Bonn | 50 Jahre nach dem historischen Deutschland-Besuch von Frankreichs früherem Staatspräsidenten Charles de Gaulle haben Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) und sein französischer Amtskollege Laurent Fabius die deutsch-französische Versöhnung gefeiert. Bei einem Bürgerfest in Bonn enthüllten beide heute eine Gedenktafel.

„Wir tragen ein Erbe in uns“

„Die deutsch-französische Freundschaft ist das kostbarste Juwel in unserer Europapolitik“, erklärte Westerwelle. Die Freundschaft sei tief im Herzen der Völker verankert. Fabius betonte: „Wir tragen ein Erbe in uns.“ Deutschland und Frankreich bräuchten sich gegenseitig. „Wir müssen Europa wieder auf den Weg der Zukunft zu bringen“, sagte Fabius mit Blick auf die Eurokrise. Deutsche und Franzosen müssten eng zusammenarbeiten, auf gleicher Augenhöhe ohne irgendjemanden auszuschließen.

De Gaulle hatte am 5. September 1962 von der Rathaustreppe aus den Bürgern zugerufen: „Es lebe Bonn, es lebe Deutschland, es lebe die deutsch-französische Freundschaft.“ Die euphorische Rede gilt als ein Meilenstein im Prozess der Aussöhnung der im Weltkrieg verfeindeten Länder. De Gaulle und der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) wurden von der begeisterten Menge bejubelt. Zwei Monate zuvor hatten beide Staatsmänner in der Kathedrale im französischen Reims eine „Versöhnungsmesse“ gefeiert. Im Januar 1963 unterzeichneten beide dann den Élysée-Vertrag, den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag.

Fabius appellierte bei einer Diskussion mit Schülern daran, dass Jugendliche mehr auf die französische Sprache setzen sollten. Heute lebten 220 Millionen französische Muttersprachler auf der Welt. Wegen des massiven Bevölkerungswachstums in Afrika seien es in 30 Jahren rund 750 Millionen. „Die Deutschen sollten, wenn sie sich die Entwicklung der Welt anschauen, mehr Französisch lernen“, sagte der französische Außenminister. De Gaulle hatte bei seiner Bonner Rede deutsch gesprochen.

Gedenk-Plakette in Köln

Morgen wollen Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters und der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne eine Gedenkplakette im Kölner Rathaus enthüllen. Sie erinnert an den Besuch von Charles de Gaulle in Köln. Dabei trug sich de Gaulle zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer auch in das Goldene Buch der Stadt ein.

Autor: dapd