Köln | Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) legte heute seine Zahlen für das Jahr 2012 vor. Danach stiegen die Fahrgastzahlen im gesamten Verbundraum um rund 1,9 Prozent auf 516,3 Millionen (2011: 506,8 Millionen). Mit dieser Steigerung liegt der VRS deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 0,9 Prozent. Der Umsatz konnte um rund 24 Millionen im Vergleich zu 2011 gesteigert werden. Stärker als bisher nachgefragt sind vor allem Jobtickets (Mehrfahrten: 3,9 Millionen) bei Erwachsenen sowie Zeit-Tickets (Mehrfahrten rund 6,3 Millionen)bei Auszubildenden. Laut einer 2012 durchgeführten Umfrage sind die Fahrgäste mit dem Angebot zufriedener als in den Vorjahren, bemängeln gleichzeitig stärker die Unpünktlichkeit der genutzten Verkehrsmittel.

Rückgang im Bartarif – Zuwächse bei Job-Ticket und Schüler-Ticket

Entgegen der Zuwächse bei den sogenannten Zeitfahrausweisen (Monatstickets, etc.) und Abonnements (Jobtickets, Schülertickets) waren die Absatzzahlen im sogenannten Bartarif rückläufig. So ist laut VRS die Anzahl der Fahrten mit Einzel- oder Mehrfahrtentickets von 62,4 in 2011 auf 60,9 Millionen in 2012 gesunken. Dabei handele es sich jedoch nicht um „verlorene Kunden“, sondern um welche, die sich für den Erwerb eines Zeitfahrausweises entschieden hätten, erläuterte VRS-Geschäftsführer Wilhelm Schmidt-Freitag.

Erfreulich sei die Kundenentwicklung beim Job-Ticket mit einem Anstieg auf 193.100 Nutzer ( ein Plus von 3,4 Prozent, in Zahlen: 6.300 Kunden). Auch das Monats-Ticket konnte mit 105.300 Kunden zulegen (4,3 Prozent mehr, in Zahlen: 4.300 Kunden), ebenso wie das Aktiv60-Ticket mit 39.800 Kunden (6,4 Prozent Zuwachs/2.400 Kunden). Das Formel9-Ticket mit 38.100 Kunden ( minus 9,1 Prozent/3.800 Kunden weniger) war wie bereits im Vorjahr rückläufig.

Verbundweite Einführung des Schüler-Tickets hat sich bewährt

Der große Gewinner des abgelaufenen Geschäftsjahres ist laut VRS das Schüler-Ticket – jeder zweite Schüler im Verbundgebiet nehme es bereits in Anspruch. Obwohl die Schülerzahl im Verbundgebiet im vergangenen Jahr um fast 5.000 Schüler gesunken sei, habe es einen deutlichen Anstieg bei den Schüler-Tickets gegeben. So waren 2012 200.700 Schülerinnen und Schüler (13,2 Prozent Steigerung/23.400 Kunden) im Besitz des netzweiten Abos, an dem alle Kommunen bis auf Elsdorf und Burscheid teilnähmen, so Schmidt-Freitag. Einen Zuwachs gibt es auch beim Semester-Ticket: Durch den starken Anstieg der Studierendenzahl erhöhte sich auch die Zahl der Semester-Tickets auf 112.600 (Zuwachs zu 2011: 10,1 Prozent/10.300 Tickets) erhöht.

VRS-Kundenbarometer: Kunden zufriedener mit Angebot – weniger Zufriedenheit bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit

In einer VRS-Kundenumfrage 2012 beurteilten 4.600 Befragte aus dem VRS-Gebiet Themen wie Qualität, Angebot und Leistung des Öffentlichen Personennahmverkehrs nach einer Notenskala von 1 (vollkommen zufrieden) bis 5 (unzufrieden). Im Bereich „Angebot“ konnten deutliche Verbesserungen zur Vorgängerstudie im Jahr 2010 festgestellt werden. Besonders die täglichen Nutzer von Bus und Bahn bewerteten laut dieser Erhebung das Nahverkehrsangebot am Wohnort (Note 2,79), das Linien- und Streckennetz (2,80) und die Verbindungen und Anschlüsse (2,99) positiver als zwei Jahre zuvor. Verbesserte Noten gab es auch in den Rubriken „Fahrkartensortiment“ (3,11), „Tarifsystem“ (3,46) und „Sauberkeit im Fahrzeug“ (3,22). Das Preis-Leistungs-Verhältnis wurde dagegen mit 3,58 schwächer als noch vor zwei Jahren bewertet und liegt nun auf dem gleichen Wert wie 2008. Die Zufriedenheit mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sinkt sowohl bei Bus- und Straßenbahn- als auch bei Bahnkunden (Gesamtnote 3,09).

Das System sei an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Man benötige dringend Investitionen für eine verbesserte Infrastruktur, so VRS-Geschäftsführer Reinkober. Das Land NRW bekomme trotz trotz der höchsten Einwohnerzahl momentan weniger Unterstützung aus Bundesmitteln als andere Bundesländer.

VRS will Kundeninformation weiterentwickeln – rund 200.000 VRS-App-Nutzer

Die VRS-Fahrplan-App, vor gut zwei Jahren eingeführt, wird laut VRS inzwischen von insgesamt fast 200.000 Nutzern (iPhone 110.000/Android 82.000) in Anspruch genommen. Pro Tag werde die App bis zu 45.000-mal von Fahrgästen für Auskünfte genutzt, so VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober. Zu Karneval 2013 habe die Zahl der mobilen Fahrplananfragen erstmals die Zahl der Auskünfte über die VRS-Homepage überstiegen. Die beiden verfügbaren Apps würden ständig weiterentwickelt und der Nachfrage durch die Kunden entsprechend ausgebaut. Eine Anbindung der Apps an Handy-Ticket Deutschland sei seit einigen Wochen realisiert, damit könnten die Kunden mobil nicht nur Verbindungen erfragen, sondern über diese Zusatzfunktion auch das passende Ticket erwerben.

Erst seit wenigen Tagen sind laut VRS Informationen über die Bedarfslinien der Anruf-Sammel-Taxis (AST) in der VRS-App enthalten. AST soll alle Anruflinien zusammenfassen, die in Regionen mit schwankender Nachfrage den regulären Linienverkehr ersetzen. Die AST-Verkehre sind in der App bisher nur für das linksrheinische Verbundgebiet verfügbar.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Der VRS präsentierte heute seine Zahlen für 2012.