Köln | Plankton – dann sind die Kleinlebewesen, die sich mehr oder weniger ohne eigene Anstrengungen durchs Meer treiben lassen. „Wir wollen Plankton sein“ behaupten die Drei im Manegenrund – und wünschen sich zugleich, als selbstbewusste Individuen, als Ich, wahrgenommen werden. Das muss zu Konflikten führen – die dem Premierenpublikum in der Schauspiel-Außenspielstätte am Offenbachplatz außerordentlich gut gefielen.

Yuri Englert, Niklas Kohrt und Melanie Kretschmann (auch Regie) haben sich entschieden, dem Publikum eine komplizierte Dreier-Beziehung vorzuführen. So erklären sie es gleich zu Anfang der Uraufführung von „Wir wollen Plankton sein“, dem Stück von Julian Pörksen. Und dann streiten und philosophieren die „grande Dame“ Bernadette(Kretschmann), ihr Geliebter Yorick (Yuri Englert) und ihr Sohn Micha (Niklas Kohrt), ebenso alt wie der Geliebte seiner Mutter, die Liebe, über Erziehung und das Fehlen eines „richtigen“ Vaters. Und über das Glück: Warum werden im wahren Leben die seltenen Glücksmomente nicht mit Musik unterm,alt, wie man es aus den Hollywoodfilmen kennt?

Ist der Schauspieler nur eine Marionette seines Textes?

Doch das sind eher Scheingefechte, Vehikel zum eigentlichen Thema: dem Aus-der-Rolle-Fallen der drei Darsteller, der Auseinandersetzung mit dem Spiel als Schauspieler. Wie kann man auf der Bühne seine Persönlichkeit als Mensch erhalten – oder wird man nur zur Marionette des Textes.

Das Ergebnis sind geradezu dadaeske Wortgefechte. Was passiert etwa, wenn der Kollege mitten im Stück die Regieanweisung zitiert: „Du gehst jetzt verärgert ab“? Kann der andere dann noch verärgert abgehen – oder geht er tatsächlich verärgert ab, aber nicht weil die Regie es so will, sondern weil er über den Kollegen verärgert ist. Und wie ernst ist es zu nehmen, wenn jemand sagt: Ich möchte diesen Text nicht sagen“ – aber genau das im Text steht.

Balztänze, hohle Posen und schräge Arien begeistern das Publikum

Ein wahrhaft schwieriges Problem, den richtigen Weg zwischen das die Zuschauer immer wieder zum Lachen reizt, ebenso wie die Erschöpfungs- und Balztänze, der pathetische Versuch einer Opernarie, die große hohle Gestik, die verschwurbelten Posen.

Und ja, natürlich ist das alles Theater – zumindest das steht fest. Am Ende faltet das Trio das weiße Manegenrund zusammen, packt alle Requisiten in den Wandertheater-Anhänger und ab geht’s per Rad nach draußen – und zu Fuß wieder zurück, um nach knapp 90 Minuten den Premierenapplaus für einen unterhaltsam „belehrenden“ Theaterabend abzuholen. Und um anschließend – so ist’s bei einem Wandertheater üblich – dem Publikum wie schon vorher bei der Garderobe zu helfen und Programmhefte zu verkaufen. Die kosten fünf Euro haben gleich noch eine CD mit der Musik zum Stück von Malakoff Kowalski dabei.

[infobox]„Wir wollen Plankton sein“ – die nächsten Vorstellungen: 17., 19. und 30. März, jeweils 20 Uhr, Schauspiel Köln, Außenspielstätte am Offenbachplatz, Karten: Tel. 0221 / 22 12 84 00, Fax 0221 / 22 12 82 49, E-Mail: tickets@buehnenkoeln.de, dazu alle Vorverkaufsstellen von KölnTicket. Kartenservice mit Vorverkauf und Abo-Büro in der Opernpassage zwischen Glockengasse und Breite Straße.

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Autor: ehu | Foto: Tommy Hetzel / Schauspiel
Foto: Sind Melanie Kretschmann und Yuri Englert echt verliebt oder tun sie nur so des Textes wegen? Jedenfalls geschieht zuerst einmal alles unter dem Manegenteppich.