Köln | Die Technische Hochschule Köln (TH Köln) und der stadtnahe Versorger Rheinenergie AG haben eine aktuelle Forschungsstudie erstellt. Darin geht es um den Nutzen so genannter „Smart Home-Systeme“.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Anwender scheint eine deutliche Sprache zu sprechen. So lassen sich mit modernen Smart-Home-Systemen beim Gasverbrauch bis zu 30 Prozent des ursprünglichen Verbrauchs einsparen, und das unabhängig von der Größe des Hauses und dem Alter der Heizanlage. Zu diesem Ergebnis kommen das Cologne Institute for Renewable Energy (CIRE) der TH Köln und der Kölner Energieversorger Rheinenergie in einer aktuellen Forschungsstudie.

Das gelingt aber nur, wenn sich die Nutzerinnen und Nutzer intensiv mit der Steuerung beschäftigen. Damit nicht nur technikaffine Energieeinsparungen in nennenswerter Höhe realisieren können, müssen die Anbieter ihre Systeme deutlich anwenderfreundlicher gestalten, so die Empfehlung des Forscherteams.

Bei ihrer Untersuchung stützten sich die Wissenschaftler der TH auf die Verbrauchsdaten von 120 Haushalten in Kölns Nachbargemeinde Rösrath, die alle mit einer zentralen Gasheizung ausgestattet waren. Der Kölner Versorger hatte bereits im Frühjahr 2016 in diesen Haushalten ein marktübliches Smart-Home-System installiert. „Die von uns in die Studie aufgenommenen Einfamilienhäuser ähneln vom Alter und vom energetischen Standard her dem Gebäudebestand in vielen deutschen Städten. Daher lassen sich unsere Ergebnisse sehr gut auf den deutschen Smart Home-Markt übertragen“, sagt Projektleiterin Gülten Aydin-Multari von der RheinEnergie.
Um die Benutzerfreundlichkeit der Systeme zu testen, wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zunächst nur die standardmäßigen Anleitungen als Hilfen an die Hand gegeben. Auch die individuelle Anpassung der Systeme sollten sie selbst durchführen. Genau daran aber scheiterten viele. Lediglich technisch Versierte schafften es, die Komplexität des Systems zu verstehen, erläuterte Projektleiter Tobias Rehm vom CIRE der TH Köln. Daher entschied sich das Projektteam nach einem halben Jahr, die Teilnehmer durch Workshops und eigens erstellte Anleitungen bei der Nutzung der Systeme zu unterstützen.

Einsparungen nur, wenn das System verstanden wird

Fast zwei Jahre nutzten die 120 Haushalte ihre Smart Home-Systeme. Rund 14 Prozent von ihnen erzielten hohe Einsparungen von mehr als 20 bis hin zu über 30 Prozent beim Gasverbrauch für Warmwasser und Heizung. Insgesamt verbrauchten 57 Prozent im Testzeitraum weniger Energie als zuvor. Bei 43 Prozent hingegen stieg der Energiebedarf. „Die Detailanalyse hat gezeigt: Die Top-Sparer hatten sich intensiv mit dem System beschäftigt und viele Automatisierungen programmiert. In den Haushalten, die mehr Energie verbrauchten, hatten sich häufig die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner bzw. die Anwesenheitsdauer erhöht“, so Rehm.
„Mit unserem Forschungsprojekt haben wir viele neue Erkenntnisse über Smart Home-Systeme aus der Kundenperspektive gewonnen und unsere Messergebnisse mit intensiven Befragungen und Einzelinterviews validiert. Jetzt ist klar: Die Nutzer wünschen sich ein einfacher und intuitiv zu nutzendes Smart Home, das sie ohne technische Vorkenntnisse auf ihre eigenen Bedürfnisse für Energieeinsparung, Komfort und mehr einstellen können. Hier sind die Hersteller gefordert“, sagt Prof. Dr. Thorsten Schneiders, der am CIRE das Smart Energy-Team führt.

Die nun gewonnenen Erkenntnisse sollen weiter erforscht werden, insbesondere mit Blick auf die Nutzung smarter Technologien in Privathaushalten, aber auch und darüber hinaus gehend in mittelständischen Unternehmen. Die Kölner TH und die Universität Münster haben zu diesem Themenkomplex das Virtuelle Institut Smart Energy (VISE) gegründet, technischer Leiter ist Prof. Schneiders.

Das Forschungsprojekt „SmartHome Rösrath“ wurde durch das Siebte Rahmenprogramm für Forschung, technologischen Entwicklung und Demonstration der Europäischen Union gefördert und ist Teil des Projektes „CELSIUS – Combined Efficient Large Scale Integrated Urban Systems“

Autor: bfl
Foto: Projektleiter Tobias Rehm und Prof. Dr. Thorsten Schneiders vor der Smart Home-Wand, mit der sie verschiedene Anwendungen erläutern. Foto: Costa Belibasakis / TH Köln