Düsseldorf | aktualisiert 17:49 Uhr | Das umstrittene sogenannte Fracking zur Erschließung schwer erreichbarer Erdgasvorkommen wird es in Nordrhein-Westfalen vorerst nicht geben. „Der Einsatz der Fracking-Technologie kann derzeit und bis auf weiteres in NRW nicht genehmigt werden“, sagte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) heute.

Die Landesregierung folgt damit der Empfehlung eines Experten-Gutachtens, das auf die Gefahren für die Umwelt verweist. Remmel sieht wegen der zum Einsatz kommenden Chemikalien vor allem eine Gefahr für das Grund- und Trinkwasser. Die vermuteten Erdgasvorkommen, für deren Aufschluss das Fracking nötig wäre, hätten in NRW anders als in anderen Bundesländern eine vergleichsweise geringe Tiefe von weniger als 1.000 Metern. Deshalb sei auch die Gefahr für das Grundwasser höher, so der Minister.

Darüber hinaus sei die Entsorgung der beim Fracking enstehenden Abwässer nicht geklärt, stellte der Minister weiter fest. Eine unterirdische Entsorgung sei geologisch ausgeschlossen. Da NRW 60 Prozent seines Trinkwassers aus Oberflächenwasser gewinne, wäre eine überirdische Entsorgung zugleich „äußerst bedenklich“. Die NRW-CDU lehnt dagegen das Fracking nicht grundsätzlich ab. Man müsse „sorgsam prüfen, was ökologisch verantwortbar und was wirtschaftlich von Nutzen für die Menschen in NRW ist“, sagte der Landeschef der Partei, Armin Laschet, in einem Zeitungsinterview. In Trinkwassergebieten solle man das Verfahren aber nicht zulassen.

Unterdessen fordern der Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND) ein generelles Fracking-Verbot. Das Gutachten belege die „prinzipielle Unbeherrschbarkeit“ dieser Technologie.

Hintergrund: Erdgasgewinnung durch Fracking

Fracking ist ein technisches Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten. Es wird in den USA seit 1982 angewandt. Mit der Methode soll Gas gefördert werden, das in kaum durchlässigen Kohleflözen oder Schiefer-, Sand- oder Kalksteinschichten lagert. Mit Druck von bis zu 1000 bar wird dabei ein Gemisch aus Wasser, Quarzsand und Chemikalien über eine Tiefbohrung in das umlagernde Gestein des Untergrundes gepresst. Durch den hohen Druck werden Risse im Gestein erzeugt und Erdgas frei gesetzt.

Die Methode ist stark umstritten: Umweltschützer und Anwohner befürchten durch die in den Boden gepressten Chemikalien eine Verschmutzung der Umwelt und eine Verunreinigung des Grundwassers. In Deutschland wird noch kein Erdgas aus Schiefergaslagerstätten gewonnen. Laut Umweltbundesamt gibt es aber ein erschließbares Potenzial von 1,3 Billionen Kubikmetern. Damit könnte der gesamte Erdgasbedarf der nächsten 13 Jahre in Deutschland gedeckt werden.

Autor: dapd