Köln | „Gisela Manderla liefert“, mit diesem kecken Spruch zieht das Mitglied des Deutschen Bundestages und die Direktkandidatin im Wahlkreis Köln III Ehrenfeld, Nippes und Chorweiler in den Wahlkampf. Damit komme sie gut mit den Bürger*innen ins Gespräch, sagt Manderla, die aber auch danach gefragt werde, ob sie einmal eine Pizza oder einen Döner liefern könne. Den Bürger*innen will die CDU-Politikerin damit allerdings zeigen, was sie alles in den vergangenen Jahren lieferte und das CDU-Politik eine gute Lieferung sei: Solide und verlässliche Politik. Die Frau hinter dem Plakat.

Der Weg in die Politik

Wie kam Gisela Manderla eigentlich in die Politik? Es begann mit 17 Jahren: „Bei uns zuhause wurde immer über Politik gesprochen, aber es war niemand in einer Partei“. Mit ihrem Vater, der politisch sehr interessiert gewesen sei, ist Manderla zu einer Veranstaltung in die Stadthalle gegangen, auf der Helmut Kohl sprach. Das war 1975, erzählt Manderla, die sich daran erinnert, dass auch viele politische Gegner vor Ort waren: „Ich fand diese Rede von Helmut Kohl so packend und mir wurde klar, dass wäre etwas für Dich“. Nach dem Abitur 1976 überlegte sie immer wieder politisch aktiv zu werden und trat 1978 in die CDU ein. Sie wurde Mitglied, war aber nie aktiv, heiratete und bekam drei Kinder. Um 1990/91 erhielt Manderla dann einen Einladung der Frauenunion, von Marie Therese Ley und ging hin. Einen Tag später rief Ley an und fragte: „Wollen Sie mitmachen?“ Manderla: „Damit kam alles ins Rollen. Mit der Frauenunion. Dann Vorsitzende im Ortsverband, Vorsitzende der Frauenunion in Köln, Bezirksvertretung, das Ratsmandat und schließlich der Deutsche Bundestag in den vergangenen acht Jahren mit einem Jahr Pause.“

Frauen in der Politik

Manderla zeigt sich überzeugt, dass seit Anfang der 1990er Jahre viel erreicht wurde, was die Gleichberechtigung betrifft. Schon damals sei das Anliegen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewesen und hier gibt es heute die Mütterrente, das Elterngeld, die Elternzeit, die heute Mütter und Väter wahrnehmen. „Das finde ich gut, was wir erreicht haben“, so Manderla. Sie sagt aber auch: „Wir müssen dringend an der Beteiligung von Frauen an der Politik arbeiten. In Köln hat die CDU drei Kandidatinnen und einen Kandidaten, das verbuche ich als Erfolg der Frauenunion, aber wenn sie sich die Parlamente ansehen oder die Aufsichtsräte von Unternehmen, da ist noch ganz viel Luft nach oben. Das wollen wir weiter bearbeiten.“ Politik sei netzwerken und Frauenbünde sind nicht so stark wie Männerbünde, so die Einschätzung von Manderla. Das läge daran wie Politik gemacht werde, etwa in den langen Abendsitzungen. Wer etwas in der Politik bewirken möchte, muss diese besuchen und das ist schwer mit Kindern und Familie vereinbar. Lösbar wäre dies mit Digitalisierung, so Manderla: „Wenn ich um 21 Uhr am PC an einer Sitzung teilnehmen kann und meine Kinder liegen im Bett und schlafen, dann geht das. Muss ich einen Babysitter bestellen, dann ist das nicht mehr so leicht. Ich glaube da kann viel getan werden und den Frauen die Teilhabe erleichtert werden.“

Die Düsseldorferin im Kölner Westen

„Ich bin in Kaiserswerth geboren und aufgewachsen, da lege ich großen Wert darauf. Mein Vater war Kölner, den es nach dem Zweiten Weltkrieg nach Düsseldorf verschlug. Meine Mutter kam aus dem Münsterland. Meine Ferien verbrachte ich bei meiner Tante in Bayenthal. Schon zu Schulzeiten war meine Freundesclique in Köln und für mich stellte sich nie die Frage, wo ich später einmal leben wollte. Köln ist eine Stadt, die packt Dich oder nicht. Mein Herz schlägt Kölsch“, da ist sich Manderla ganz sicher.

