Köln | Vor genau 11 Jahren um 13.58 Uhr stürzte das Kölner Stadtarchiv am Waidmarkt im Gereonsviertel ein. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben: Kevin und Khalil. In diesem Jahr richtete die Stadt Köln zum ersten Mal die Gedenkfeier aus.

Das Kölner Stadtarchiv stürzte am 3. März 2009 um 13.58 Uhr ein. Der Auslöser für den Einsturz sollen die Bauarbeiten am Gleiswechselbauwerk Waidmarkt für die neue Trasse der Nord-Süd-Stadtbahn gewesen sein. Neben dem Stadtarchiv stürzten weitere Gebäude ein. Kevin und Khalil überlebten den Einsturz des Hauses in dem sie lebten nicht. In der Folge nahm sich eine betroffene Anwohnerin das Leben, die als drittes Opfer des Stadtarchiveinsturzes gilt.

Stadt Köln richtet zum ersten Mal das Gedenken aus

Bisher erinnerten Bürgerinitiativen am Ort des Unglücks an den Einsturz und die Opfer. Dieses Jahr richtete diese zum ersten Mal die Stadt Köln aus. Henriette Reker,  Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, sagt dass dies kein „plötzlicher Sinneswandel“ sei. In der Stadt Köln hätte es zu dem Thema eine „prozesshafte Entwicklung“ gegeben, nachdem der erste Schock überwunden war. Reker bedankte sich, dass die Initativen seit dem Unglück vor 11 Jahren am Gedenken festhalten und in diesem Jahr die Verantwortung an die Stadt Köln übertragen hätten. Bis zu diesem Jahr wurden die Gedenkfeiern von den Initiativen „ArchivKomplex“ und „Köln kann auch anders“ veranstaltet. Letztere hat sich anlässlich des Unglücks gegründet. Zusammen mit der „Wanderbaumallee Köln“ hatte „ArchivKomplex“ drei Wanderbäume zur Gedenkfeier gebracht. Ein Baum für jedes Opfer, als Zeichen der Hoffnung und des Aufbruchs, erklärt Sabine Pohl-Grund von der Gruppe „ArchivKomplex“.

Neben Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) und Stadtentwicklungsdezernent Markus Greitemann, nahm auch Andreas Kossiski (SPD), MdL, an der Gedenkfeier teil. Kossiski tritt als SPD-Kanditat in der OB-Wahl 2020 an. Er betonte gegenüber Report-K, dass er zum Gedenken der Opfer gekommen sei: „Dies ist keine Wahlkampfveranstaltung.“ Der OB Kandidat hofft, dass der Umgang mit dem Unglück von niemandem zum Wahlkampfthema gemacht wird.

Zukunft des Unglücksorts ungewiss

Das Historische Stadtarchiv Köln wird ein neues Gebäude beziehen. Auf einem Grundstück an der Luxemburger Straße Ecke Eifelwall entsteht ein Neubau. Das neue alte Stadtarchiv soll in diesem Jahr öffnen. Die Initiative „ArchivKomplex“ legt einen Plan vor, wie das Areal rund um die Einsturzstelle umgebaut werden kann. Das Projekt „K3- die Halle mit dem Knick“ sieht vor ein Gebäude für unterschiedliche kulturelle Zwecke zu errichten. Ziel der Initiatoren ist es, dass das Gelände in städtischer Hand bleibe. Was dort in Zukunft gebaut wird, muss in einem Wettbewerb entschieden werden. Frank Deja von der Initiative „Köln kann auch anders“ hofft, dass die Projekte nicht in den Verwaltungsstrukturen der Stadt Köln untergehen. Henriette Reker hatte zuvor angekündigt, dass sie eine Projektgruppe aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt sowie der Initiativen gründen will. Damit soll den Stimmen der Bürgerinnen und Bürger bei der Planung Raum gegeben werden, so die Oberbürgermeisterin. Die Initiativen befürworten diese Pläne.

Rund 95 Prozent der Dokumente, die bei dem Unglück begraben wurden, konnten gesichert werden. Die Aufarbeitung und Neuarchivierung wird voraussichtlich bis zu 30 Jahren dauern, heißt es auf Schildern am Unglücksort. Die Bauarbeiten an der Nord-Süd-Bahn ruhen in diesem Streckenabschnitt. Ein Gutachter muss in circa 30 Metern Tiefe unterhalb des Einsturzortes prüfen, ob weiter gebaut werden kann. Zur Zeit wird mit einer Fertigstellung der U-Bahn Strecke zum Ende des laufenden Jahrzehnts gerechnet. Die Band spielte auf der Gedenkfeier „Auferstanden aus Ruinen“, die Hymne der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Autor: Greta Spieker