Köln | In der Lutherkirche findet an den Wochenenden vor Karneval wieder der beliebte Kostümmarkt statt. Sowohl Theater, als auch Privatleute sowie kreative lokale Karnevals-Modeschöpfer bieten hier ihren Kostümfundus zum Verkauf an. Zu finden sind echte Vintage-Schätze, Klamotten, Kostüme und Accessoires jenseits der Stange. Wer beim Klamottenstöbern zwischendurch eine Verschnaufpause braucht, kann sich bei Suppe, Frikadellen, Kölsch oder Kuchen stärken, die die ehrenamtlichen Organisatoren des Fördervereins Südstadt e.V. mitgebracht haben.

Marie Jo Liesegang und Ehemann Mathias an ihrem „Wunderhüte“-Stand.

Unikate mit dabei

Am Stand von Marie Jo Liesegang ist jeder Hut nicht nur Unikat, sondern auch ein kleines Inselparadies „to go“ sozusagen. Die farbenprächtigen Kopfbedeckungen zieren zum Beispiel buntgefiederte, handgroße Papageien inmitten eines kleinen Waldes exotischer Blumen und Pflanzen. Auf einem anderen Hut entdeckt man bei genauerem Hinsehen eine kleine Piratenmannschaft auf einer Südsee-Insel unter Palmen. Auch Exemplare mit großen bunten Blumen oder Federn machen was her. Mit ihren Hüten will die Hutmacherin „das Staunen und die Fantasie wieder in den Karneval bringen.“

Die „Wunderhüte“, wie sie offiziell heißen, sind ein echter Hingucker und sorgen schon beim Anblick schlagartig für gute Laune. Anfangs hat Liesegang, die als Kunsttherapeutin arbeitet, die Hüte nur für sich selbst oder den Freundeskreis angefertigt. Doch die liebevoll gestalteten Unikate erfreuten sich schnell so großer Beliebtheit, dass sie vor einem Jahr beschließt ein Start-Up zu gründen. Einen eigenen Laden hat sie zwar noch nicht, doch ihre „Wunderhüte“ kann man bereits in einigen Kölner Läden finden, zum Beispiel bei „Principessa“ in der Südstadt, in Rodenkirchen bei „Aida“ oder in Weiden im „Schöner Laden“. Auch auf Märkten, wie dem Kostümmarkt in der Lutherkirche ist sie regelmäßig vertreten. Ganz billig sind die Wunderhüte mit einem Preis zwischen 60 und 200 Euro nicht. Aber hinter jedem Wunderhut stecken auch mehrere Stunden, teilweise Tage detailverliebter Handarbeit und eine Menge kreativer Gestaltungsideen.

„Frottee Alaaf“

Auch am Stand von Sabine Herrmann herrscht großer Andrang. „Frottee Alaaf“ heißt es hier. Aus Vintage-Bademänteln schneidert die Textilingenieurin seit 2012 Karnevalsfräcke. Die mit Spitze aller Art bestickten und in Frackform geschneiderten Frottee-Mäntel sind der Renner auf dem Kostümmarkt. Eine Kundin gerät richtiggehend ins Schwärmen, sie besitzt bereits einen und sucht nur einen Zweitfrack für die jecken Tage: „Die sind super bequem einerseits, aber vor allem sehen die einfach schick aus!“ Rund 100 Bademäntel hat Sabine Herrmann pro Session im Sortiment, alle hat sie selbst umgeschneidert und aufwändig bestickt. Jedes Teil ist ein Unikat.

Sie verwendet ausschließlich Vintage-Bademäntel aus den 70er, 80er und 90er Jahren. Teilweise ergattert sie die guten Stücke auf Trödelmärkten oder im Internet noch ungetragen mit Etikett. Denn gelb-grüne Blümchenmuster oder orange-braune Streifen trägt heute kaum mehr jemand. Aber als ausgefallener Karnevalsfrack eignen sich die Mäntel mit den schrillen Farben und Mustern perfekt. Darüber hinaus: „Die Frottee-Bademäntel von früher haben noch eine ganz andere Materialqualität als die heutigen Microfaser-Mäntel.“ Auch die Schnitte waren anders als heute. Zu jedem Mantel gibt’s eine passende Kappe, die Herrmann aus den Stoffresten des zum Frack umgenähten Frotteemantels fertigt und mit Liebe fürs Detail verziert. Zwischen 150 und 165 Euro kostet das Ensemble. Doch seinen Preis ist die ausgefallene Kreation mit Sicherheit Wert: Der qualitative und optische Unterschied zu Einheits-Stangenware könnte nicht größer sein. Und wohlfühlen kann man sich darin auch noch richtig.

[infobox]Auch an diesem Samstag findet der Kostümmarkt in der Lutherkirche wieder von 11 bis 16 Uhr statt, sowie am 14. und 15. Februar. Am 14. Februar findet der Markt abends zwischen 17 Uhr und 21 Uhr statt. Jedes Mal sind neue Stände mit dabei

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Autor: Julia Katharina Brand
Foto: „Frottee Alaaf“ heißt es bei Sabine Herrmann. Sie macht aus Bademänteln Karnevals-Fräcke. Ehemann Wolfgang Abele halft als „Spiegel“-Halter. | Foto: Brand