Köln | Sie ist die erste Europameisterin in den Reihen des Leichtathletikteams der Deutschen Sporthochschule Köln. Bereits mit elf Jahren kam die Sülzerin Leena Günther zum Team. Jetzt startet die 21-jährige Medizinstudentin bei der 4×100-Meter-Staffel in London bei den Olympischen Spielen. Im Interview mit report-k.de erzählt die Athletin, was sie in London erreichen will und warum sie den Titel als Europameisterin noch nicht genießen konnte.

Frau Günther, was ist das für ein Gefühl zwischen der EM in Helsinki und den Olympischen Spielen in London?
Leena Günther: So ganz genießen kann ich den Titel noch nicht. Dafür gibt es einfach zu viel zu tun. Am Sonntag steht das nächste Trainingslager an. Da kommt man nicht so richtig zur Ruhe. Aber Europameisterin zu sein, ist auf jeden Fall ein schönes Gefühl.

Konnten Sie wenigsten nach dem Sieg feiern?
Ja, ein bisschen bei der Abschlussfeier und dann zu Hause in Köln mit meinen Freundinnen. Da konnte wir mal zusammen anstoßen.

Was bedeutet der Titel für Sie?
Der bedeutet mir sehr viel. Das war meine erste große Meisterschaft und dort gab es dann gleich die Goldmedaille. Wir hatten auf ein Medaille gehofft, an Gold hätten wir vorher allerdings nicht geglaubt. Ziel war das Erreichen des Endlaufs

Wie sehen jetzt Ihre Erwartungen für die Staffel in London aus?
Wir wollen an unsere Zeit von Helsinki heran laufen, dann sollte es für das Finale reichen. Eine Medaille zu holen, wird ziemlich schwierig – ist aber nicht unmöglich. Wir haben starke Konkurrenz aus den USA, Jamaika und der Ukraine.

Wie sieht Ihr Programm bis London aus?
Jetzt steht das zehntägige Trainingslager in Kienbaum an. Dann komme ich für zehn Tage nach Köln und werde noch am Wettkampf in Weinheim teilnehmen. Danach geht es wieder ins Trainingslager und von dort direkt nach London.

Auf was freuen Sie sich bei den Olympischen Spielen?
Ich hoffe, dass das für uns ein Riesenerlebnis wird. Wir sind zwar nur eine Woche vor Ort und verpassen die Eröffnungsfeier. Aber ich freue mich trotzdem auf das Leben im olympischen Dort und die Gemeinschaft, die dort herrscht. Die erste Berührung gab es bereits am Donnerstag, als wir unsere Ausrüstung für die Spiele in Mainz abholen konnten. Die ist ziemlich umfangreich.

Sie sind seit zehn Jahren beim Team der Sporthochschule. Was bedeutet das Team für Sie und was bedeutet ihr Titel für das Team?
Das Team ist unglaublich wichtig für mich. Da bekommt man in allen Lebenslagen Unterstützung. Die Leute im Team haben sich genauso über den Titel gefreut wie ich, auch die, die jetzt nicht mit nach London fahren können. Missgunst gibt es bei uns nicht.

Werden Sie wieder die Startläuferin der Staffel sein?
Das wird in der Regel erst kurz vorher entschieden. Aber die Chancen dafür stehen gut, ich habe Leistung gezeigt und wüsste nur wenige Gründe, die dagegen sprechen. Die Position hat den Vorteil, dass man als erster fertig ist und entspannt zuschauen kann. Dafür trägt man eine große Verantwortung – vor allem wenn es einen Fehlstart gibt.

Wie gehen Sie mit dem Erwartungsdruck um?
Die Leute erwarten nicht unbedingt eine Medaille in London. Wir sind entspannt, weil wir in Helsinki Selbstvertrauen bekommen haben. Jetzt müssen wir schauen, wie weit wir damit kommen.

Sie tragen im Ohr einen goldenen Kleeblatt-Stecker im Ohr. Sind Sie abergläubisch?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe den Ohrstecker seit etwa sechs Jahren und er hat mir ziemlich viel Glück gebracht. Aber ich habe auch schon gute Leistungen gezeigt, wenn ich ihn mal vergessen habe.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Kölner Europameisterin Leena Günther