Ohne die Hilfe von Sir Nicholas Winton und seinem Zug wäre Eva Paddock vermutlich heute nicht mehr am Leben. Zusammen mit ihrer fünf Jahre älteren Schwester Lady Milena Grenfell-Baines reiste sie 1939 in dem berühmten Winton-Train von Prag nach London – und wurde so vor den Nazis gerettet. Damals wussten die vierjährige Eva nicht, wohin die Reise sie führen würde oder ob sie ihre Eltern jemals wiedersehen würde. Doch die beiden Schwestern hatten Glück. Denn ihre Eltern überlebten die Besetzungszeit der Nazis in Tschechien. Die Familie fand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder zusammen. 70 Jahre später sitzt nun Eva Paddock wieder mit ihrer Schwester in einem Zug. Sie bereisen zusammen mit weiteren Überlebenden noch einmal die Strecke von Prag nach London. Damit möchte sie ihren Dank an Nicholas Winton ausdrücken, der mit seiner mutigen Tat 1939 fast 700 meist jüdischen Kindern das Leben rettete. Auch wenn die Fahrt nicht nur schöne Erinnerungen in Eva Paddock weckt, ist für sie klar: „Die Reise ist eine Feier des Lebens.“

Ein Zeichen gegen Intoleranz
Um 16:57 Uhr lief gestern der Winton-Train auf Gleis 1 im Kölner Hauptbahnhof ein. Die Zugfahrt erinnert an Sir Nicholas Winton. Der britische Geschäftsmann entschloss sich nach einer Reise durch Prag im Jahre 1939, der jüdischen Bevölkerung im nazibesetzten Tschechien zu helfen. Er organisierte Eisenbahnfahrten, die zwischen März und September 669 meist jüdische Kinder von Prag nach London in Sicherheit brachten. 70 Jahre später nun fährt der Winton-Train in Gedenken an diese mutige Tat die gleiche Strecke noch einmal. Am 1. September startete er in Prag. Einen ersten Stopp legte der Winton-Train in Nürnberg ein, bevor er gestern in Köln ankam. Heute geht es nun weiter in die Niederlande und von dort mit der Fähre nach Großbritannien. Am 4. September wird der Zug in London ankommen. Unter den Gästen befinden sich die damals geretteten Kinder mit Begleitern. Außerdem reist Barbara Winton, Tochter von Nicholas Winton, mit.

Empfangen wurden die Reisenden gestern in Köln von Vertretern der Kölner Synagogen Gemeinde, des NS-Dokumentationszentrum und der kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdisch Zusammenarbeit. Die historische Eisenbahnfahrt soll ein Zeichen gegen Intoleranz und Inhumanität setzen. Das Projekt, das der EU Präsidentschaft der Tschechischen Republik gewidmet ist,  soll zeigen, was ein Einzelner erreichen kann, wenn er sich mit Zivilcourage für andere einsetzt. Denn durch die Zugfahrt wurden nicht nur die 669 Kinder gerettet. Fast alle haben inzwischen Nachkommen auf die Welt gebracht, so dass sich die Zahl der geretteten Familienmitglieder insgesamt heute auf rund 5.000 Menschen beläuft, rechnet Eva Paddock vor.

Fiona Schneider für report-k.de/ Kölns Internetzeitung