chemie-Industrie, die weitaus größere Mengen Salz anfordern als Kommunen. Die werden dann auch früher beliefert. Auch darum will die AWB Köln in diesem Jahr ein größeres Salzlager einrichten. Dabei rechnet die AWB mit rund 1,5 Millionen Euro Mehrkosten nur für den Ankauf und die Aufbewahrung. Problematisch ist dabei allerdings der Verbrauch. Denn das Salz muss alle drei Jahre ausgetauscht werden, da es sonst verklumpt und nicht mehr gestreut werden kann. Sollten also harte Winter ausbleiben, bliebe die AWB womöglich auf ihrem Salz sitzen – oder müsste es selbst wieder verkaufen.

Auch Bürger müssen ihre Pflichten übernehmen
Eine sinnvolle Alternative zu Streusalz gebe es derzeit nicht, erklärte Klaus Gellenbeck, Geschäftsführer INFA. Das Salz sei auch aus ökologischer Sicht die beste Wahl – zumindest wenn man auch technische und logistische Aspekte berücksichtige. Der Einsatz etwa von Harnstoff sei im privaten Bereich zwar umweltfreundlicher, könne jedoch in der gesamten Stadt nicht geleistet werden, so Gellenbeck.

Darüber hinaus, betonte Winkelhog, müsse auch der Bürger selbst mehr in die Verantwortung genommen werden. Denn auch er habe als Anwohner eine Winterdienst-Pflicht. Dazu sollen auf dem Symposium heute Strategien erarbeitet werden, um die Pflichten der Bürger transparenter und besser zu kommunizieren. Darüber hinaus soll auch die Zusammenarbeit der AWB mit den städtischen Ämtern verbessern werden. Wie Winkelhog erklärte, würden Gespräche dazu bereits stattfinden. Diskutiert würde dabei auch eine Neuverteilung der zu streuenden Straßen.

„Die Stadt muss entscheiden, welchen Service sie bieten will“
Die AWB will Politik und Stadt etwa auch vorschlagen, einen Drei-Schichten-Betrieb einzurichten, um bei Schneefall bereits in der Nacht schon mit der Räumung zu beginnen. Dazu müsste jedoch das Personal aufgestockt werden. Möglich wäre es auch, die Räumung von Bushaltestellen vorzunehmen, an denen keine Anwohner leben. Diese sind im Normalfall für die Räumung der Gehwege und der Bushaltestellen verantwortlich. In Köln gebe es jedoch zahlreiche Haltestellen, an denen keine Anlieger wohnten. Diese könnte die AWB ab sofort räumen – und zwar schon bevor die Buslinien um vier Uhr starteten. Doch auch das würde die Stadt mehr kosten.

„Die Stadt muss entscheiden, welchen Service sie bieten will“, betonte Gellenbeck. Denn sie sei schließlich für die Räumung verantwortlich. Die AWB sei lediglich der Beauftragten. Sie müsse daher auch entscheiden, welche Maßnahmen der AWB umgesetzt werden sollen. Rechtlich sei die Stadt nicht dazu verpflichtet, die Straßen nach 20 Uhr zu räumen. „Der Anspruch der Bürger geht jedoch über die Rechtspflicht hinaus und wird weiter steigen“, so Gellenbeck. Daher müsse sich die Politik in Köln entscheiden, wie viel Service sie ihren Bürgern zu welchem Preis bieten wolle.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung