Köln | Am gestrigen Dienstag endete das Projekt „MitArbeit“ in Köln. Menschen mit schwerer Behinderung sollen so eine Perspektive im Berufsleben erhalten. In den drei Jahren des Projekts konnten mehr als 100 Personen so integriert werden.

Das Projekt war nichts Geringeres als ein „Meilenstein in der beruflichen Integration von Menschen mit einer Schwerbehinderung“. Zwar gibt es gesetzliche Vorgaben und eine Verpflichtung, ab einer bestimmten Unternehmensgröße eine bestimmten Prozentsatz der Arbeitsplätze für Schwerbehinderte einzuräumen. Dennoch haben es Menschen mit gesundheitlichen Handicaps deutlich schwerer, den passenden Job zu finden als körperlich gesunde. Und wer sich immer wieder Absagen einfängt, leidet irgendwann auch psychisch an den Zurückweisungen.

Genau hier setzt das Projekt mit seinen drei Phasen an: Analyse der Stärken, Vorbereitung und Arbeitssuche sowie die unterstützende Aufnahme einer Beschäftigung. Bis zu 15 Monate danach erfolgte eine begleitende Betreuung durch einen Coach. Diese intensive Arbeit führte bis dato zu 108 Integrationen in sozialversicherungspflichtige Arbeit, Berufsausbildung, abschlussorientierte Qualifizierung und berufliche Rehabilitation. Für weitere 141 Menschen konnte das Projekt eine passende Anschlussperspektive in die Wege leiten. Dies waren z.B. tagesstrukturierende Angebote, Kurzqualifikationen oder auch eine Anbindung an psychosoziale Beratungsstellen.

Hauptaufgabe ist Mutmachen

„Die Integration von Menschen mit einer Schwerbehinderung in den Arbeitsmarkt bleibt eine Herausforderung, gerade auch im gesellschaftlichen Kontext und angesichts immer noch vorhandener Vorbehalte bei Arbeitgebern“, so Olaf Wagner, Geschäftsführer des Kölner Jobcenters. So lag ein erheblicher Teil der Arbeit auch auf den Schwerpunkten Mutmachen und nicht verzweifeln, wenn ein Vorstellungsgespräch mal wieder nicht zum gewünschten Ergebnis führt.

Zum großen Festakt zeigten zwei Beispiele, wie es dann doch gut laufen kann. Der 49-jährige Wolfgang S. hatte nach seinem erfolgreichen Studium der Mathematik eigentlich eine Karriere als Softwareentwickler vor sich. Aber ein körperliches Leiden zwang ihn immer wieder in Reha-Maßnahmen. Nachdem er im August vergangenen Jahres am Projekt „MitArbeit“ teilnahm, ist er nun als Softwareentwickler für den Bank-Verlag in Köln tätig. Die belastenden Situationen seiner persönlichen Leidensgeschichte sind erst einmal Vergangenheit.

Auch für Bozena B. weiß um die Schwierigkeiten bei der Berufssuche. Ihr Handicap: sie ist gehörlos. Trotz einer Ausbildung als Bauzeichnerin fand sie jahrelang keine adäquate Beschäftigung. Sie kam bereits im Januar 2017 zum Projekt des Jobcenter und konnte dort innerhalb von nur drei Monaten beruflich Fuß fallen. Seit April 2017 arbeitet sie als Hauswirtschafterin in einem Privathaushalt.

Coaching über die erste Phase hinaus ist wichtig

Eine wichtige Hilfe dabei, da sind sich beide einig, ist die relativ lange Zeit von bis zu 15 Monaten, in denen Coachings stattfinden. In ausführlichen und sehr intensiven Gesprächen verarbeiteten Coach und Schützling die eingehenden Absagen zusammen, um am erklärten Ziel („Raus aus Hartz-IV“) festzuhalten. Neben den Menschen mit Einschränkungen suchte das Projekt auch den Kontakt zur Arbeitgeberseite. Denn auch das beste Coaching muss scheitern, wenn Arbeitgeber sich nicht von der Leistungsfähigkeit, der Motivation und der Eignung der Teilnehmer überzeugen lassen. Dazu gebe es zudem auch einige Fördermöglichkeiten, wie Projektleiterin Martina Griese verriet.

Partner in dem Projekt waren neben dem Jobcenter Köln auch das Berufliche Trainingszentrum Köln, das Zentrum Bildung und Beruf Michaelshoven, der beschäftigungsträger Zug um Zug sowie die Agentur für Arbeit Köln. Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln des Ausgleichsfonds.

Autor: bfl
Foto: Das Kölner Jobcenter hat mit anderen Kooperationspartnern zusammen über drei Jahre Menschen mit schwerer Behinderung auf ihrem Weg zurück in eine berufliche Perspektive begleitet. Gestern war großer Abschied.