Düsseldorf | Mit scharfen Worten greift die nordrhein-westfälische FDP Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wegen dessen umstrittener „Vermisst“-Kampagne an. Es sei eine „Geschmacklosigkeit“, dass die Postkarten gegen eine Radikalisierung junger Muslime ausgerechnet in der Kölner Keupstraße verteilt worden seien – dem Ort eines NSU-Terroranschlags, schreibt Fraktionsvize Joachim Stamp in einem Brief an Friedrich, der der Nachrichtenagentur dapd vorliegt. Dies zeige, dass der Innenminister „die Sensibilität des Themas bisher nicht ausreichend“ bedacht habe.

Anstatt guten Argumenten zu folgen und die Kampagne zu überarbeiten, halte Friedrichs Haus „offenbar beratungsresistent“ an der Veröffentlichung fest. Gut integrierte Bürger mit muslimischen Glaubens würden ihre Religionsgemeinschaft „als Ganzes stigmatisiert sehen“. Friedrich müsse die Aktion „unverzüglich“ stoppen und erst nach einer „gründlichen Überarbeitung“ fortsetzen, fordert Stamp.

Die Kampagne weist im Stil von Vermisstenanzeigen auf eine Beratungsstelle für Angehörige junger, sich radikalisierender Muslime hin. Erst am Donnerstag hatte der NRW-Integrationsrat in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, die „unselige und unüberlegte Aktion“ umgehend und endgültig zu stoppen.

Autor: dapd