Buenos Aires/Tokio | aktualisiert | Die Olympischen Sommerspiele 2020 sollen in Tokio stattfinden. Das entschied am Samstagabend (deutscher Zeit) die 125. IOC-Vollversammlung per geheimer Abstimmung in Buenos Aires. In der letzten Stichwahl setzte sich die japanische Hauptstadt damit gegen Istanbul durch. Die Grüne Claudia Roth wirft Japan Vertuschung der Fukushima-Gefahren vor.

Madrid als dritter verbliebener Bewerber war schon zuvor ausgeschieden. Im Bewerbungsprozess hatten sich ursprünglich auch Rom, Baku und Doha für die Sommerspiele 2020 interessiert. Tokio war bereits 1964 Gastgeber.

Auch 1940 war die Millionen-Metropole für die Austragung der Spiele vorgesehen gewesen, wegen des Zweiten Weltkrieges fielen sie aber aus. Für die Olympischen Spiele 1960 und 2016 hatte sich die Stadt erfolglos beworben. Dieses mal sollen fast alle Wettbewerbe innerhalb von acht Kilometern um das olympische Dorf ausgetragen werden.

Lediglich die Fußballspiele – vorgesehen sind das Ajinomoto-Stadion in Chōfu, der Sapporo Dome in Sapporo, das Miyagi-Stadion in Sendai, das Saitama Stadium in Saitama und das Nissan-Stadion in Yokohama – sowie der Moderne Fünfkampf sollen außerhalb dieses Bereiches stattfinden. Innerhalb des 8-km-Radius sollen sich die Sportstätten auf die Heritage Zone im Norden (u. a. mit dem Olympiastadion; Sportarten: Leichtathletik, Rugby, Tischtennis, Handball, Judo, die Straßenradrennen, Gewichtheben und Boxen) und die Tokyo Bay Zone im Süden (u. a. mit dem Medienzentrum; Sportarten: Volleyball, BMX, Bahnradsport, Turnen, Tennis, Triathlon, Marathon, Beach Volleyball, Ringen, Fechten, Taekwondo, Hockey, Reitsport, Rudern, Kanu, Badminton, Basketball, Bogenschießen und Schwimmsport) aufteilen. Aufgrund der hohen Tokioter Hotelkapazität von über 100.000 Zimmern soll der Bau eines Mediendorfes nicht nötig sein.

Bei Bekanntgabe der Entscheidung war es in Japan früh morgens 5:20 Uhr, trotzdem hatten sich unter anderem in einer Sporthalle tausende Menschen versammelt, die in ungezügelten Jubel ausbrachen.

Olympia-Entscheidung: Roth wirft Japan Vertuschung der Fukushima-Gefahren vor

Nach Ansicht von SPD und Grünen muss die Entscheidung für Tokio als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2020 Konsequenzen für den Umgang der japanischen Regierung mit dem Problem-Atomkraftwerk Fukushima haben. „Die japanische Regierung hat die realen Gefahren bei der Olympia-Präsentation schöngeredet und behauptet, volle Kontrolle über die Lage zu haben. Diese Strategie der Vertuschung darf nicht länger akzeptiert werden“, sagte die Vorsitzende der Grünen, Claudia Roth, dem „Handelsblatt-Online“.

Japan werde jetzt „sehr viel mehr Transparenz“ herstellen müssen, als es in der Vergangenheit der Fall war. Und Japan müsse endlich internationale Hilfe zur Lösung der massiven Probleme und zur Eindämmung der Schäden in Fukushima annehmen, forderte Roth. „Auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 2020 – aber vor allem um die Millionen Menschen in der Region Fukushima und auf den Inseln im Pazifik endlich zu schützen.“ Ähnlich äußerte sich der Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Ulrich Kelber.

Wie Roth sieht auch Kelber neben dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die japanische Regierung in der Verantwortung, für einen transparenten und konsequenten Umgang mit dem havarierten Atomkraftwerk zu sorgen. „Japan muss ab sofort eine internationale Überprüfung seiner Maßnahmen in Fukushima akzeptieren und die Arbeiten abstimmen“, sagte Kelber „Handelsblatt-Online“. „Japan muss sich dem internationalen Vertrauen würdig erweisen.“

Autor: dts