Der Blogger Alexej Nawalny ist auf einem Bildschirm zu sehen, als er über eine Videoverbindung an einer Anhörung im Moskauer Bezirksgericht Basmanny zu einem Extremismusverfahren gegen ihn teilnimmt. IMAGO / ITAR-TASS

Köln | Im Rahmen des 7. Kölner Forum für Journalismuskritik wird dem russischen Kremlkritiker Alexej Nawalny am kommenden Mittwoch im Haus des Deutschlandfunks in Köln der Günter-Wallraff-Preis 2023 verliehen. Sein Mitarbeiter Georgij Alburow nimmt die Auszeichnung am 3.Mai in Köln entgegen.

Alexej Nawalny wird geehrt

Der Günter-Wallraff-Preis wird für Pressefreiheit und Menschenrechte verliehen. In diesem Jahr geht er an den russischen Juristen, Publizisten und Bürgerrechtler Alexej Nawalny. Der wegen angeblichen Betrugs und Missachtung des Gerichts verurteilte Nawalny verbüßt eine neunjährige Strafe in der Strafkolonie Nr. 6 im Dorf Melechowo in der Region Wladimir. International gilt Nawalny als politischer Gefangener. 2020 war der Kremlkritiker nur knapp einem Mordanschlag mit dem Nervengift „Nowitschok“ entgangen. Vor zwei Tagen beriet in Moskau erneut ein Gericht über ein weiteres Verfahren gegen den Oppositionspolitiker. Nawalny erklärte in einer Videoschalte, dass ihm vorgeworfen werde aus dem Gefängnis heraus Terroranschläge vorbereitet zu haben. Das Gericht prüft den Antrag der Staatsanwaltschaft, die Nawalny eine Frist von 10 Tagen einräumt, um sich mit 196 Bänden der Prozessunterlagen vertraut zu machen.

„Nawalny bringt Geschichten und Diskurse in die Öffentlichkeit, über die sonst in Russland niemand berichtet“

Der Günter-Wallraff-Preis für Pressefreiheit und Menschenrechte der Initiative Nachrichtenaufklärung wird am 3. Mai im Kölner Funkhaus des Deutschlandfunks vergeben. Die Jury begründet die Preisvergabe: „Nawalny riskiert für Demokratie und Menschenrechte in seinem Land sein eigenes Leben. Er ist damit ein Stellvertreter für all die Namenlosen, die in Diktaturen wie Russland ähnlich rechtlos behandelt werden. (…) Insbesondere mit seiner publizistischen und investigativen Tätigkeit hat er den Hass des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, auf sich gezogen, denn Nawalny hat Skandale, Vetternwirtschaft und Korruption in Russland aufgedeckt. Er bringt Geschichten und Diskurse in die Öffentlichkeit, über die sonst in Russland niemand berichtet.“ Die Chefredakteurin des Deutschlandfunk Birgit Wentzien wird die Laudation halten.

7. Kölner Forum für Journalismuskritik

Das Forum für Journalismuskritik ist eine Veranstaltung der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion und der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA). Am 3. Mai befasst sich das 7. Kölner Forum für Journalismuskritik mit den Fragen ob nach 100 Jahren das Radio noch gebraucht werde und wie mit dem „Hass im Netz“ umgegangen werden kann. Auf dem Podium diskutieren unter anderem die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, der Publizist Hasnain Kazim und Deutschlandradio-Programmdirektorin Jona Teichmann.

Der Deutschlandfunk überträgt alle Programmpunkte per Livestream und im Digitalradio auf dem Kanal „Deutschlandfunk – Dokumente und Debatten“.  

ag