Köln | Nach Ablauf eines Forschungsprojekts im vergangenen Jahr will das Zentrum für Palliativmedizin an der Kölner Universitätsklinik die Erkenntnisse nun der Umsetzung widmen.

Wie die Verantwortlichen der Kölner Landesklinik am heutigen Gründonnerstag ausführten, konnte im besagten und im August 2017 abgeschlossenen Projekt „Implementierung einer Arbeitshilfe in die Versorgungspraxis der Altenhilfe“ elegt werden, dass sich selbst im fortgeschrittenen Stadium der Demenzerkrankung eine sehr komplexe Bedürfnislage zeigt, die auf weiterhin vorhandene differenzierte Empfindungen, Wünsche oder Absichten der Betroffenen hinweist.

Die im Zentrum für Palliativmedizin unter der Projektleitung von Dr. Klaus Maria Perrar und Prof. Dr. Raymond Voltz entwickelte Arbeitshilfe ermöglicht es nun, auch bei erloschenem sprachlichen Ausdrucksvermögen, die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensende zu erfassen. Ausgehend von intensiven Beobachtungen werden Hilfestellungen gegeben, wie Bedürfnisse körperlicher, psychosozialer oder spiritueller Art zu erfüllen sind. Die Arbeitshilfe gibt hier konkrete Beispiele und Handlungsempfehlungen. Ihre Anwendung wurde in der ambulanten und stationären Altenhilfe erprobt, reflektiert und auf die jeweilige Arbeitssituation angepasst.

Lösungen müssen individuell abgestimmt sein

Forschungsgegenstand sind vor allem Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen vor allem in der Altenhilfe zur Anwendung kommen. „Menschen mit schwerer Demenz sind nahezu vollkommen von den Personen in ihrer Umgebung abhängig und auf Unterstützung angewiesen. Mit der jetzt vorliegenden Arbeitshilfe können wir Pflegekräfte besser unterstützen. Sie können hiermit Bedürfnisse der Erkrankten besser erkennen und angemessen reagieren“, erklärte dazu die neue Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey.

Wie aber können die Bedürfnisse ermittelt werden, wenn die Betroffenen sich nicht einmal mehr sprachlich ausdrücken können. Eine pauschale Lösung gibt es nicht, was auch der Projektleiter in seiner Stellungnahme unterstreicht. „Wir wurden darin bestätigt, wie vielfältig die Bedürfnisse von Menschen selbst mit schwerer Demenz auch an ihrem Lebensende noch sind“, so Perrar.

Das Zentrum für Palliativmedizin entstand im Jahr 1983. Damals gründete die Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit der Klinik für Chirurgie an der Uniklinik Köln Deutschlands erste Palliativstation. Der Bedarf an palliativmedizinischer Versorgung stieg seitdem ständig und so wurde im Jahr 1992 auf dem Campus der Uniklinik das Dr. Mildred Scheel-Haus gebaut. Mit Einrichtung des Lehrstuhls für Palliativmedizin entstand 2004 das Zentrum für Palliativmedizin als fachlich eigenständige Klinik.

Autor: Bernd F. Löscher
Foto: Die Forschungsgruppe um Dr. Klaus Maria Perrar (3.v.r.) und Prof. Dr. Raymond Voltz (2.v.l.) vom Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln. Foto: Uniklinik Köln