In der Reihe „Auf einen Kaffee mit Gisela Manderla“ trifft sich die Direktkandidatin mit Wähler*innen in den drei Stadtbezirkenn, die zu ihrem Wahlkreis gehören: Chorweiler, Ehrenfeld und Nippes. „Ich finde es traurig, dass Chorweiler immer so als Sozialraum dargestellt wird. Dabei ist dieser Stadtbezirk so vielfältig. Auch in Ehrenfeld oder Nippes sind die Menschen so verschieden, aber es eint sie: wir fühlen uns alle als Kölner*innen. Und sie sind alle durchweg freundlich, das erlebe ich auch bei meinen Hausbesuchen.“ Manderla erlebt die Stadtbezirke nicht als stark unterschiedlich sondern sieht, dass in dieser Richtungswahl die Herausforderungen in vielerlei Hinsicht gleich sind: „Wir brauchen eine vernünftige Verkehrswende und Schienenanbindung, ganz gleich für welchen Stadtbezirk. Eine gute Erreichbarkeit der Kölner Innenstadt. Ich setze mich für den Ausbau der Schiene ein, einen vernünftigen Ausbau der Neusser und Venloer Straße für den Radverkehr. Das ist ja immer noch lebensgefährlich. Dazu kommen in allen Stadtbezirken gleiche Themen, wie etwa die Themen: bezahlbares Wohnen.“

Manderla sieht die Notwendigkeit, dass möglichst viel gebaut wird und sie unterstützt die Initiative des grünen Hauses in Chorweiler als Leuchtturmprojekt, um den teils mit Vorurteilen versehenen Blick auf diesen Stadtbezirk zu durchbrechen. Für Kreuzfeld wünscht sich Manderla, nicht nur, dass dies nach 20 Jahren endlich gebaut wird, dass das Grün erhalten bleibt sowie Schulen und eine Poliklinik sowie Einfamilienhäuser errichtet werden, vor allem für junge Familien. Daher ist sie von den bisherigen 7 Vorschlägen für eine Entwicklung von Kreuzfeld noch nicht überzeugt.

Die Außenpolitik

Es zeige sich, dass wir als Nato-Partner von den USA stark abhängig sind, sagt Manderla, die eine starke europäische Gemeinschaft möchte, die unabhängig von den USA oder anderen Partnern tätig werden kann. Also in Ländern mit allen Mitteln der humanitären Hilfe agieren kann ohne abhängig zu sein. Dazu zählen die Themen Digitalisierung und wirtschaftliche Zusammenarbeit für die dringend eine gemeinsame europäische Strategie benötigt werde, an der Manderla in den kommenden Jahren arbeiten möchte. Das habe sich beim Afghanistan-Einsatz gezeigt. Manderla sieht als Ziel für die kommende Legislatur, dass in Flüchtlingsfragen verstärkt europäisch gehandelt werde. Manderla: „Für mich ist es ein großes Problem, wenn europäische Staaten es ablehnen Flüchtlinge aufzunehmen. Wir haben es ja in Deutschland gezeigt, dass es funktioniert. Und wir müssen forcieren, dass wir den Ländern, die es nötig haben die entsprechende Hilfe zukommen lassen: Humanitäre Hilfe auf der einen Seite, aber auch die Hilfe im Aufbau von Wirtschaftsstrukturen, Bildung, Menschenrechten und zur Verbesserung der Situation von Frauen und Kindern.“ Große Chancen sieht Manderla für Europa auf dem afrikanischen Kontinent mit dem Thema Wasserstofferzeugung und erneuerbare Energien. Dazu zähle es auch in Afrika Sicherheitsstrukturen zu schaffen und das sei in manchen Regionen schwierig, wie etwa in Mali. Hier sieht Manderla die Bundeswehr gefordert.

Weitere Themen

In der Frage der Sicherheit in ihrer Wahlheimat Köln wertet Manderla die Videobeobachtung positiv, wünscht sich mehr Polizeibeamte auf der Straße und eine Justiz, die schneller zu Urteilen findet. Das Verbot der Prostitution diskutiere die CDU kontrovers, so Manderla, die befürchtet auch nach Diskussionen mit Frauenverbänden, dass ein Verbot die Frauen in die Illegalität treibe. „Ich möchte, dass den Frauen geholfen wird. Wenn sie in die Illegalität gehen, dann hilft man den Frauen damit nicht.“

Gisela Manderla will um das Direktmandat im Bundestagswahlkreis Köln III, also in Nippes, Ehrenfeld und Chorweiler kämpfen. Sie sagt: gezählt wird am 26. September ab 18 Uhr.

Autor: Andi Goral
Foto: Wahlplakat von Gisela Manderla in Ehrenfeld