Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim Gedenken an den Archiveinsturz am 3. März 2018. (Archivbild)

Köln | Am 3. März 2009 um 13.58 Uhr stürzte das Kölner Stadtarchiv ein. Als der Staub sich verzogen hatte blickte Köln auf einen Steinhaufen. Darunter zwei Menschen begraben. Kevin und Khalil werden erst Tage später tot geborgen. Das Archiv und die Archivalien befinden sich in diesem Steinhaufen. Der Jahrestag des Einsturzes jährt sich am Sonntag zum 15ten Mal. Den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) ist dieser Jahrestag drei Sätze und drei Zeilen in einer zweieinhalbseitigen Mitteilung an die Öffentlichkeit Wert, die sich um den Weiterbau und den Verkehr dreht. In einem Wort: Pietätlos.

Der Screeenshot zeigt die 3 Zeilen und 3 Sätze zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 um 13.58 Uhr.

Die drei Zeilen und drei Sätze der Kölner Verkehrsbetriebe

Das schreibt die KVB unter der Überschrift „15. Jahrestag des Archiveinsturzes am Waidmarkt“: „Am 3. März 2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv ein. Zwei junge Männer kamen bei diesem tragischen Unglück um ihr Leben. Ihrer wird am Sonntag an dem mit Blumenkränzen geschmückten Bauzaun am Waidmarkt gedacht.“

Dann geht es 75 Zeilen lang nur um Baugrube, Stahlträger, Beton, Betonierung, Aussteifungskonstruktionen, Kies, Termine, Gerätschaften, Rheinwasserstände, Termine, Radverkehr und so weiter. Im übrigen gibt es zu der Betonage, die auch im März 2024 stattfinden soll eine weitere Mitteilung, die zeitgleich verschickt wurde.

Der Archiveinsturz

Es ist 13.58 Uhr als das Stadtarchiv einstürzt. Wenige Minuten zuvor hatten Bauarbeiter am Gleiswechselbauwerk am Kölner Waidmarkt einen Wassereinbruch festgestellt. Sie warnten die Menschen vor Ort. Nur zwei Menschen erreichten sie nicht. Die beiden jungen Männer, die vermutlich schliefen. Sie starben beim Einsturz des Archivs und wurden fünf beziehungsweise neun Tage nach dem Einsturz tot geborgen. 36 Menschen verloren ihre Wohnungen und ihr gewohntes Umfeld. Eine der Anwohnerin starb kurz darauf. Mitten auf dem Waidmarkt türmte sich ein gigantischer Trümmerberg in dem sich 90 Prozent der Archivalien befanden. Der wurde mit einem riesigen Dach überspannt und hunderte Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk bargen aus den Trümmern die Archivalien. Es kam zu Ermittlungsverfahren und im Laufe der Zeit kamen immer mehr Mängel zu Tage: Bewehrungseisen, die gestohlen wurden, mangelnde Bauaufsicht durch die Bauherrin, das Abpumpen von zu großen Grundwassermengen, gefälschte Messprotokolle oder illegale Brunnen. Rund 95 Prozent der Archivalien seien geborgen worden. Ihre Restaurierung wird noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Die Stadt einigte sich 2020 mit den beteiligten Baufirmen der ARGE auf eine Entschädigungssumme von 600 Millionen Euro und den Fertigbau des Gleiswechselbauwerks am Waidmarkt. Der Rat stimmte dem zu. Das Historische Archiv bezog an der Luxemburger Straße mittlerweile seinen Neubau.

Report-K berichtete am 3. März 2009 in einem Livebericht vom Einsturz des Historischen Archivs und traf auf den Augenzeugen Günter H, der im Moment des Einsturzes auf der Severinstraße mit seinem Pkw in Richtung Chlodwigplatz unterwegs war. Der berichtete dem Reporter von report-K vor Ort Andi Goral folgendes. „Als ich in den Rückspiegel sah, sackte hinter mir auf einer Länge von 60 Metern das Haus zusammen. Das war eine riesige Staubwolke. Ein Bild wie in New York. An der Einsturzstelle entstand sofort Panik. Ich stieg aus meinem Wagen. Ein Ehepaar, von denen einer gerade in das Historische Archiv gehen wollte, stand fassungslos auf der anderen Straßenseite. Das Ehepaar berichtete mir, dass sie gesehen hätten, wie mehrere Menschen in die Tiefe gerissen wurden. Die Arbeiter der KVB, machten gerade eine Pause und rauchten eine Zigarette. Sie waren kreidebleich. Wir konnten nicht helfen. Wir haben keine Schreie von Verletzten gehört, weil es so laut war. Und dann hörten wir schon die Sirenen der Feuerwehr.“

Lange Zeit hielten sich die Behörden mit Aussagen zu möglichen Opfern zurück und entsprechende Spekulationen machten die Runde. Erst später wurde bekannt, dass den Behörden die beiden jungen Männer, die später tot geborgen wurden, als mögliche Opfer bekannt waren. Am 4. März 2009 gab die Stadt bekannt, dass die Suche nach Vermissten eingestellt worden sei.

Am 11. März 2009 traf sich der Kölner Rat zu einer Sondersitzung:

Es folgten viele Berichte zum Archiveinsturz, den Aussagen der Betroffenen bis zum Strafverfahren und deren Ergebnissen oder wie oben beschrieben der Einigung der Stadt Köln mit den betroffenen Bauunternehmen.

Im Jahr 2017 dokumentierte report-K den Kölner Klagegesang am Jahrestag des Archiveinsturzes

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So gedachte Köln 2018 dem Archiveinsturz

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Es ist nicht das erste Mal, dass das Gedenken der Offiziellen kritisch betrachtet wurde. Köln kann auch anders engagierte sich immer für das Gedenken.

Die Kölner Verkehrsbetriebe schreiben in ihrer aktuellen Mitteilung, dass am Sonntag gedacht werden soll und Blumenkränze am Bauzaun aufgehängt werden. Wann genau das Gedenken stattfinden soll schreiben die KVB nicht.

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