Bonn | Joseph Beuys, Gerhard Richter und Sigmar Polke: Es ist schon ein Drama, wie viele Kunstwerke in Museumsdepots ihr Dasein fristen. „Etwa neun Zehntel der Sammlung bleibt immer unter Wasser“, sagt der Direktor des Kunstmuseums Bonn, Stephan Berg, der Nachrichtenagentur dapd. Rechtzeitig zum 20-jährigen Bestehen des Neubaus zeigt sein Haus unter dem Titel „Wasserstandsmeldung“ eine umfangreiche Neupräsentation – und holt damit etliche Reichtümer ans Licht, die seit Jahren jenseits der Besucherströme lagern.

Mehr als 200 Arbeiten der Klassischen Moderne und Gegenwartskunst werden ab Sonntag (17. Juni) in der Dauerausstellung gezeigt. Zwei Drittel der Werke schlummerten zuvor im Verborgenen. Die 3.500 Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen umfassende Sammlung ist zu groß, als dass alle Stücke einen Platz in den Ausstellungsräumen finden könnten.

Allein die wuchtigen Holzkästen des Bildhauers Reinhard Mucha, die schon vor genau 20 Jahren zur Premiere des Hauses an der Wand hingen und der neuen Dauerausstellung den Titel „Wasserstandsmeldung“ geben, füllen einen kompletten Raum. Zum Jubiläum hat Museumsdirektor Stephan Berg die Installation wieder in Szene gesetzt.

Wie es im Depot aussieht, demonstriert „Wand III“ des Schweizers Christoph Rütimann – eine riesige Wand mit unterschiedlich großen Glasscheiben, die neben- und in mehreren Reihen hintereinander angeordnet sind. Von jeder Scheibe ist immer nur ein Teil zu sehen.

An anderer Stelle hängt eine Galerie mit Selbstporträts von Joseph Beuys (1921-1986), gleich neben dem bekannten „Filzanzug“, dem „Erdtelefon“ und Überbleibseln aus „Filz TV“. Auch die Maler Franz Ackermann, Neo Rauch und Thomas Scheibitz sowie der Performancekünstler Jürgen Klauke werden in neuen Räumen ausführlich gewürdigt. Von Gerhard Richter sind zwei grau überzogene Leinwände dazu gekommen – einmal getupft und einmal gestrichen. Typisch Richter eben.

Drei Millionen Besucher

Häufig geht es experimentierfreudig zu: Da steht ein quietschbunter Schrein aus Fell und Federn. „Flamingo“ heißt eine gefallene Skulptur aus Holz, die der Künstler mit Leinwänden vernäht und mit orangenem Autolack überzogen hat. Ein Gemälde basiert auf Klebeband, ein anderes auf gezupftem Schwammmaterial.

Ein Ruhepol ist die neu angeordnete Gemäldegalerie der Klassischen Moderne. Bilder des Expressionisten August Macke, der neben dem Komponisten Ludwig van Beethoven vielleicht bekannteste Künstler der Stadt, hängen in einer Reihe mit Alexej Jawlensky, Heinrich Campendonk und Emil Nolde.

Mit der Mischung aus Klassischer Moderne und zeitgenössischer Kunst bleibt sich das Museum, das am 17. Juni 1992 gemeinsam mit der benachbarten Bundeskunsthalle eröffnet wurde, treu. In den vergangenen 20 Jahren kamen zu etwa 240 Ausstellungen rund drei Millionen Besucher. Das Haus auf der Bonner Museumsmeile wurde vom Architekten Axel Schultes entworfen, der auch hinter den Plänen für das Bundeskanzleramt steckt.

Besucherinformationen zum Kunstmuseum Bonn

Die neue Dauerausstellung „Wasserstandsmeldung“ ist ab Sonntag (17. Juni) geöffnet.
Adresse: Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2, 53113 Bonn, Tel.: 0228/776260, Fax: 0228/776220.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11.00 – 18.00 Uhr, Mittwoch 11.00 – 21.00 Uhr, Montag geschlossen.
Eintritt: Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.

Autor: Fabian Wahl, dapd