Köln | aktualisiert |Heute traf sich ein rund 50 Personen starkes Gremium bestehend aus verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung und Vertretern aus Kölner Politik sowie wichtigen Institutionen, Interessenverbänden und Kammern aus Wirtschaft, Handel und Verkehr im Stadthaus Köln. Ziel des heutigen Treffens war es, anstehende Großbauvorhaben künftig besser zu koordinieren, um so größeren Verkehrsstaus vorzubeugen.

Neben den aktuellen Großbauvorhaben in Köln stünden in den nächsten 15 Jahren rund 30 aufwändige Projekte – darunter sechs wichtige Straßentunnel – an, die sehr erhebliche Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen haben werden, so Franz-Josef Höing, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Verkehr der Stadt Köln. Angefangen von der für den Herbst dieses Jahres anstehende Sanierung des Autotunnels an der Bundesstraße 55a in Köln-Kalk, dem sogenannten Tunnel Grenzstraße, über Brückensanierungen und Straßenbauvorhaben auf der Bonner Straße, Berliner Straße und Frankfurter Straße bis hin zu den Bauarbeiten auf dem Kölner Autobahnring. Zusätzlich zu den städtischen Bauvorhaben kämen noch Sanierungsarbeiten der Deutschen Bahn an ihren zahlreichen, oftmals 100 Jahre alten Brücken. Darüber hinaus planten die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) und die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) weitere größer angelegte Projekte, die es gelte, im Vorfeld zu koordinieren, so Höing weiter.

Tunnel Grenzstraße – ab Herbst 2013 eine Baustelle für 17 Monate

Im Falle des sanierungsbedürftigen Tunnels Grenzstraße habe man mehrere Planungsmodelle eruiert und sich für ein Modell entschieden, bei dem je zwei Spuren pro Richtung der beiden übereinanderliegenden Tunnelröhren während der gesamten Bauzeit von 17 Monaten befahrbar sein sollen. Laut Modell soll diese Lösung während acht Monaten leistungsfähig sein. In der restlichen Zeit, die schwerpunktmäßig auf die Wintermonate entfällt, in denen allgemein  ein höheres  Verkehrsaufkommen herrsche, sei mit Verkehrsstörungen zu rechnen, so Klaus Harzendorf Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik. Man habe diese Lösung anderen vorgezogen, die etwa eine Vollsperrung der gesamten Tunnelanlage für sechs Monate oder auch die Sperrung einer kompletten Röhre mit unterschiedlichen Modellen der Verkehrsführung vorgesehen hätten, so der Beigeordnete Höing. Dies habe man aufgrund zweier Beweggründe getan: Zum einen sei man bei der Auswertung aufwändiger Verkehrssimulationen zu dem Schluss gekommen, die Lösung mit zwei offenen Tunnelröhren, bei denen je zwei Spuren befahrbar seien, würde die niedrigste Beeinträchtigung für den Verkehrsfluss bedeuten. Hinzu käme die Tatsache, dass es hierbei eine zeitliche Überschneidung mit der ebenfalls anstehenden Sanierung der Mülheimer Brücke von nur zwei Monaten gebe. Dies sei deshalb so entscheidend, da eine Verkehrsführung über die Mülheimer Brücke als Alternativstrecke allen Planungsmodellen zugrunde liege.  Zum anderen richte die nun favorisierte Lösung den geringsten volkswirtschaftlichen Schaden an. Diesen beziffert die Stadt mit 15,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: im Falle einer Vollsperrung läge dieser Betrag laut Stadt bei 32 Millionen Euro.

Eine Vollsperrung des Tunnels würde aber auch bedeuten, dass es zu keiner zeitlichen Überschneidung mit der Sanierung der Mülheimer Brücke kommen würde. Höing und Harzendorf gaben jedoch zu bedenken, dass Sanierungsarbeiten an einem der  verkehrsreichsten Kölner Bauwerke überhaupt immer zu Komplikationen führen werden. Man müsse sich klar machen, was es bedeute, wenn man die rund 110.000 Fahrzeuge, die täglich den Tunnel durchquerten, anderweitig durch die Stadt leiten müsse, so Höing. Projekte, wie etwa die Vollsperrung einer Stadtautobahn im Ruhrgebiet, seien auf Köln nicht eins zu eins übertragbar. Sowohl topografisch als auch aufgrund der Verkehrsführung.

