Köln | Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Mäßigung aufgerufen, wenn er am kommenden Samstag an der Eröffnung der Ditib-Zentralmoschee in ihrer Stadt teilnimmt. „Ich hoffe, dass er nicht weiter spaltet, sondern dass er sich diplomatisch verhält“, sagte Reker der „Welt“ (Freitagsausgabe). Sie habe sich „nicht danach gesehnt, dass er in dieser schwierigen politischen Situation nach Köln kommt“.

Köln sei mit der Türkei besonders verbunden. Erdogan habe als Istanbuler Oberbürgermeister einst die Partnerschaft mit der Domstadt begründet. „Aber die Zeiten haben sich geändert. Köln wird Herrn Erdogan aushalten, und Herr Erdogan wird auch Köln aushalten müssen“, so Reker. Kritisch äußerte sich die parteilose Politikerin über das Verhalten des Ditib-Moscheeverbandes. „Die Ditib wird sich nach diesem Besuch in einer anderen Diskussionsgrundlage wiederfinden.“

Die Ditib habe immer Wert darauf gelegt, auch Vermittler für den Islam und eine Begegnungsstätte sein zu wollen. „Jetzt kommt der türkische Staatspräsident, und damit ist sie erkennbar verlängerter Arm der türkischen Regierung“, so Reker. Der wirkliche Dialog sei sparsamer geworden.

Sie habe ein „sehr dialogbetontes, freundliches Verhältnis zu den Vorsitzenden auch in schwierigen Situationen“ gehabt. „Trotzdem ist eine gewisse Reserviertheit entstanden. Das war früher anders.“ Reker hat ihre Teilnahme an der Moscheeeröffnung am kommenden Samstag abgesagt, weil nach wie vor nicht klar ist, ob sie ein Grußwort entrichten darf. „Ich hielt es für eine Selbstverständlichkeit, anlässlich der Eröffnung auch zu sprechen. Weil ich den Kölnerinnen und Kölnern muslimischen Glaubens zeigen wollte, dass sie ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft sind.“ Es fehle hier jedoch der notwendige Respekt vor dem höchsten Amt, das die Kölner zu vergeben hätten. „Ich habe daher abgesagt.“ Sie habe in den vergangenen Wochen immer wieder ihre Dialogbereitschaft gegenüber Ditib signalisiert und „geduldig eine angemessene Einladung erwartet“, so Kölns Oberbürgermeisterin.

Erdogan zu Staatsbesuch in Berlin gelandet

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist am Donnerstagmittag zu seinem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland eingetroffen. Er landete um 12:36 Uhr auf dem militärischen Teil des Berliner Flughafens Tegel. Der offizielle Teil seines Besuchs beginnt am Freitag: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird Erdogan um 11:30 Uhr im Bundeskanzleramt begrüßen.

Anschließend ist ein gemeinsames Mittagessen geplant. Am Abend empfängt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den türkischen Präsidenten zum Staatsbankett. Am Samstag geht es für Erdogan erneut für ein Gespräch mit Merkel ins Kanzleramt.

Danach reist der türkische Präsident weiter nach Köln, wo er die Großmoschee in Köln-Ehrenfeld einweihen wird. Nach einer Rede und Zeremonie reist Erdogan ab. Der türkische Präsident will bei seinem Staatsbesuch beide Staaten dazu auffordern, ihre Unstimmigkeiten hinter sich zu lassen und sich auf gemeinsame Interessen zu konzentrieren, wie er in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb. Er wolle in den bilateralen Beziehungen „eine neue Seite aufschlagen“.

Maas sieht Erdogan-Besuch als Chance

Außenminister Heiko Maas (SPD) sieht in dem bevorstehenden Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Gelegenheit zur Verbesserung des Zusammenlebens von Türken und Deutschen in Deutschland. „Seit Jahrzehnten gehören Menschen aus der Türkei zu Deutschland. Sie sind Bürger dieses Landes, sie sind Nachbarn, Sportskameraden, Mitschüler, Kollegen, Freunde und Familie. Wir haben eine Verantwortung dafür, dass politische Spannungen diese menschlichen Beziehungen nicht belasten“, sagte Maas dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagsausgaben). Dafür müsse man konstruktiv zusammenarbeiten und respektvoll miteinander umgehen. „Der Besuch von Staatspräsident Erdogan kann in dieser Hinsicht eine Chance sein, um politisch wieder zu einem besseren Verhältnis zu finden“, so Maas. Erdogan trifft Donnerstagmittag zu seinem Staatsbesuch in Berlin ein. Das offizielle Programm beginnt am Freitag.

Autor: dts