Köln | Info-Ticker zur Wetterlage 9.06. und 10.06.2014 | Pfingstmontag. Erst wurde es tiefschwarze Nacht, ein schwerer Sturm tobte von Westen aus kommend über NRW und Köln. Die „Birlikte“-Kundgebung musste abgebrochen werden. Die Feuerwehr wurde stark gefordert, der Düsseldorfer Flughafen stellte seinen Betrieb ein, es kam zu Zugausfällen in ganz NRW, auf den Autobahnen rund um Köln lagen Bäume auf der Fahrbahn. Ein besonders tragischer Unfall ereignete sich in Köln-Flittard, hier kam ein Mann durch einen umgestürzten Baum ums Leben. Vier weitere Personen wurden in Köln schwerverletzt. Insgesamt starben in NRW fünf Menschen durch das Unwetter. Bei der Deutschen Bahn AG normalisiert sich das Fahrplangeschehen wieder, alle Infos hier im Ticker.

17: 55 Uhr >  NRW-Innenministerium: 17.000 Einsätze von Feuerwehr und Polizei nach verheerendem Unwetter

Durch das schwere Unwetter am Pfingstmontag kam es in NRW zu rund 17.000 Einsätzen von Feuerwehr und Polizei bis zum Mittag des Dienstags, 10. Juni. Das teilte das NRW-Innenministerium mit. Landesweit waren etwa 14.000 Helfer der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks im Einsatz. Durch den Sturm kamen sechs Menschen ums Leben, 67 wurden verletzt, 30 davon schwer. Der materielle Schaden wird in vollem Umfang erst in den nächsten Tagen endgültig feststehen. „NRW wurde vom schlimmsten Unwetter seit rund 20 Jahren getroffen. Wir haben es den vielen unermüdlichen Einsatzkräften zu verdanken, dass viele Gefahrenstellen rechtzeitig beseitigt wurden“, erklärte Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf.

Am Dienstagmorgen wurden laut NRW-Innenministerium auf Bundesautobahnen in NRW über 30 Staus mit einer Gesamtlänge von circa 270 km gemeldet. Einzelne Staulängen betrugen dabei bis zu 30 km. Auf der A 40 und A 52 sowie der A 3 kam es laut Straßen NRW zu Sperrungen, die noch bis in die Abendstunden andauern könnten.
 

17:43 Uhr > Die Unwetterzentrale zeigt auf ihrer NRW Karte (http://www.unwetterzentrale.de/uwz/nrwindex.html) Unwetterwarnungen im Aachener und Mönchengladbacher Raum und südlich von Köln.

17:15 Uhr > DB: Immer noch Beeinträchtigungen im Bahnverkehr

Im Regional- und S-Bahnverkehr sind laut Angaben der Deutschen Bahn noch folgende Strecken gesperrt:

Köln–Düsseldorf, Köln–Neuss, Neuss–Mönchengladbach, Mönchengladbach–Viersen, Viersen–Krefeld–Duisburg, Düsseldorf–Wuppertal Vohwinkel, Düsseldorf–Solingen, Düsseldorf–Neuss, Essen–Gelsenkirchen, Essen–Bottrop, Essen–Düsseldorf, Münster–Osnabrück, Münster–Recklinghausen–Essen, Duisburg–Düsseldorf, Duisburg–Essen–Dortmund, Lünen–Münster, Dortmund–Herne–Wanne-Eickel, Unna–Soest, Kaldenkirchen–Venlo und Großraum Oberhausen–Mathilde.

Außer dem Regionalverkehr sei auch der Fernverkehr von den Auswirkungen betroffen, so die Bahn. IC- und ICE-Verbindungen durch das Ruhrgebiet endeten vorzeitig in Hamm, Köln und Münster.

15:48 Uhr > Stadt Köln: Gefahr durch herabfallende Äste

Die Stadt Köln weist darauf hin, dass im Nachgang des Sturms weiter mit herabfallenden Ästen gerechnet werden muss und ruft Sporttreibende im Freien zu größter Vorsicht auf.

15:00 Uhr > Deutscher Wetterdienst: Amtliche Warnung vor schwerem Gewitter für Köln

Der Deutsche Wetterdienst hat für Dienstag, 10. Juni eine amtliche Warnung vor schwerem Gewitter ausgegeben. Im Tagesverlauf müsse, so der Deutsche Wetterdienst, verbreitet mit schweren Gewittern gerechnet werden. Dabei seien Starkregen um 30 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit, schwere Sturmböen um 100 km/h – lokal Orkanböen bis 130 km/h -und Hagel mit Korngrößen um vier Zentimeter möglich.

