Köln | Ein breites Bündnis politischer und sozialer Institutionen rief heute deutschlandweit dazu auf Deutschland gerechter zu machen, soziale Standards nicht immer weiter herunterzuschrauben, sondern „umzufairteilen“. In Köln beteiligten sich rund 4.000 Menschen aus vielen politischen Gruppierungen, der Gewerkschaft, aber auch des paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Deutschlandweit beteiligten sich 40.000 Menschen.

„Zeig mir die Rosen auf dem Asphalt“, sang Wolf Mahn, einer der Künstler, die sich seit Jahrzehnten für soziale Gerechtigkeit politisch engagieren und traf damit den Nerv der Menschen auf dem Heumarkt. Wilfried Schmickler, politischer Kabarettist der Extraklasse, zog vom Leder und ließ an der Politik und der Gesellschaft wenig Gutes. Die Menschen forderte er auf in die Bürgersprechstunde ihres Bundestagsabgeordneten zu gehen und sich dort ihren Rentenbescheid beglaubigen zu lassen und auf allen Brachflächen die sie kennen Nutzpflanzen wie Wirsing, Spitzkohl oder Marihuana anzubauen. Rösler, Schröder, die SPD Troika oder Gysi keiner wurde verschont. Für die Schere zwischen Arm und Reich macht Schmickler assoziale Spekulanten und Zocker verantwortlich und schloss mit dem „Gier-Gedicht“.

In Köln übten mehrere Redner heftige Kritik an den Banken. Zugleich forderten sie, die Geldinstitute müssten an den Kosten der Krise in Europa beteiligt werden. Die Politik müsse sich zudem dafür einsetzen, dass die soziale Spaltung aufgehoben werde. Die stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann (Grüne), versprach ihre Unterstützung. Die Landesregierung sehe es als ihre Aufgabe, die soziale Schere zu schließen, sagte sie in Köln.

Die Menschen forderten auf Plakaten „10 Euro Mindestlohn jetzt!“ oder zitierten passend zur Eurokrise Bert Brechs Bankenkritik „Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank.“ Manche hatten sich auch als Spekulanten verkleidet. Özlen Demirel sieht den Konflikt nicht zwischen den Nationalitäten, Kulturen oder Religionen, sondern zwischen Oben und Unten, also den Armen und Reichen. Dafür gab es viel Applaus. Die IG Metall Köln hatte sich auf ihrer Delegiertenversammlung voll hinter die Aktion gestellt, auch wenn sich die Bundes IG-Metall nicht beteiligt hatte und war mit der IG Metall Jugend und Metallern vom Roncalliplatz mit an den Heumarkt gezogen. Gabriele Schmidt, die Verdi-Landesvorsitzende, sieht die Verantwortung für die neue Armut in Deutschland bei der Politik, bei der Schwarz-Gelben Bundesregierung. Man müsse die wirklich Reichen belasten, aber bis die Stimme, die heute die 40.000 in Deutschland erhoben haben, wirklich ankomme, brauche man einen langen Atem.  Neben den 4.000 in Köln beteiligten sich in Bochum 6.000, in Berlin 5.000, in Hamburg 7.000 und in Stuttgart 5.000, so das Bündnis. Insgesamt fanden in 29 Städten Aktionen statt, so die Veranstalter.

Autor: ag, dapd
Foto: Auf dem Kölner Heumarkt fand die Abschlusskundgebung mit rund 4.000 Teilnehmern statt.