Die Bastei von Wilhelm Riphahn am Rheinufer. Foto: Eppinger

Köln Neues Lexikon wirft den Blick auf die Geschichte der Baukunst in der Domstadt.

Dass nicht alle Kölner Bauten wirklich sehenswert sind, wird wohl kaum ein Betrachter bestreiten. Aber Köln ist eine Großstadt, die von imposanten wie einzigartigen Bauten geprägt wird. Das gilt für den Dom genauso wie für das benachbarte Ensemble mit dem Museum Ludwig und der Philharmonie oder für die Bastei am Rheinufer. Einen besonderen Blick auf die Kölner Baukunst wirft nun ein neues, dreibändiges Lexikon, das vom Kölnischen Geschichtsverein veröffentlicht wurde.

Mehr als vier Jahrzehnte hat der Kölner Denkmalpfleger, Kunst- und Architekturhistoriker Wolfram Hagspiel an diesem 2200 Seiten umfassenden Werk gearbeitet. Entstanden ist dabei ein Lexikon der Kölner Architekten, das eine Zeitspanne vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert umfasst. Dafür hat der Autor detailreich Informationen über das Leben und Wirken von mehr als 10.000 Architekten erfasst und ausgewertet. Darunter viele, über die bislang nur wenig bekannt war.

Mehr als vier Jahrzehnte hat Hagspiel an seinem Lexikon gearbeitet

Hagspiel hat mit verschiedenen Archivquellen genauso gearbeitet wie mit grauer Literatur und mit Monografien. In seinem jetzt postum veröffentlichtes Lexikon hat Hagspiel auch Personen erfasst, die bis ins 20. Jahrhundert hinein, aus der Bauwirtschaft stammend, Architektur entwarfen. Darunter waren Bau- und Maurermeister genauso wie Statiker. Damit ist ein umfangreiches Werk über die Architektur- und Baugeschichte Kölns entstanden.

Im Lexikon finden sich die Architekten von öffentlichen Gebäuden genauso wie von Bürgerwohnungen, Wirtschafts- und Verkehrsgebäuden sowie von den Kölner Sakralbauten. Zu jedem der rund 10.000 Architekten gibt es eine mehr oder weniger ausführliche Biografie und eine Aufzählung der wichtigsten von ihnen geschaffenen Bauten in Köln sowie außerhalb der Stadt.

Die Entwürfe von Adolf Abel kamen auch bei der Uni in Lindenthal zum Tragen. Foto: Eppinger

Das gilt zum Beispiel für Adolf Abel (1882-1968), dessen Namen bei den dem Stadion in Müngersdorf vorgelagerten Abel-Bauten bis heute noch gegenwärtig ist. Seine Entwürfe kamen auch bei öffentlichen Gebäuden wie am alten Flughafen Butzweiler Hof, bei der Mülheimer Brücke, der Kölner Uni oder bei den Rheinhallen der Messe zum Tragen.

Entwürfe für prägende Bauwerke für Köln wie die Hohenzollernbrücke oder die Südbrücke stammten unter anderem von dem Bauingenieur und Mitglied der Kölner Eisenbahndirektion Fritz Beermann (1856-1928), der auch für den inneren Umbau und die Erweiterung des Hauptbahnhofs zuständig war. Bei seinen Projekten stand er in engem Austausch mit dem Kölner Architekten Franz Heinrich Schwechten.

An der Konzeption für die Hohenzollernbrücke war auch der Bauingenieur Fritz Beermann maßgeblich beteiligt. Foto: Eppinger

Zu den bekanntesten Architekten der Stadt zählen die Mitglieder der Familie Böhm. Dominikus Böhm (1880-1955) schuf Kirchen wie die Pfarrkirche St. Engelbert in Riehl – besser bekannt unter dem Namen „Zitronenpresse“, den das Gotteshaus wegen seiner besonderen Außenform bekam. Dort hielt der Kölner Kardinal Frings seine berühmte Silvesterpredigt. Weitere Bauten von ihm sind zum Beispiel das Kolpinghaus oder die Krankenhaus-Kirche von St. Elisabeth.

Ein bedeutsamer Architekt der Domstadt war auch Gottfried Böhm (1920-2021), der in Köln die Kolumba-Kapelle „Madonna in den Trümmern“ oder die Pfarrkirchen St. Gertrud und Christi Auferstehung sowie zusammen mit Paul Böhm die Zentralmoschee in Ehrenfeld entwarf. Als charakteristisch für Böhms Bauten, die zu Beginn häufig in Beton, später in Stahl und Glas ausgeführt wurden, gelten ihre räumliche Präsenz und Sklupturenhaftigkeit. Er war auch gemeinsam mit Elisabeth und Peter Böhm für die Entwürfe für die WDR-Arkaden verantwortlich.

Nach dem Entwurf von Dominikus Böhm: die Pfarrkirche St. Engelbert in Riehl – besser bekannt als die „Zitronenpresse“. Foto: Eppinger

Im Mittelalter wirkte Meister Gerhard (1210/15-1271) in Köln. Als erster Dombaumeister zeigte er damals Verantwortung für das bis heute prägendste Bauwerk der Stadt – den Dom. Von ihm stammt vermutlich der Gesamtbauplan für die berühmte Kathedrale, deren Grundstein 1248 gelegt worden ist.

Für die Gestaltung der Domplatte und des angrenzenden Domforums war zwischen 1968 und 1970 übrigens der Kölner Architekt Fritz Schaller (1904-2002) mit seinen Entwürfen zuständig. Er sorgte dafür, dass der alte Domhügel verschwand und der gesamte Platz auf Höhe der Domportale angelegt wurde. Damit wollte er die räumliche Isolierung des Terrains aufheben und dieses besser in das Stadtgefüge integrieren.

Die Architekten der ersten Kölner Wolkenkratzer

Von seinem Kollegen Friedrich Carl Heimann (1850-1921) stammten unter anderem die Entwürfe das frühere Stadtarchiv (heutiges Qvest Hotel) und für das Hansa-Gymnasium an den Ringen. Erich Hennes (1912-1978) plante nach der Vorarbeit von Helmut Hentrich und Hans Heuser das Gerling-Hochhaus am Gereonshof, das zweitälteste Hochhaus in Köln. Der erste kölsche Wolkenkratzer, das Hansa-Hochhaus, wurde zwischen 1924 und 1925 nach den Entwürfen des Kölner Architekten Jacob Koerfer (1875-1930) gebaut.

Zu den bekanntesten und prägensten Persönlichkeiten der Kölner Architekturgeschichte zählt definitiv Wilhelm Riphahn (1889-1963), der als Sohn eines Bauunternehmers sich ab 1913 in seiner Heimatstadt selbstständig machte. Er schuf Entwürfe zu prominenten Gebäuden wie der Bastei, den Sartory-Sälen, dem Sitz des Kölnischen Kunstvereins „Die Brücke“ sowie der Oper und des Schauspielhauses. Nicht mehr erhalten ist der UFA-Palast, der mit seinen 3000 Plätzen zeitweise das größte Kino in Westdeutschland war.

Wolfram Hagspiel: Lexikon der Kölner Architekten vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Böhlau Verlag, drei Bände, 2200 Seiten, 180 Euro