Köln | Kölns Ringe sind schon lange ein Sorgenkind der Stadt. Stadtplaner Albert Speer hat sich ihnen in seinem Masterplan ausführlich gewidmet. Verkehr, Sicherheit, Sauberkeit, Geschäfte, Vergnügungswirtschaft sind nur einige der Themen. Jetzt sollen sich Künstler dieser „Problemzone“ widmen – als viertes Kapitel des Projekts „Stadtlabor“.

Erstmals wurde keine Ausschreibung gestartet. Vielmehr haben sich Kunstbeirat und Jury umgeschaut, wer dafür geeignet ist und dann aus 20 Kandidaten sechs herausgesucht. Die stellten sich jetzt vor. Drei Teams sind es, die jedoch nicht gegeneinander, sondern durchaus miteinander arbeiten können. Wenn sie wollen – und das wollen sie auch.

Uschi Huber (Fotografie, Video, Installationen, Performatives) und Boris Sieverts (unter anderem Gründer des „Büros für Städtereisen“) bilden ein Team. Ein anderes Johanna Reich (zuletzt mit ihrer Plakataktion „Heroines“ aufgetreten), Matthias Hoffmann (Architekt, unter anderem Projektleiter bei der 15. Architekturbiennale in Venedig) und Jan Rothstein (Fotograf, bekannt durch sein Filmporträt „Detlef. 60 Jahre schwul“ über einen der Pioniere der deutschen Lesen- und Schwulenbewegung). Als „Einzelkämpfer“ ist Frank Bölter dabei (er organisiert die monatliche Kunstaktion „10 Quadratmeter“ in Nippes“.

Ende offen: Die Untersuchung ist als „offener Prozess“ angelegt

Sie alle leben und arbeiten schon lange in Köln, sollten also mit der Problematik der Ringe zwischen Theodor-Heuß-Ring im Norden und Ubierring im Süden vertraut sein. Doch auf die Frage, was sie mit dieser äußerst vielfältigen Anlage – einst Promeniermeile – verbinden, bleiben sie äußerst vage. Wollen sich noch nicht festlegen, schließlich ist dieses „Stadtlabor“ als offener Prozess angelegt.

Aber einen ersten „Rundgang“ haben sie schon mit Kay von Keitz, Vorsitzender des Kunstbeirats, gemacht. Erste Eindrücke nennen sie dann doch: der Lärm, der jedes Gespräch verhindert, die „Geschichtsschichten“, die sich in der Architektur widerspiegeln (Rothstein. „Warum wird Jugendstil als schön empfunden, die Architektur der 1960er Jahre nicht?“), die Parkanlagen, die unterschiedliche Breite, die vielfältige Nutzung.

Nur eins steht fest: Es wird kein weiteres Kunstwerk geben

Schwerpunkt ihrer Betrachtung wird – auftragsgemäß – die Kunst im öffentlichen Raum sein. Wie funktioniert das, was heute schon vorhanden ist, wie wird es genutzt? Wie ließe es sich ändern, verbessern? Welches Ergebnis am Ende steht, ist offen. Auch ob es als Dokumentation, Film oder als Veranstaltung „publiziert“ wird. Für Sieverts ist nur eins schon klar: Es wird keine weitere „dropped sculpture“ geben, wie es sie jetzt schon entlang der Ringe genug gibt.

60.000 Euro hat die Stadt bereit gestellt. Weitere 7.000 Euro stehen für eine Kommunikationsexpertin bereit, die das sechs Monate dauernde Stadtlabor begleiten wird und für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit sorgen soll. Außerdem stellt Kulturdezernentin Susanne Laugwitz noch 20.000 Euro Drittmittel in Aussicht.

„Stadtlabor“ soll die Funktion von Kunst im öffentlichen Raum neu definieren

Ins Leben gerufen wurde „Stadtlabor“ im Jahr 2012. Seine Aufgabe ist es, am Beispiel von Kunst im öffentlichen Raum diesen neu zu definieren und damit auch dessen Nutzung. „Wir müssen ihn zurückerobern“, so die Dezernentin. Als erste Erfolge der bisherigen Arbeiten hätten sich mehrere Sponsoren gefunden, die die Patenschaft für öffentliche Skulpturen übernommen und für deren Restaurierung gesorgt haben.

In der ersten Runde hatten Markus Ambach und Kay von Keitz nach einer gewonnenen Ausschreibung die Funktion von Skulpturen und Denkmälern im „Planquadrat Innenstadt“ untersucht. Viele von ihnen – so das Ergebnis – waren nicht nur vernachlässigt, standen am „falschen Platz“ (das heißt es fehlte die Beziehung zum Anlass) oder wurden in der Überfülle nicht mehr wahrgenommen. Ein temporäres „Archiv der ungenutzten Kunst“ mit solchen Objekten zeitweilig auf dem Roncalliplatz auszustellen, wurde zwar abgelehnt (damit sollte keine Aussage über deren künstlerische Qualität getroffen werden). Geblieben aber ist die Diskussion über den Verbleib der Kreuzblumen-Kopie vor dem Kölner Dom und die Restaurierung einer kinetischen Plastik von Otto Piene an der Fassade eines Geschäftshauses an der Hohe Straße. Allerdings droht beides langsam ohne Ergebnis einzuschlafen. Irgendwie typisch Köln.

Der zweite Workshop beschäftigte sich in enger Zusammenarbeit mit den Anwohnern mit dem Lorenzplatz in Deutz. In der Folge wurde er sicherer und sauberer umgestaltet. Auch eine Namensumbenennung ist geplant, sie soll auf das dort stehende Deutzer Wahrzeichen hinweisen: den „Düxer Bock“. Kaum Spuren in Öffentlichkeit und Stadtbild hinterließ das dritte Stadtlabor. Es untersuchte im „Planquadrat Kunibertsviertel“, wie Unternehmen durch Architektur und Sponsorenschaft für Kunst im öffentlichen Raum das Stadtbild bestimmen.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Die Idylle um den Brunnen von Elisabeth Baumeister-Bühler am Kaiser-Wilhelm-Ring täuscht: Die Kölner nutzen die Anlage als Hundeklo und Mülleimer. Ein Fall für das aktuelle „Stadtlabor“?