Köln | Spannend wie ein Kriminalroman, so bezeichnete der Museumsdirektor des Kölnischen Stadtmuseums, Mario Kramp, die Geschichte eines verschollen geglaubten Adenauer-Portraits. Das aus dem Jahre 1928 stammende Bild von Künstler Eduard Horst zeigt Konrad Adenauer in seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister. Mit der Leihgabe der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus schließt das Kölnische Stadtmuseum eine Lücke, denn bis dato fehlte ein repräsentatives Portrait des beliebten Politikers aus jener Zeit.

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Lange galt das Porträt als verschollen, bis es aus heiterem Himmel in der Stiftung des Bundeskanzler-Adenauer-Hauses in Röhndorf bei Bonn wieder auftauchte. Dort ließ man das Bild restaurieren. In einem desolaten Zustand soll es nämlich gewesen sein, berichtete der Enkel des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer. „Ich bin sehr dankbar, dass es gefunden wurde“, sagte einer der Enkel Adenauers. Auch Kramp freute sich, denn der besonders bei den Kölnern so geschätzte Politiker sei offensichtlich nach wie vor ein Magnet. Die Geschäftsführerin des Konrad-Adenauer-Hauses, Corinna Franz, stimmte dem zu. Sie wisse das Gemälde nun in guten Händen, dass „eine Brücke zwischen dem Adenauer-Haus in Rhöndorf und Köln“ schlage.

Bekanntheit erlangte das Gemälde schon 1928, als es anlässlich der Kölner PRESSA-Ausstellung das Titelblatt der damals bekannten Zeitschrift “Jugend“ zierte. Der 1892 in Köln geborene Maler Eduard Horst war damals ein bekannter Portrait-und Kirchenmaler. Schwerpunkt seines Schaffens lag nach Kriegsende in der katholischen Kirchenmalerei.

Einem glücklichen Zufall habe es der Nachlassverwalter Friedrich Kefferpütz aus Bad Honnef zu verdanken, dass er die zusammengerollte Leinwand in der Garage der Witwe des Malers, versteckt von Zementsäcken, fand. Der Erbe der Familie Horst, Peter Lauter, bat Kefferpütz um Hilfe, den Nachlass aufzulösen. So landete das Bild im Bundeskanzler-Adenauer-Haus.

Das Portrait gibt den Experten Rätsel auf

Dennoch: Alle Geheimnisse um das Gemälde sind noch nicht gelüftet. Enkel Adenauer wies darauf hin, dass kurz nach der Veröffentlichung des Bildes das selbe Motiv in einer Kölner Zeitung abgedruckt worden ist, allerdings mit einer entscheidenden Veränderung. Im Hintergrund war das Historische Rathaus Kölns zu sehen. Nun rätseln die Experten: Existiert möglicherweise ein zweites Gemälde? Oder war dies nur ein Entwurf? So viel steht fest: Das Rathaus wurde nicht in dem bekannten Gemälde übermalt. Das können die Restauratoren mit Sicherheit sagen. Für eine weitere Überraschung sorgte Rita Wagner, Leiterin der Graphischen Abteilung des Museums. Laut ihrer Recherchen befinde sich im Rheinischen Bildarchiv ein Foto, das ebenfalls Adenauer mit Kölner Rathaus zeige. Das Foto habe den schriftlichen Zusatz „städtisches Gebäude“ gehabt. Ob dies Hinweis genug ist, dass es ein zweites Exemplar des Adenauer-Portraits gibt, kann auch Direktor Kramp nicht sagen. Er mutmaßte, vielleicht habe man das Bild in der NS-Zeit aus dem städtischen Gebäude entfernt, das bis 1933 dort gehangen haben könnte.

Konrad Adenauer hat für die Stadt Köln eine zentrale Bedeutung. Ihm haben die Kölner zum Beispiel den Grüngürtel, die Wiedergründung der Universität 1919, den Bau der Messe nach 1923 sowie die Ansiedlung der Ford-Werke 1930 zu verdanken.

Autor: Nelli Morkel
Foto: Adenauer-Portrait von 1928 von Maler Eduard Horst