64 Jahre lang stand ein großes Blechregal in der Zentralbibliothek der Sporthochschule Köln. Hin und wieder modernisiert, beinhaltete es tausende Registerkarten und war die erste Anlaufstelle für Studenten, die sich ein Buch oder Magazin ausleihen wollten. Doch dieses Regal ist nun weg. Durch das Projekt "Retrokonversion" der Zentralbibliothek ist nun die Liste des Gesamtbestandes online für Studenten, Wissenschaftler und Interessierte abrufbar. Zwei Jahre arbeiteten eine Spezialfirma aus den Niederlanden sowie zwei Wissenschaftler an der Digitalisierung der Registerkarten. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das nochmal erleben darf", freute sich die Leiterin der Bibliothek, Heike Schiffer. Durch die Retrokonversion ist nun historische und aktuelle Literatur rund um den Sport von 1947 bis heute online erfasst. Bis vor kurzem war dies erst für Literatur ab 1988 der Fall. "Wenn man sich nun online von zu Hause aus ein Buch bestellt, ist es innerhalb von Deutschland in zwei Tagen da", so Schiffer. So könne man das Ziel, auch Wissenschaftler in der ganzen Welt mit Literatur zu versorgen, leichter erreichen. "Die Anzahl von Fernanfragen ist enorm gestiegen, sogar aus Australien leihen sich Leute unsere Bücher und Magazine aus", teilte Schiffer mit.

"Es war ein Grauen"
Durch die Erfassung sei auch Literatur über verloren gegangene Sportarten wie zum Beispiel Gürtelringen wieder ans Tageslicht gekommen. "Auch die Studierenden freuen sich. Viele haben den Zettelkatalog erst gar nicht genutzt. Was nicht schon online erfasst war, gab es für sie praktisch gar nicht", erklärte Schiffer. Und tatsächlich konnte sich bei der heutigen Präsentation auf Nachfrage von Report-k kein Student erinnern, jemals den alten Zettelkatalog benutzt zu haben. Für Heike Größnitzer, Service-Leiterin der Zentralbibliothek ist das nicht weiter verwunderlich: "Es war ein Grauen. Ich wäre da freiwillig auch nicht rangegangen." Die Realisierung des Projektes "Retrokonversion" kostete insgesamt 560.000 Euro, die von den Studiengebühren finanziert wurden. Schiffer betonte in dem Zusammenhang, dass es bereits Planungen für eine komplette Digitalisierung der Literatur gebe. Jedoch sei dies aufgrund der Urheberrechtsbestimmungen in Deutschland nicht sehr einfach.

[Marcel Clemens für Report-k.de | Kölns Internetzeitung]