Dies sei, so der Deutsche Wetterdienst, ein erster Hinweis auf erwartete Unwetter. Er solle die rechtzeitige Vorbereitung von Schutzmaßnahmen ermöglichen. Die Prognose werde in den nächsten 12 Stunden konkretisiert.

14:26 Uhr > Abgestürzt gemeldeter Paraglider in Bergisch-Gladbach: Auch Suchmaßnahmen am Dienstag erfolglos

Die Suche nach einem am Montagabend abgestürzt gemeldeten Paraglider blieb auch am Dienstag erfolglos. Nach Angaben der Feuerwehr Bergisch-Gladbach wurde die Suche nach der vermutlich abgestürzten Person mittels alarmierter Rettungshundestaffeln aus dem Land Nordrhein-Westfalen am Dienstag nach Sonnenaufgang fortgesetzt.

Insgesamt wurden 14 Rettungshunde aus dem Oberbergischen Kreis, dem Kreis Euskirchen und dem Kreis Viersen bei der Suche eingesetzt. Unterstützt wurde die Suche durch Einsatzkräfte der Feuerwehr Bergisch Gladbach. Insgesamt waren laut Feuerwehr  rund 100 Rettungskräfte in die Suchaktion eingebunden. Im Verlauf des Vormittages sei erneut ein Hubschrauber der Polizei eingesetzt und das Suchgebiet überflogen worden.

Im Verlauf des Einsatzes erhielt die Feuerwehr Bergisch Gladbach mehrfach Hinweise von Anwohnern, die von einem unbekannten Gleitschirmflieger berichteten, der im Bereich Steinacker häufig mit seinem Gleitschirm startet und landet.

Über ein abstürzendes Objekt über Steinacker hätten im Verlauf des Einsatzes neben dem Notrufenden von Pfingstmontag, 21:02 Uhr zwei weitere Anwohner berichtet, so die Feuerwehr Bergisch-Gladbach. Die gesamten Suchmaßnahmen seien erfolglos geblieben, der Einsatz gegen 12:00 Uhr beendet worden.

12:00 Uhr > Nach Unwetter in NRW: Zahlreiche Bahnstrecken weiterhin nicht befahrbar

Nach den Unwettern in Nordrhein-Westfalen sind zahlreiche Bahnstrecken in dem Bundesland weiterhin nicht befahrbar. Komplett gesperrt sind derzeit die Strecken Dortmund-Essen-Düsseldorf-Köln und Dortmund-Gelsenkirchen-Duisburg, teilte die Bahn am Dienstag mit. Demnach laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren: Die Bahn habe schwere Technik und zusätzliche Kräfte im Einsatz, um die Strecken wieder frei zu bekommen.

Darüber hinaus wirkt sich die Situation in NRW auf den bundesweiten Fernverkehr aus: Zahlreiche ICE- und IC-Linien werden derzeit umgeleitet oder enden vorzeitig. Informationen zu aktuellen Zugabfahrten gibt es auf der Internetseite der Bahn sowie im „DB-Navigator“, der Smartphone-App der Bahn, teilte das Unternehmen weiter mit.

11:55 Uhr > Jörg Kachelmann fordert den Rücktritt von WDR Intendant Tom Buhrow, weil dessen Sender WDR 2 nicht rechtzeitig vor dem Unwetter gewarnt habe.

11: 29 Uhr > Einsatzbilanz der Kölner Feuerwehr zu Pfingstmontag

Insgesamt zählte die Feuerwehr Köln bis Dienstagmorgen, 10. Juni um 9:00 Uhr 358 Einsätze durch das Unwetter an Pfingstmontag. Um diese große Zahl an Einsätzen bewältigen zu können, habe die Leitstelle Vollalarm für die 26 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Köln ausgelöst. Die Hälfte der Berufsfeuerwehrwachen sei ebenfalls eingesetzt worden, so die Angaben der Kölner Feuerwehr. Auch noch am Dienstagvormittag kämen neue Meldungen über umgestürzte Bäume hinzu, so die Feuerwehr.

