Köln | Dass die Kölner schon immer ihre Probleme mit Großprojekten hatten, erfahren die Besucher der Domgrabung bei der Museumsnacht am Samstagabend. So wurde der Bau des Doms 1520 nicht etwa aus Geldgründen gestoppt, das hätte man einfach neu prägen können. Es war die Mode, die damals dem Großprojekt zu Verhängnis wurde. Denn die Gotik, die den Neubau des Doms bestimmt hatte, war 200 Jahre spät komplett out, weil die Renaissance nun der angesagte Baustil war.

Jahrhunderte später, während der Romantik, besann man sich wieder auf die alten Dinge, die Gotik war wieder in und der Dom wurde zu dem, was er heute ist – das imposante Markenzeichen Kölns. Imposant sind beim Rundgang durch die Grabung auch die Orgelklänge, die von oben an die Ohren der Besucher unter dem Dom gelangen.

Wie man auf alten Bildern spannende Details erkennt, lernen Kinder im Wallraf-Richartz-Museum bei der Kerzenlicht-Führung in der Sonderausstellung zu Godefridus Schalcken kennen. So erfahren sie, wie Kerzen- oder Fackelschein die Stimmung auf einem Gemälde verändern, was sie direkt mit ihren Elektrokerzen gefahrlos ausprobieren können. Oft sind es kleine Details wie die Kleidung oder ein Silberteller, durch die man erfährt, ob die Menschen auf den Bildern einfache Menschen oder reiche Bürger waren. Und die hatten für die heutige Zeit merkwürdige Spielsachen wie zum Beispiel Schweinsblasen. „Bilder waren damals wertvoll und dienten in einer Zeit, in der es keine Fotos oder Fernseher gab, der Unterhaltung der Menschen“, erklärt Museumsführerin Diane Ciesielski.

Zu entdecken gab es in der Museumsnacht auch einige neue Dinge wie das Ubiermonument aus der Römerzeit unweit des Heumarkts. Dieses ist das älteste bisher bekannte Bauwerk aus behauenen Steinquadern nördlich der Alpen. Nun konnte der antike Hafenturm nach einer dreijährigen Sanierung in einem ganz neuen Ambiente erstmals wieder besichtigt werden.

Neu ist auch der Besuch des Sneakermuseums im Belgischen Viertel zur nächtlichen Stunde. Dort hat die sechste Ausstellung den legendären Skaterschuh Vans Sk8-Hi zum Thema, der Ende der 70er Jahre auf den Markt kam, und der bis heute nicht nur bei Skatern voll im Trend liegt. Zu sehen gibt es in dem kleinen Museum etwa 100 verschiedene Varianten darunter auch Bandversionen mit Kiss, Metallica und Slayer. Star Wars, ein Brauerei-Logo und Disney-Figuren haben ebenfalls ihren Weg auf den Turnschuh gefunden. „Es gibt keinen Sneaker, der so häufig auf Covern von Zeitschriften zu sehen war, wie den Sk8-Hi“, erklärt Kurator Jürgen Blümlein. Nach Deutschland geholt wurde der US-Sneaker übrigens von der Skaterlegende Titus Dittmann.
Einen besonderen Kulturgenuss gab es im Museum für angewandte Kunst (Makk), wo Eveline Hall mit ihrer Band auftrat. Mit fast 70 Jahren ist sie das wohl älteste Supermodel der Welt und schickt sich gerade an, auch zum Rockstar zu werden. Mit ihrer Gänsehaut-Stimme verzauberte die ehemalige Ballerina, Schauspielerin und Vegas-Showgirl die zahlreichen Besucher im Makk, wo sie ihr Debütalbum „Just A Name“ vorstellte.

Insgesamt kamen nach Veranstalterangaben rund 20 000 Besucher zur Museumsnacht. Publikumsmagneten wie das Museum Ludwig mit der Sonderschau des vietnamesischen Künstlers Danh Võ oder das Wallraf-Richartz-Museum mit gleich zwei Sonderausstellungen, freuten sich über rege Besucherströme. Bei der Museumsnacht gab es in 45 Häusern und Kunstorten 60 Ausstellung und 200 Veranstaltungen zu erleben.

Autor: Stephan Eppinger