Köln | Prunkvolle Gewänder, kostbares Porzellan und großformatige Selbstporträts: Der Herrschaftsanspruch eines Reiches spiegelt sich auch immer im eigenen Lebensstil wider – so auch im alten China. Zahlreiche Kostbarkeiten aus dem streng bewachten Palastmuseum in Peking machen jetzt erstmals in Köln Station. Das Museum für Ostasiatische Kunst zeigt unter dem Titel „Glanz der Kaiser von China“ ab Samstag (20. Oktober) 90 Objektgruppen aus dem wichtigsten Museum der Volksrepublik China.

Die Ausstellung legt den Fokus auf die Kunstwerke aus dem 17. und 18. Jahrhundert, als die Qing-Dynastie (1616-1911) auf dem Zenit seiner Macht stand. Das eher kleine Museum in Köln spricht von einer Sensation. „Wer das heutige China verstehen will, der muss die Historie sehen“, sagt Kuratorin Adele Schlombs. Denn eines wird in der Ausstellung klar: China strebt nicht erst seit Jahrzehnten nach Geltung, sondern hat schon vor Jahrhunderten und während verschiedenen Dynastien um die Vormachtstellung gerungen.

Die Kaiser von China bezogen die gesamte Macht auf sich – politisch, religiös und kulturell. Ihr Domizil war mehr als 500 Jahre lang die in Peking erbaute Verbotene Stadt, die 1925 von der Nationalregierung zum Palastmuseum erklärt wurde.

In gewaltigen Gewändern ließen sich die Kaiser auf dem Thron sitzend von einem Hofmaler porträtieren. Die Hoheiten scheinen unnahbar zu sein. Bei einem anderen Gemälde spricht schon der Titel Bände. In „Zehntausend Staaten zollen dem Kaiser Tribut“ herrscht Gedränge vor dem Palast, weil sich internationale Gesandte vor dem Kaiser verneigen wollen. Das Format misst drei mal zwei Meter.

Fiktion und Propaganda

Kuratorin Schlombs sagt, dass das „Reich der Mitte“ in der Kunst keinen Realismus gepflegt habe. „Es ist eine Fiktion“, sagt sie. Dadurch seien neue Wege bis hin zur Propaganda möglich gewesen. Auf einer anderen Zeichnung wird der amtierende Kaiser als Jäger abgebildet. Inmitten der schönen Natur, hockt er sich hin und legt sein lange Flinte an. Russlands Präsident Wladimir Putin, selbst ein Meister der Selbstinszenierung, könnte sich davon noch etwas abschauen.

Die meisten Kunstwerke wie auch die seidenen Staatsroben und Umhänge wurden in den eigenen Palastwerkstätten gefertigt. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist ein Thronensemble aus dunklem Zitanholz. Um diesen herum wurden Figuren von Kranichen und Fabelwesen aufgestellt, die Weihrauch versprühen. So wirkte es, als ob der Herrscher vom Himmel umhüllt wurde. Ein anderer Thronsessel wiederum besteht allein aus Hirschgeweihen und Mahagoni.

Schon vor Beginn der Ausstellung war die Stimmung in dem Museum angespannt. So kostbar sind die Kunstwerke aus Sicht der chinesischen Abgesandten. Für das Kölner Museum ist es die größte Ausstellung seit Jahren. Zuletzt waren Leihgaben im weltberühmten Londoner Victoria & Albert Museum, dem Louvre in Paris und dem Nationalmuseum in Tokio zu sehen. In Deutschland wurden viele der Exponate noch nicht präsentiert.

Autor: Fabian Wahl, dapd | Foto: Roberto Pfeil/dapd
Foto: Ausstellung „Glanz der Kaiser von China: Kunst und Leben in der Verbotenen Stadt“. Stupa aus der Palastwerkstatt (Bronze vergoldet und versilbert, mit Einlagen mit Rubinen, Tuerkisen, Turmalinen, aus der Kaiser Qianlong Periode (1736-1795))