Sanierung Mülheimer Brücke ab 2015

Laut zuletzt erstellter Gutachten seien alle vier großen städtischen Brücken sanierungsbedürftig, so Gerd Neweling, Leiter des Amtes für Brücken und Stadtbahnbau. Mit der Severinsbrücke sowie rechtsrheinisch an der Deutzer Brücke habe man bereits begonnen. Die Arbeiten an der Severinstraße seien soweit abgeschlossen, sodass es künftig keine großen Störungen im Verkehrsfluss kommen soll. Die Vorabmaßnahme an der Brücke Deutzer Ring sollen laut Neweling bis Mai 2013 so weit abgeschlossen sein, dass zumindest eine Spur für 30-Tonner wieder freigegeben werden könne. Für den Neubau der Brücke ist 2014 avisiert.

Mit Beginn 2015 solle dann die Mülheimer Brücke folgen. Laut derzeitiger Planungen sieht der Sanierungsplan einen Zeitraum von zwei Jahren vor.  

Sanierungsarbeiten an Kölner Autobahnen

Ab Mai 2013 soll damit begonnen werden , die Autobahn  A1 nördlich von Bocklemünd vollwertig sechsspurig auszubauen. Für den anstehenden Umbau des Autobahnkreuzes Köln-Nord liege aktuell keine Bauzeit vor, so Harzendorf. In 2014 soll dann die Autobahn A3 nach dem Mülheimer Zubringer bis Leverkusen saniert werden – Bauzeit: offen. Mit der Fertigstellung des Umbaus am Autobahnkreuz Köln-West rechnet man bei der Stadt Köln mit 2015.

Es gebe kein Bauen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten ohne negative Einflüsse auf den Verkehr, so Harzendorf. Auch gebe es noch keinen endgültigen „Masterplan“ für die kommenden 15 Jahre, ergänzte Höing. Man versuche nun so frühzeitig wie möglich, einen Überblick über die wesentlichen größeren Baumaßnahmen, auch die nichtstädtischen, zu bekommen, um dann besser planen zu können. Die kommenden 15 Jahre seien ein große Hürde, die man überspringen müsse. Danach sei man noch lange nicht mit allem fertig, „aber wir haben dann die größten Bauten saniert“, so der Beigeordnete abschließend.

ADAC befürwortet Einrichtung des Gremiums, fordert aber einen Baustellenbeauftragten

Der ADAC Nordrhein begrüßt, dass die Stadt Köln ihre Großbauvorhaben in Zukunft besser koordinieren möchte und dazu ein eigenes Gremium ins Leben gerufen hat.

Der ADAC weist aber auch darauf hin, dass die Einrichtung der Kommission nur ein erster Schritt sei. Jetzt müssten konkrete Umsetzungen erfolgen, damit das Ziel, die Verkehrsprobleme in Köln zu minimieren, erreicht werde. Unerlässlich dafür ist laut Automobilclub, dass alle Baulastträger ihre Maßnahmen offenlegen. Zudem müsse ein Baustellenbeauftragter benannt werden, bei dem alle Fäden zusammenliefen.

Um einen für die Verkehrsteilnehmer möglichst reibungslosen Baustellenbetrieb von kurzer Dauer zu gewährleisten, müsse nach Ansicht des ADAC überall dort, wo es möglich sei und unter Berücksichtigung der Anwohner, ein 24-stündiger Baubetrieb an sechs Tagen in der Woche geprüft werden. Wichtig sei außerdem, dass die Ausweichrouten dahingehend optimiert würden, dass sie den zusätzlichen Verkehr ohne größere Probleme aufnehmen können. Letztlich müssten laut ADAC alle Baumaßnahmen – ob groß oder klein – „institutionsübergreifend“ abgestimmt werden, um „verkehrliche Desaster“ wie beispielsweise beim Moscheebau an der Inneren Kanalstraße zukünftig zu vermeiden.

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Das Gremium wurde kurzfristig auf Initiative von Oberbürgermeister Jürgen Roters ins Leben gerufen, das sich regelmäßig über die Großbauvorhaben in Köln austauschen und sie aufeinander abstimmen soll. Im Gremium saßen heute unter anderen Vertreter der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer zu Köln, den Kölner Verkehrsbetrieben, der Deutschen Bahn, der Rheinenergie, den Stadtentwässerungsbetrieben sowie Polizei Köln und ADAC Nordrhein. Die Ergebnisse des Gremiums sowie eine Übersicht aller geplanten Großbauprojekte sollen künftig auf der Internetpräsenz der Stadt Köln frei abrufbar sein und ständig  aktualisiert werden.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Für die nächsten Jahre werden sich die Autofahrer in und um Köln auf zahlreiche Großbaustellen einstellen müssen.