Ein Musiker bei den Schull- un Veedelszöch 2023. | Foto: Bopp

Köln | Am Alter Markt sitzt auf der Tribüne eine gestrenge Jury, die mit fachkundigster und umfassendster Fastelovendskenntnis die Preisträger der Schull- und Veedelszöch im Bereich Veedelsvereine auf deren totalste Jeckness beurteilt und prämiert. Das sind die dollsten Preisträger aus 46 Veedelsvereinen 2023!

46 Vereine mit rund 2.400 Teilnehmenden ziehen an der Tribüne am Alter Markt vorbei. Schon auf dem Heumarkt steigt die Spannung und die Gruppen sortieren sich in optimale Formation. Denn gleich werden sie auf Herz und Nieren geprüft, vom Dreigestirn 2023 und in diesem Jahr sogar vom Dreigestirn der Doppelsession 2021 und 2022 und 19 weiteren höchst fachkundigen Kölschen Karnevalsexperten. Wer hier durchkommt, der darf morgen die fast gleiche Strecke wie heute noch einmal laufen und am Rosenmontagszug 2023, dem Hochamt des Kölschen Fasteleer teilnehmen. Neben den Dreigestirnen gehört der Jury zudem Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie Vertreter der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums an, die die Schull- und Veedelszöch ausrichten.

Und das sind sie die Gewinner der Kölner Schull- und Veedelszöch 2023:

Drei Preisträger wurden ermittelt, die am morgigen Rosenmontag alle beim Kölner Rosenmontag dabei sein dürfen.

Der Ehrenpreis „Der Goldene Lappenclown“ geht an den Stammdesch Kölsche Klüngel.

Der Stammdesch Kölsche Klüngel hat seinen Ursprung im Vringsveedel in der Kölner Südstadt. Gegründet wurde er im Jahr 1999 und geht seitdem bei den Schull- und Veedelszöch mit. In diesem Jahr widmete sich der Stammdesch einem besonderen Kölschen Thema: Immer und überall in Köln und in seinen 86 Veedeln träten Probleme auf. Jeder mischt sich dabei in Alles ein, so die Analyse der Jecken vom Stammdesch Kölsche Klüngel. Da kam den Jecken die Idee, dass jeder Tünnes in Kölle sing eijene Supp koch und damit waren die Kölsche Köche als Tünnes geboren. Dazu schreibt der Stammdesch Kölsche Klüngel:

„Jede Tünnes koch in Kölle sing eijene Zupp.
He kumme de Kölsche Köche un rühre in jeder Zupp.
Viele Köche verderben den Brei.
Wie überall, so auch in Köln wird geklüngelt und treten Probleme und Geldprobleme auf.
Jedes Veedel kocht seine eigene Suppe.“

Als Beispiel nennt der Stammdesch Kölsche Klüngel: die Stadtkassensuppe, die KVBsuppe, FC Suppe, Kölner Zoo Suppe, U-Bahnbau Suppe, Haie Suppe und andere.

Den Originalitätspreis oder Mottopreis erhält der Stammdesch Kölsche Sonnekinder

1972 gründete sich der Stammdesch Kölsche Sonnekinder im westlichen Kölner Stadtteil Braunsfeld. Zum ersten Mal beteiligte sich die Gruppe 1974 bei den Schull- un Veedelszöch. In diesem Jahr versammelten sich die Mitglieder der Gruppe hinter dem Motto: „Unsere Stammbaum – Su sin mir all he hinjekumme“. Die Gruppe nahm sich dem Thema Vielfalt und Gleichberechtigung an. Dieses sei in jeder Sprache und in jedem Land derzeit Thema. Als Sonnekinder sagen die Mitglieder im Alter zwischen 20 und 93 Jahren: „No place for racism oder op kölsch: Su simmer all he hinjekumme, mir sprechen hück all dieselve Sproch“. Köln habe in Bezug auf Vielfältigkeit so viel zu bieten, wie kaum einen andere Stadt, so die Einschätzung der Sonnekinder. Ohne kölsche Selbst-Trunkenheit sehen die Sonnekinder aber auch in Köln, dass das Thema Rassismus aktueller denn je sei. Das Motto solle zeigen, dass jeder in Köln willkommen ist, egal woher er kommt. Die Feststellung der Sonnekinder: „Am Ende sin wir all nur Minsche, und vürm Herjott simmer glich“.

Die Sonnekinder treffen sich einmal im Monat. Die Themen stammten aus der Stadt, die man selbst liebe und die in den Zoch getragen werden sollen. Ab September trifft sich die Gruppe mehrmals in der Woche, um gemeinsam an den Kostümen zu nähen oder zu bauen. Das Ganze findet in Wohnzimmern oder Kellern fabriziert, die schon einmal spontan zur Partyzone werden könnten. Die Sonnekinder bedauern, dass die Kostüme nach jeder Session entsorgt würden, da es keine Möglichkeit zur Lagerung gebe.

Der Kostümpreis geht an die Katholische Jugend rund um den Clodwigplatz

Ihren Ursprung hat die Katholische Jugend rund um den Clodwigplatz in der Jugendarbeit der beiden Sprengel St. Maternus und St. Severin. 1997 gründete sich die Katholische Jugend rund um den Clodwigplatz und geht seit 1998 bei den Schull- und Veedelszöch mit. Das Engagement der Gruppe geht weiter über die Teilnahme am Karnevalszug hinaus. So werden Feste in den Kirchengemeinden oder ein Weihnachtsbaumverkauf organisiert. Zudem wandert die Gruppe von rund 50 Mitgliedern gerne.

Für den Zoch in diesem Jahr hat die Katholische Jugend rund um den Clodwigplatz das Motto „Monopoly is övverall“ gewählt. Die Jecken haben sich das beliebte Brettspiel zum Vorbild genommen und auf Köln übertragen. Dazu wurde ein großes fahrbares Spielbrett eingesetzt. Dort finden sich Interpretationen von Kölner Straßen, Plätzen und Spielfeldern. Hier werden die heißen Eisen der Stadt inszeniert: Frei Parken, Kostenexplosion bei Oper und U-Bahn, der Ausverkauf des Wohnraumes im Veedel oder ein Gemeinschaftsfeld gegen Rassismus gezeigt. Die Ereignis- und Straßenkarten wurden als gut sichtbare Karten durch den Zochweg geschoben.

Den Gewinnern wird am morgigen Rosenmontagszug das Wurfmaterial kostenlos zur Verfügung gestellt.

Auf diesen Plätzen ziehen die Gewinnergruppen morgen im Kölner Rosenmontagszug mit:

Gruppe 2 – Kostümpreis Schull- und Veedelszöch: Katholische Jugend rund um den Clodwigplatz

Gruppe 35 – „Goldener Lappenclown – Ehrenpreis des Festkomitee Kölner Karneval“: Stammdesch Kölsche Klüngel

Gruppe 71 – Originalitätspreis der Schull- und Veedelszöch 2023: Stammdesch Kölsche Sonnekinder


Zum Nachlesen: Der report-K Liveticker zu den Schull- und Veedelszöch 2023:

ag