Vor einigen Jahren gründeten ehemals obdachlose Punks zusammen mit der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim das Projekt „working punx“. Gemeinsam wurde beschlossen, Bauwagen für Kitas und Schulen umbauen. So sollten die 15 bis 20 Teilnehmer des Projektes allmählich wieder an einen regelmäßigen Alltag und an eine regelmäßige Beschäftigung gewöhnt werden. Laut einem Sprecher von der Selbsthilfe SSM konnten bereits mehrere Bauwagen verkauft werden. Finanziert wird das Projekt laut Stadt vor allem durch Gelder der Agentur für Arbeit Köln. Die Stadt unterstützt die „woking punx“, indem sie ein Gelände in der Amsterdamer Straße kostenlos zur Verfügung stellte. Seit dem vergangenen Jahr sucht die Stadt nun nach einem neuen Standort für das Projekt.

Jetziger Ort auf Dauer keine Lösung
Denn an der Amsterdamer Straße gab es Klagen der Anwohner. Sie beschwerten sich über zu viel Lärm und erklagten vor dem Kölner Gericht teilweise Mietminderungen, berichtete ein Sprecher des Projektes. Die Stadt sagte den Anwohnern und Vermietern inzwischen zu, das Projekt umzusiedeln. Doch auch die Punks selbst wollen nicht länger in der Amsterdamer Straße bleiben. Sie halten das Gelände für ungeeignet. So seien etwa die Hallen der Werkstätten zu niedrig, sodass an den Bauwagen nur unter freiem Himmel gearbeitet werden könne. Je nach Witterung könne daher tagelang nicht gearbeitet werden. Zudem könnten in den Werkstätten die Arbeitsplatz- und Brandschutzbedingungen nicht eingehalten werden. Die besagten, dass Holz- und Metallarbeiten in getrennten Bereich durchgeführt werden müssen. Aufgrund der Enge des Geländes sei das in der Amsterdamer Straße jedoch nicht möglich. Gutachter hätten daher erklärt, dass das Projekt auf Dauer dort nicht durchgeführt werden dürfe.

In Chorweiler fehlte die Akzeptanz
Daher wurden das Kölner Amt für Wohnungswesen damit beauftragt, einen neuen Standort für die „working punx“ zu suchen. Den schienen sie 2010 in der Neusser Landstraße 42 in Köln-Chorweiler gefunden zu haben. Das Vorhaben der Verwaltung wurde jedoch vorab bekannt. Daraufhin wandte sich die Bezirksvertretung Chorweiler an Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters. Wie Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Junge gegenüber Report-k.de erklärte, seien sich die Fraktionen im Bezirk einig, dass das Projekt nicht dort angesiedelt werden sollte, da es unmittelbar neben dem Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet Fühlinger See liege. Das sei mit Metall- und Holzarbeiten nicht zu vereinbaren, argumentierte die Bezirksvertretung. Roters gab der Bezirksvertretung daraufhin sein Versprechen, dass der Standort nicht weiter verfolgt werde. Die Verwaltung sucht nun nach einer neuen Bleibe. „Für den Standort Neusser Landstraße fehlte die Akzeptanz. Dort hat das Projekt keine Chance mehr“, erklärte Michael Schleicher, Leiter des Kölner Amtes für Wohnungswesen. In zwei Monaten will er eine neue Entscheidung präsentieren.

Derweil lud Bezirksbürgermeisterin Wittsack-Junge die Fraktionen der Bezirksvertretung und die „working punx“ zu einem Gespräch ein. Wie Wittsack-Junge berichtete, erhielten die Punks dort die Gelegenheit, sich und ihr Projekt vorzustellen. Im Anschluss daran soll es nun ein Gespräch mit der Bezirksvertretung und der städtischen Fachverwaltung geben. Vor einer Bewertung des Projekts will Wittsack-Junge dieses Gespräch nun zunächst noch abwarten. Vorab hatte die Bezirksvertretung im Februar 2011 einen Antrag der Linken abgelehnt. Darin hatte die Linke gefordert, dass die Bezirksvertretung sich zusammen mit der Fachverwaltung und den Projekt-Teilnehmern zu einem Gespräch treffen sollten. Abzuwarten bleibt nun, welchen neuen Standort das städtische Amt für Wohnungswesen aussucht.

Transparent der Punks angezündet
Die Punks würden ihre Werkstatt trotz der Diskussionen gerne an der Neusser Landstraße errichten. Seit Dezember 2010 haben sie daher dort eine Dauerkundgebung eingerichtet, um für einen Umzug ihres Projektes an diesen Standort zu werben. Dort kam es nun am 21. März 2011 zu einem unschönen Vorfall. Drei bislang unbekannte Männer zündeten ein Transparent am dort aufgestellten Bauwagen an, während innen drin eine Frau alleine war. Als kurz darauf weitere Teilnehmer des Projektes kamen, flüchteten die Männer. Die „working punx“ löschten das Feuer und erstatteten bei der Polizei Köln eine Anzeige. Sie selbst vermuten, dass junge Männer aus der rechten Szene Kölns diese Tat durchführten. Das wollte die Polizei Köln jedoch nicht bestätigen. Sie geht davon aus, dass es sich bei den Tätern um “Jugendliche aus dem Bezirk“, so ein Polizeisprecher gegenüber Report-k.de, handelte.

Conelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: Institut für neue Arbeit e.V.