Auf dem Gelände der Großveranstaltung „Birlikte“, die wegen einer aufziehenden Gewitterfront vorzeitig abgebrochen worden war, sei durch den Sturm niemand verletzt worden, so die Feuerwehr. Auch während der Veranstaltung habe es nur wenige Einsätze zu verzeichnen gegeben: Der Sanitätsdienst behandelte nach Feuerwehr-Angaben rund 50 Personen vor Ort, die Transporte durch den Rettungsdienst ins Krankenhaus lagen im einstelligen Bereich.

Da die Stadt Düsseldorf durch das Unwetter noch schlimmer getroffen wurde, forderte die Feuerwehr Düsseldorf in Köln Unterstützung an. Ein Löschzug und ein Rüstwagen aus Köln halfen die gesamte Nacht hindurch in Düsseldorf aus, so die Feuerwehr Köln.

9:30 Uhr > NRW: Unwetter fordern mindestens fünf Todesopfer

In Nordrhein-Westfalen sind bei schweren Unwettern mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Allein in Düsseldorf verloren drei Menschen in einem Gartenhaus ihr Leben, als ein Baum auf das Haus stürzte. Nach Angaben der Düsseldorfer Feuerwehr hatten mehrere Menschen in dem Gartenhaus Schutz vor dem Unwetter gesucht.

Demnach konnten die Feuerwehrleute zwei Menschen mit schweren und einen weiteren mit leichten Verletzungen retten. In Köln starb ein bislang noch nicht identifizierter Mann, als ein Baum vermutlich in Folge eines Blitzeinschlags auf eine Straße stürzte und den etwa 50-jährigen Radfahrer traf.

In Essen starb ein Mann vermutlich bei Aufräumarbeiten. Die Düsseldorfer Polizei teilte am Dienstagmorgen mit, dass durch die Folgen des Unwetters viele Straßen in und um Düsseldorf noch immer unpassierbar seien. Es sei mit sehr starken Behinderungen im Berufsverkehr zu rechnen, da auch der Öffentliche Personennahverkehr eingestellt wurde.

9:25 Uhr > Die Deutsche Bahn meldet: Auf folgenden Strecken konnte der Nah- und Fernverkehr wieder aufgenommen werden:

Köln–Bonn–Remagen,
Köln–Aachen,
Köln–Siegen,
Köln–Gummersbach,
Worringen–Köln–Bergisch-Gladbach,
Dortmund-Hamm-Bielefeld,
Dortmund–Hagen–Wuppertal–Wuppertal-Vohwinkel,
Wuppertal–Düsseldorf Schienenersatzverkehr
Köln–Siegburg–Frankfurt
Bonn–Ahrbrück
Bonn–Euskirchen
Köln–Trier
Köln–Gerolstein
Au–Düren
Hennef–Horrem
Düsseldorf Hbf–Düsseldorf Flughafen
Horrem–Bedburg
Minden–Dortmund
Aachen–Neuß
Aachen–Mönchengladbach
Köln–Koblenz.

Auf den anderen Strecken in Nordrhein-Westfalen ist der Zugverkehr laut DB noch weiter unterbrochen. So ist der Knoten Essen noch gesperrt. Auch die beiden Ost-West-Verbindungen Dortmund–Essen–Düsseldorf–Köln und Dortmund–Gelsenkirchen–Duisburg sind laut Angaben der Bahn noch betroffen. Ein Busnotverkehr sei aufgrund der witterungsbedingten Schäden momentan nur begrenzt möglich, teilte die Bahn schriftlich mit, Reisende sollten sich auf Fahrzeitverlängerungen einstellen.Seit den Abendstunden habe die Deutsche Bahn zusätzliche Mitarbeiter in den Bahnhöfen eingesetzt. Reisende seien mit Getränken, Taxi- und Hotelgutscheinen versorgt worden.

7:33 Uhr > Die Deutsche Bahn meldet: Auf folgenden Strecken konnte der Nah- und Fernverkehr zusätzlich zu den um 4:30 freigegebenen Strecken wieder aufgenommen werden:
Köln–Bonn–Remagen,
Köln–Aachen,
Köln–Siegen,
Köln–Gummersbach,
Worringen–Köln–Bergisch-Gladbach,
Dortmund-Hamm-Bielefeld,
Dortmund–Hagen–Wuppertal–Wt-Vohwinkel,
Köln–Siegburg–Frankfurt.
Auf den anderen Strecken in Nordrhein-Westfalen ist der Zugverkehr noch weiter unterbrochen. Ein Busnotverkehr ist aufgrund der witterungsbedingten Schäden momentan nicht möglich. Reisende sollten sich auf Fahrzeitverlängerungen einstellen.

