Köln | Am 17.Oktober 2013 wurde im Nordfoyer des LVR-Landeshauses in Köln-Deutz die Ausstellung „Kinder abreisen 17 Uhr 13 – Erinnerung an Polenaktion und Kindertransporte 1938/39“ eröffnet. Die Ausstellung beleuchtet die historischen Ereignisse rund um den Lern- und Gedenkort Jawne und zeigt Lebensgeschichten von Menschen aus Nordrhein-Westfalen, die damals mit einem Kindertransport gerettet wurden. Zur Eröffnung hatte das Ausstellungsteam des Lern- und Gedenkort Jawne sechs Zeitzeugen eingeladen, die den Gästen über ihre Erlebnisse berichteten.

Die am 17.Oktober eröffnete Ausstellung „Kinder abreisen 17 Uhr 13“ erinnert an die so genannte „Polenaktion“, bei der 1938 17.000 jüdische Menschen mit polnischer Staatsangehörigkeit aus NS-Deutschland nach Polen ausgewiesen wurden. Mit einem „Kindertransport“ wurden bis Kriegsbeginn rund 10.000 meist jüdische Kinder nach Großbritannien gerettet. Der Direktor des Kölner Gymnasiums Jawne, Dr. Erich Klibansky versuchte damals seine ganze Schule nach England zu retten. Das Telegramm mit dem die Abfahrt der ersten Jawnegruppe angekündigt wurde gibt der Ausstellung seinen Titel „Kinder abreisen Dienstag 17 Uhr 13. Abschied in der Schule.“

Die vom Ausstellungsteam des Lern- und Gedenkort Jawne eingeladenen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichteten in diesem Rahmen von ihren Erlebnissen und gewährten damit den Gästen einen Einblick in ihre Erinnerungen. Ernest Kolmann, der 1939 mit einem Kindertransport seine Heimat Köln verlassen musste, sagte es sei nicht leicht für ihn vor so vielen Menschen zu sprechen, aber er wolle diesen Teil seines Lebens mit anderen teilen. Mit eigenen Worten beschrieb er die Vorkriegszeit und ließ die anderen Gäste an seiner Vergangenheit teilhaben. Das prägendste Gefühl damals sei für ihn die Angst gewesen: „Wenn mich jemand nach einem Wort, das diese Zeit beschreibt fragt, dann wäre das Angst.“ Auch die Zeitzeugin Lore Robinson erinnert sich an ihre Kindheit. Das Geschehene sei schrecklich, aber die Schule wunderbar gewesen. Sie sei stolz darauf, dass es Leute gebe, die Jawne wieder zum Leben erweckten, so Robinson.

Die Ausstellung soll ein Stück Zeitgeschichte näher bringen, das man selbst nicht erlebt hat, so Axel Joerss, Mitgestalter der Ausstellung. Die Geschichten sollen nicht nur für ein Fachpublikum sichtbar gemacht werden, sondern auch für die Jugend greifbar sein. Dazu habe man Text mit Bild gemischt, um einen komprimierten, aber dennoch fassbaren Eindruck von den Geschehnissen zu vermitteln, so Joerss weiter. Geschichte setze sich zusammen aus Lebensgeschichte. Man sei froh, dass mit der Ausstellung der deutsch-polnische Austausch zu dem Thema und die damit verbundenen Erinnerungen aufrecht erhalten werden, betonte die Historikerin Cordula Lissner.

Autor: Dagmar Kabala