Köln | Die Freude ist dem Direktor des Museums Ludwig, Yilmaz Dziewior, deutlich anzumerken, als er am Montagvormittag gemeinsam mit den zuständigen Kuratorinnen Barbara Engelbach und Miriam Halwani die großzügige Schenkung einer Kölner Sammlerfamilie der Öffentlichkeit präsentieren kann. Rund 220 Werke von 20 deutschen und amerikanischen Fotokünstlern von 1910 bis heute gehören dazu.

„Der Kontakt zur Familie, die nicht genannt werden möchte, entstand schon zu Beginn meiner Zeit in Köln vor gut einem Jahr. Es ist eine sehr profunde Sammlung mit historischen und zeitgenössischen Fotografien. Die Exponate ergänzen hervorragend unsere eigene Sammlung“, erklärt Dziewior. Zu den vertretenen Fotografen zählen Diane Arbus, Boris Becker, Karl Blossfeldt, Walker Evans, Lee Friedlander, Florence Henri, David Hockney, Candida Höfer, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Max Regenberg, Albert Renger-Patzsch, Tata Ronkholz, August Sander, Hugo und Karl Hugo Schmölz, Friedrich Seidenstücker, Wolfgang Tillmans, Garry Winogrand und Piet Zwart.

Die von der Kunststiftung des Museums als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellte Sammlung soll in den kommenden Jahren in einer Einzelausstellung mit dazugehörigem Katalog präsentiert werden. „Diese Sammlung wurde sehr liebevoll zusammengetragen. Zu ihre gehören auch Ordner mit Briefen und Bewerbungsmappen von Fotografen“, sagt der Musuemsdirektor. Er sei auch mit anderen Sammlern im Gespräch und gehe davon aus, dass diese Schenkung Schule mache.

Das Engagement der Sammler zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie nicht auf Einzelbilder fokussiert ausgewählt, sondern reiche und vielseitige Bestände einzelner, international bekannter Künstler zusammengetragen haben. Ihr Interesse am Werk ausgewählter Fotokünstler spiegelt sich in umfangreichen Werkserien, die breite Facetten einzelner Künstler aufzeigen.

Die Sammlung wurde seit den 80er Jahren kontinuierlich aufgebaut. Ihr Schwerpunkt liegt auf neusachlicher, konzeptueller und dokumentarischer Fotografie. Ergänzend zu den reichen Bildkonvoluten, unter denen sich teils unikate Originalabzüge befinden, beinhaltet die Sammlung auch begleitendes Quellenmaterial, das wissenschaftlich noch zu erschließen ist. Es handelt sich um ein qualitativ sehr hochwertiges und inhaltlich einzigartiges Konvolut.

Von Anfang an waren es vor allem engagierte Sammler, die zur Vielfalt und Qualität der Fotosammlung beitrugen, zu der heute mehr als 50000 Werke gehören. So konnte nur ein Jahr nach Gründung des Museum Ludwig 1976 mit dem Ankauf von Werken der Sammlung L. Fritz Gruber ein Grundstein der heutigen Sammlung Fotografie gelegt werden. Hinzu kamen später die Sammlungen Agfa, die Sammlungen des Fotografen Robert Lebeck oder Daniela Mrazkova sowie Fotografien der russischen Avantgarde der 20er und 30er Jahre als Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung.

So umfasst die Sammlung heute neben Höhepunkten der Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts frühe Daguerreotypien, einzigartige Inkunabeln aus dem 19. Jahrhundert, Fotografien, Alben, Mappenwerke, aber auch umfangreiche Materialien zur Kulturgeschichte des Mediums. In den letzten Jahrzehnten ist die Sammlung durch Ankäufe und Schenkungen bis in die Gegenwart fortgeführt worden, darunter Arbeiten von Andreas Gursky, Thomas Ruff, Wolfgang Tillmans, Christopher Williams und Sherrie Levine.

„In Köln gibt es eine lange Tradition des bürgerschaftlichen Engagements im Bereich der Kultur. Jedes Kölner Museum geht darauf zurück. Und das ist auch wichtig, weil Museen bei den heutigen Marktpreisen für Kunst nicht mithalten können“, sagt Kulturdezernent Susanne Laugwitz-Aulbach- Schon zu Beginn des Museums Ludwig vor 40 Jahren habe man dank der Sammler über ein internationales Renommee verfügt.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Der Direktor und die beiden Kuratorinnen mit drei der geschenkten Werke.