7:09 Uhr > Der 52-jährige Kölner war mit seinem Fahrrad auf der Düsseldorfer Straße von Leverkusen aus kommend in Richtung Köln unterwegs. Auf Höhe Flittard wurde er von einem umstürzenden Baum erschlagen. Die Polizei vermutet, dass ein Blitz den Baum getroffen hatte. Polizisten dei den Bereich bestreift hatten, hatten den Mann gefunden. An dieser Stelle scheint das Unwetter auch besonders stark gewütet zu haben, denn die Düsseldorfer Straße war übersät mit Teilen von Bäumen. Es gab in Köln zudem vier weitere Personen, die durch den Sturm schwer verletzt wurden. Zum Festival in Mülheim teilte die Kölner Feuerwehr mit: „Die Gedenkveranstaltung Birlikte in Mülheim wurde rechtzeitig abgebrochen. Das Versammlungsgelände wurde zügig und ohne Zwischenfälle geräumt.“

Die Kölner Feuerwehr löste für alle 26 Löschgruppen der freiwilligen Feuerwehr Vollalarm aus. Gegen 22:50 Uhr lagen der Kölner Feuerwehr über 250 Anfragen von Kölnerinnen und Kölner vor, die Hilfe benötigten. Die Feuerwehr spricht zudem von zahlreichen Bäumen, die entwurzelt wurden und den Verkehr behinderten.

Die Bahn stellte ihren Zugverkehr in ganz Nordrhein-Westfalen gestern ein. Die Züge fuhren lediglich den nächstgelegenen Bahnhof an. Auch jetzt kommt es immer noch zu starken Beeinträchtigungen. Um 4:30 Uhr nahm die Bahn den Nah- und Fernverkehr wieder auf folgenden Strecken auf: Zwischen Köln und Bonn, Köln und Aachen, die Strecke Dortmund-Hamm-Bielefeld und die ICE Strecke in Richtung Frankfurt. Auf allen weiteren Bahnstrecken ist der Verkehr unterbrochen. Man arbeite mit Hochdruck daran weitere Strecken freizugeben. Alle Reisenden sollten sich im Vorfeld informieren, ob ihre Reiseroute wieder freigegeben ist.

KVB Linie 1 gestört

In Bergisch-Gladbach Refrath mussten Fahrgäste einer KVB Bahn, die Bahn verlassen, nachdem herunterstürzende Äste den Fahrdraht beschädigt hatten. Die KVB habe, so die Feuerwehr Bergisch-Gladbach, die Fahrgäste zur nächsten Station begleitet. In Bergisch-Gladbach musste die Feuerwehr zu rund 50 Einsätzen ausrücken, zumeist umgeknickte Bäume oder herabgefallene größere Äste, die den Verkehr behinderten.

Seit 21 Uhr wird ein Paraglider oder Gleitschirmflieger vermisst. Ein Bewohner aus Moitzfeld hatte berichtet, dass er den Absturz eines Gleitschirmfliegers südlich von Meisheide beobachtet haben will. Die Suche nach dem Abgestürzten, bei dem auch ein Polizei-Hubschrauber eingesetzt wurde, wurde wegen Dunkelheit später eingestellt. Man werde nach dem Abgestürzten mit Rettungshundestaffeln weiter suchen.

Flugbetrieb am Flughafen wegen Unwetters über Düsseldorf am Abend vorübergehend eingestellt

Wegen des schweren Unwetters über Düsseldorf mit Windböen bis zu 150 Stundenkilometern musste der Flugbetrieb am Düsseldorfer Airport am Abend um kurz nach 21:00 Uhr vorübergehend eingestellt werden. Der Flugsteig C wurde im Zuge einer automatisch ausgelösten Evakuierungsmeldung geräumt, konnte aber nach zehn Minuten wieder geöffnet werden. Um 22:00 Uhr konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden.
Zehn Flugzeuge mit Ziel Düsseldorf wurden auf andere Airports umgeleitet. Zehn weitere Flüge wurden annulliert. Auf Grund der besonderen Situation hat die Luftaufsichtsbehörde für alle, der für heute bereits koordinierten Flüge Nachtstarts und -landungen auf Einzelantrag genehmigt.

Autor: Andi Goral, Daniel Deininger, dts
Foto: Ein 52-jähriger Kölner wurde auf der Düsseldorfer Straße unter einer Baumkrone begraben und verstarb noch an der Unfallstelle