Kiel | Trotz schwächelnder Konjunktur erwarten renommierte Wirtschaftsforscher in Deutschland keinen flächendeckenden Abbau von Arbeitsplätzen. „Die deutsche Wirtschaft war zuletzt sehr stark ausgelastet, was eher zu einer Arbeitskräfteknappheit führte. Über die gesamte Wirtschaft rechnen wir nicht mit einem Beschäftigungsabbau, sondern nur mit einer Verlangsamung der Neueinstellungen“, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben).
Da man „in vielen Bereichen weiterhin Arbeitskräfteknappheit“ habe, erwarte man „auch keinen drastischen Anstieg der Arbeitslosenquoten“, so Felbermayr weiter. Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht keinen Grund, „wegen Entlassungen bei der Deutschen Bank oder bei BASF in Panik zu verfallen. Anpassungen bei einzelnen Unternehmen hat es schon und wird es immer geben.“
Die deutsche Wirtschaft sei robust und sollte in diesem und im nächsten Jahr unter dem Strich mehr neue Jobs schaffen, als alte wegfallen. Das größte Risiko für die deutsche Wirtschaft stelle der globale Handelskonflikt dar, der sich in den kommenden Monaten verschärfen könnte, so der DIW-Präsident weiter. „Der US-Präsident scheint Deutschland als seine nächste Zielscheibe auserkoren zu haben. Die Bundesregierung sollte ein kluges Investitionsprogramm vorbereiten, sowohl um diesen Risiken entgegen zu wirken, als auch um dringend notwendige Projekte in der Infrastruktur umzusetzen“, sagte Fratzscher den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Grundtendenz der Konjunktur hat sich nach Ansicht von Felbermayr deutlich abgeschwächt. „Für das zweite Quartal 2019 zeichnet sich sogar ein leichter Rückgang des Bruttoinlandsprodukts ab. Schlecht läuft es vor allem in der Verarbeitenden Industrie, zu der auch die BASF gehört“, sagte Felbermayr. Allerdings habe der Arbeitsplatzabbau einzelner Unternehmen oft auch hausgemachte Gründe und lasse nicht zwingend Rückschlüsse auf die Konjunktur insgesamt zu.
Autor: dts