50.000 Kölner erhalten ab heute Post
Ab heute erhalten die 50.000 Kölner Post von dem Zensus 2011. Darin wird ein Erhebungsbeauftragter angekündigt. Er wird mit dem Bürger die Befragung durchführen. Sollte der Angeschriebene zu dem genannten Zeitpunkt nicht können, kann er telefonisch einen neuen Termin vereinbaren. Insgesamt werden in Köln 800 Erhebungsbeauftragte unterwegs sein. Sie wurden extra für den Zensus geschult. Alle Interviewer führen einen speziellen Ausweis bei sich, der sie dazu befugt, die Befragungen durchzuführen. Da die Fragen teilweise seht persönlich sind, sollte man sich diesen Ausweis unbedingt zeigen lassen. Die Teilnahme an der Befragung selbst ist für alle angeschriebenen Kölner verpflichtend. Wer sich weigert, wird zunächst ermahnt. Notfalls kann die Stadt auch Bußgelder bis zu 300 Euro und im weiteren Verlauf auch von 500 Euro verhängen.

Oberbürgermeister: Keine Angst um Millionenstatus
Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters forderte heute alle Kölner auf, sich an der Volkszählung zu beteiligen. Die Ergebnisse lieferten nicht nur dem Bund, sondern auch der Stadt Köln wichtige Hinweise für die weiteren Planungen etwa in der Infrastruktur, der Bildungs- oder Sozialpolitik. Besonders gespannt sei er jedoch auf die Zahl der Einwohner. „Wir müssen jedoch keine Angst haben, dass Köln den Status als Millionenstadt wieder verliert“, zeigte sich Roters heute optimistisch. Dabei kann die neue Erhebung der Stadt teuer zu stehen kommen. Denn nach der Volkszählung wir die dabei festgestellte Einwohnerzahl als amtliche Einwohnerzahl übernommen. Sollte sie niedriger sein, als die bisher angenommene Zahl, wird das Land Köln künftig weniger Geld überweisen. Pro Einwohner würden rund 700 bis 900 Euro weniger in die städtische Kasse fließen.


Diesen Ausweis führen die Erhebungs-Beauftragten mit sich


Volkszählung ist europaweit
Die Volkszählung in diesem Jahr hat die Europäische Union angeordnet. Ziel dieses Zensus ist es für die Europäische Union einen europaweiten Vergleich der Einwohner und Lebenssituation herstellen zu können. Daher werden neben einer reinen Einwohnerzahl auch Daten zur der Wohnsituation, der Haushaltsgrößte, dem Bildungsabschluss, der Religionszugehörigkeit und der Berufstätigkeit erfasst. Dazu werden viele der Fragen in allen Ländern der Europäischen Union gestellt. Darüber hinaus konnte jedes Land, der Befragung weitere Fragen zufügen, die vorab in einem Katalog festgehalten wurden. „Deutschland will hier nicht das meiste von seinen Bürgern wissen“, sagte Breuer. So würde etwa nicht nach der Miethöhe oder dem Einkommen gefragt.

Erstmals werden bei diesem Zensus nicht mehr alle Einwohner befragt. Stattdessen müssen bundesweit nur zehn Prozent teilnehmen. Basierend auf diesen Antworten führt die Bundesregierung anschließend Hochrechungen durch – ähnlich derjenigen, wie sie bei Wahlen durchgeführt werden. In Köln werden insgesamt 50.000 Bürger befragt – fünf Prozent der gesamten Einwohner. Generell werden in Großstädten weniger befragt. Zudem werden weitere Befragungen in Studenten- und Alterswohnheimen durchgeführt. Auch die Bewohner von psychischen Anstalten werden in den Zensus einbezogen. Sie werden allerdings nicht einzeln befragt. Hier gibt die Leitung der Einrichtung stattdessen Auskunft. Neben den Einwohnern werden darüber hinaus in einer weiteren unabhängigen Befragung auch Haus- und Grundbesitzer befragt. In Köln erhalten 140.000 Grundbesitzer ein Schreiben. Darin sollen sie etwa darüber Auskunft geben, wie viele Mieter in ihrem Haus leben.

Daten bleiben streng vertraulich
Die Daten der Befragung werden allein für den Zensus verwendet, betonet Michael Prümm, Leiter der Erhebungsstelle des Zensus 2011. Sie werden nicht etwa an das Finanzamt, das Meldeamt oder das Ausländeramt weitergegeben. Sollte einige Bürger in Köln also etwa noch zwei Staatsbürgerschaften besitzen, was in der Bundesrepublik nicht mehr erlaubt ist, können sie das ohne Bedenken bei der Befragung angeben. Die Daten der Befragungen selbst werden gar nicht in Köln ausgewertet, sondern von der Landesregierung. Zudem sind alle Computer, in denen die Daten gespeichert werden, weder an das Internet, noch an das städtische Intranet angeschlossen. So sollen die Daten geschützt werden. Auch haben nur wenige Mitarbeiter direkten Zugang zu den Räumen der Amtsstelle für den Zensus. Jeder Mitarbeiter, der die Daten für seine persönlichen, kommerziellen, beruflichen oder politischen Absichten nutzt, macht sich zudem strafbar, betonte Breuer.

„Volkszählung ist aus der Mode gekommen“
Die letzte Volkszählung in Deutschland fand 1987 statt. Noch heute basieren die Einwohnerzahlen und weitere statistische Erhebungen auf den Ergebnissen der damaligen Zählung. „Die Volkszählung ist aus der Mode gekommen“, betonte heute Hermann Breuer, Abteilungsleiter für Statistik und Informationsmanagement. So hätten die Preußen ab 1816 zunächst sogar jährlich Volkszählungen durchgeführt, später immerhin noch alle drei Jahre. Erstmals nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden dann 1946 die Einwohner gezählt. Damals waren es fast nur noch halb so viele wie vor dem Krieg. Seitdem wurde ein Zensus nur noch in den Jahren 1950, 1961, 1970 und eben 1987 durchgeführt. Die Volkszählung in 2011 hat die Europäische Union angeordnet. Ab sofort sollen alle zehn Jahre Volkszählungen organisiert werden.

Die Einwohnerzahl Kölns wird in etwa 18 Monaten ermittelt sein, teilte Breuer heute mit. Weitere sechs Monate später sollen dann Daten zu den Lebensstrukturen ausgewertet sein.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung