Köln | Die Kölner Innenstadt ist Teil der Kölner Umweltzone. Ohne eine gelbe oder grüne Feinstaubplakette darf man sie nicht durchfahren – zumindest zu Lande. Zu Wasser ist das anders:  Auf dem Rhein, der direkt durch die Umweltzone führt, können Schiffe noch mit jahrzehntealten Antriebsaggregaten fahren. Schiffsmotoren stoßen gesundheitsschädlichen Feinstaub und Stickstoffoxide aus – laut NWR-Umweltministerium pro Rheinkilometer in etwa genau so viel wie auf einem Kilometer höchstbelasteter Autobahn. Auf dem Fahrgastschiff „Jan von Werth“ der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt wurde nun einer der beiden Schiffsdiesel mit einer modernen Abgasreinigungsanlage nachgerüstet. Der Unterschied ist mit bloßem Auge zu erkennen.

Sieht man dem Schiff beim Ablegen zu, so ist deutlich zu erkennen, dass blauschwarzer Rauch aus einem der beiden Auspuffrohre aufsteigt. Aus dem anderen Rohr, das mit der nachgerüsteten Abgasanlage verbunden ist, sieht man lediglich warme Luft aufsteigen.

Dabei ist die Technik nicht neu: das Verfahren, bei dem durch die Zuführung eines Harnstoff-Gemischs in den Abgasstrahl in Verbindung mit einem Rußpartikelfilter der Stickoxid-Ausstoss um rund 80 Prozent gesenkt wird, kommt in der Automobilindustrie bei Dieselmotoren schon seit mehreren Jahren zum Einsatz. Der Ausstoß von Kohlenwasserstoffen kann auf diese Weise um bis zu 90, der von Ruß um bis zu 99 Prozent verringert werden, so Bernhard Franken, Geschäftsführer von Tehag, einem der Unternehmen, das die Umrüstung durchführte. Die Kosten für den Umbau des rund 30 Jahre alten Dieselaggregats an Bord der „Jan von Werth“ beliefen sich dabei auf rund 40.000 Euro. Der Umbau nahm insgesamt drei Werktage in Anspruch.

Schiffsdieselmotoren müssen in Deutschland seit 01. Juli 2007 die durch die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) in der Emissionsstufe II festgelegte Emissionsgrenzwerte für Partikel (PT) einhalten. Die Umrüstung für ältere Schiffsmodelle, die momentan auf freiwilliger Basis durchgeführt werden kann, wird im Moment vom Bundesumweltministerium finanziell gefördert. Das Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) hofft, dass andere Betreiber von Rheinschiffen dem Vorbild der „Jan von Werth“-Betreiber folgen werden.

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Hintergrund:

Die Frage nach einer Reinigungstechnik auf Binnenschiffen kam bei der Luftreinhalteplanung in Köln auf. Bezirksregierung Köln und LANUV ließen eine Idee zur Entwicklung einer solchen Technik gemeinsam zu einem konkreten Projektvorschlag ausarbeiten, das nötige Geld dafür wurde vom NRW-Umweltministerium zur Verfügung gestellt. Ein Team aus Wirtschaft, TÜV Nord und der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt, die das Fahrgastschiff „Jan von Werth“ zur Verfügung stellte, setzten das Projekt dann um.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Kurt Stey, seit 2005 Kapitän auf der „Jan von Werth“, neben der neu installierten Abgasanlage. Davor: der Schiffsdiesel, Baujahr 1992.