Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier hat Ex-Bundespräsident Christian Wulff geraten, den Großen Zapfenstreich unter den gegebenen Umständen noch einmal zu überdenken. "Wenn alle lebenden Altbundespräsidenten eine Teilnahme an der Zeremonie ablehnen, kann ich Christian Wulff nur raten, nicht auf einen Zapfenstreich zu bestehen", sagte Steinmeier der "Rheinischen Post". Bei der Absage von soviel Polit-Prominenz sieht Steinmeier "keine Chance für eine einigermaßen würdige Veranstaltung". Die ehemaligen Staatsoberhäupter Walter Scheel, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Horst Köhler haben sich Medienberichten zufolge gegen eine Teilnahme an der militärischen Zeremonie entschieden. Unter anderem berichtet das die Tageszeitung "Die Welt" unter Berufung auf die Büros der Altpräsidenten. Die Fraktionschefs des Bundestags wurden zu der Zeremonie im Park des Berliner Schlosses Bellevue nicht eingeladen. Auch das Bundeskabinett wird nicht vollständig anwesend sein: Hans-Peter Friedrich (CSU), Wolfgang Schäuble (CDU), Ursula von der Leyen (CDU) und andere haben bereits wegen Terminschwierigkeiten abgesagt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Vizekanzler und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) werden jedoch anwesend sein. Unsicher ist bislang noch die Teilnahme von Außenminister Guido Westerwelle (FDP).

Wulff lädt Fürsprecher Peter Hintze zum Zapfenstreich ein
Bundespräsident A.D. Christian Wulff hat zwar nicht die Fraktionsführungen aus dem Bundestag, wohl aber seinen Fürsprecher Peter Hintze zum Zapfenstreich eingeladen. Dies bestätigte Hintze der "Welt". Diese Einladungspolitik sorgt im Parlament für Aufregung: Beim Abschied des Bundespräsidenten mit militärischem Zeremoniell am Donnerstagabend werden so Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) und FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle (FDP) fehlen. Auch die Opposition wird keine Vertreter schicken. "Anders als zunächst geplant wird auch unser Fraktionsvize Joachim Poß an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Er ist schließlich auch nicht eingeladen.", bestätigte die SPD der "Welt". Peter Hintze hatte Wulff in zahlreichen Talkshows verteidigt – zuletzt als einziger Unionspolitiker. Hintze ist parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Parlamentariergruppe in der CDU/CSU-Fraktion. Der "Welt" sagte er: "Es ist lange geübte Staatspraxis, dass der Bundespräsident zum Zapfenstreich Politiker einlädt, mit denen er sich besonders verbunden fühlt." Indessen verlautete, dass sich Wulff beim Großen Zapfenstreich vier, statt der üblichen drei Lieder wünsche. Wie die "Bild" berichtet werden neben "Over the Rainbow" von Harold Arlen und "Da berühren sich Himmel und Erde" von Christoph Lehmann auch der "Alexandermarsch" von Alexander Leonhardt sowie die "Ode an die Freude" von Ludwig van Beethoven erklingen. Von dem ursprünglich geplanten Titel "Ebony and Ivory" wurde aus musikalischen gründen abgesehen.

[dts]